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Keine dicke Luft mehr an der WWU

Muz705 Rauchen

Für Raucher sind schwere Zeiten angebrochen, denn in der Uni gilt seit Anfang September ein absolutes Rauchverbot.

Foto: Peter Grewer

Der Hals kratzt, die Augen tränen, das Büro muffelt. Egal, der Griff zur nächsten Zigarette ist automatisiert und selbstverständlich. Nicht mehr ganz selbstverständlich, denn seit Anfang September gilt ein generelles Rauchverbot in allen Gebäuden und Dienstwagen der Uni. 110.000 bis 140.000 Tote allein durch Rauchen, mehr Tote als durch Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, AIDS, Morde und Suizide in einem Jahr zusammen, waren Grund genug für das Rektorat, dem Nichtraucherschutz einstimmig oberste Priorität einzuräumen. Es hat mit seinem generellen Rauchverbot das "Nichtraucherschutzgesetz" des Landes vorweggenommen, das am 1. Januar 2008 in Kraft treten soll und das Rauchen in allen öffentlichen Gebäuden und auf öffentlichem Gelände verbieten wird.

Schon seit Jahren geht die Zahl der Raucher stetig zurück. Immer mehr Menschen werden sich der Gefahren des Nikotinkonsums bewusst. Nicht für alle ist es allerdings so einfach wie für Baudezernent Reinhard Greshake. Dem einstmals passionierten Pfeifenraucher schmeckte im heißen Sommer 2006 im Urlaub plötzlich seine Pfeife nicht mehr: "Da habe ich einfach ganz aufgehört. Das war nicht beabsichtigt und ich habe auch nicht drunter gelitten", so Greshake. Allerdings, so gibt er zu, "war ich auch ein echter Genussraucher. Bei Stress habe ich aufgehört zu rauchen."

Nicht jeder Raucher ist auch süchtig, weiß Privatdozent Dr. Ralf Demmel von der Abteilung für Klinische Psychologie des Psychologischen Instituts I. "Die starke körperliche Abhängigkeit darf man aber auf keinen Fall unterschätzen", warnt er. Zwei Merkmale machen die Sucht aus: der Entzug, der auftritt, wenn man bestimmt Stoffe nicht mehr erhält und die Gewöhnung, die immer mehr Stoffe fordert.

"Nikotin gehört zu den Stoffen, die eine unmittelbare Belohnung versprechen, weil sie sofort vom Gehirn aufgenommen werden", so Demmel. Außerdem sei Nikotin legal, frei verfügbar und könne nebenher konsumiert werden, deshalb sei es so beliebt als Droge. Dass Nikotin hilfreich sein könne, weil es beispielsweise die Konzentration steigere, entlarvt Demmel allerdings als Mythos. "Das Nikotin wird zwar schnell aufgenommen, aber der Nikotinspiegel sinkt danach ebenso schnell wieder und der Raucher gerät auf Entzug. Erst mit der nächsten Zigarette werden die Entzugserscheinungen wieder gemildert, was als Stärkung der Konzentrationsfähigkeit wahrgenommen wird." Auch dass Nikotin beruhigend wirkt, gehört ins Reich der Märchen. "Bei empirischen Versuchen lässt sich eindeutig feststellen, das Rauchen Stresssymptome hervorruft. So steigt beispielsweise die Pulsfrequenz", berichtet Demmel.

Zu der körperlichen Abhängigkeit gesellt sich die Gewohnheit. Die Zigarette zum Kaffee, nach dem Essen oder zum Bier ist für viele ganz selbstverständlich geworden. Diese Gewohnheiten müssen durchbrochen werden. Nichtraucherkurse, gekoppelt mit Substitutionsprodukten wie Nikotinpflaster oder -kaugummi seien dabei der erfolgversprechendste Weg, weiß Demmel. Deshalb bietet die Universität ab Mitte Oktober zusammen mit der "Nichtraucherwerkstatt" Münster drei Nichtraucherkurse an. Die Kosten werden zu 80 Prozent von den Krankenkassen übernommen. Wer es dabei nicht beim ersten Mal schafft, ist nicht etwa willensschach. "Das ist völllig normal", beruhigt Demmel. "Die meisten Raucher schaffen es nicht im ersten Anlauf, dafür dann aber im dritten, vierten oder fünften."

bn