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Brücken bauen für Migrantinnen

Ausländische Studentinnen engagieren sich

Ausländische Studentinnen wollen in Münster "Brücken bauen für Migrantinnen", denen der Weg zur Integration bislang versperrt ist. Sie wenden sich als Vermittlerinnen an Frauen aus ihren eigenen Herkunftsländern, die aufgrund traditioneller Geschlechterrollen und männlich dominierter Familienstrukturen keine Aussicht haben, an Sprach- und Integrationskursen teilzunehmen und Beratungs- und Hilfsangebote wahrzunehmen. Das Land NRW hat für diese Initiative aus der münsterschen Stadtverwaltung eine Förderung zugesagt.

"Münster hat ein engmaschiges soziales Netz, das den Bedürfnissen von Migrantinnen gerecht wird. Aber auch hier gibt es Gruppen von Frauen, die davon wenig erfahren, weil sie isoliert in ihren Familien leben", so Stefanie Siegl vom städtischen Ausländeramt. "Manche müssen sicher auch bestärkt und ermutigt werden, für sich selbst die bestehenden Angebote wahrzunehmen."

Gemeinsam mit Andrea Reckfort vom Frauenbüro suchte sie nach einem Zugang, diese Frauen zu erreichen. Als dann die Studentin Leyla Askari ihr Praktikum im Frauenbüro begann, stellte sich mit der engagierten jungen Frau aus dem Iran wie von selbst die naheliegende Idee ein: Ausländische Studentinnen könnten in ihrer Muttersprache den Kontakt zu den betroffenen Frauen herstellen. Da ihnen Kultur und Konventionen der jeweiligen Nationalitäten bekannt sind, bringen sie beste Voraussetzungen für eine Tätigkeit als Vermittlerinnen mit. Die Idee wurde von Fachleuten aus der Migrationsberatung und vom Ausländerbeirat für gut befunden. Sie bilden einen Fachbeirat, der das Projekt begleitet. Im Herbst sollen mit Unterstützung der Ausländischen Studierendenvertretung 15 Studentinnen als ehrenamtliche Vermittlerinnen angeworben werden. Diese durchlaufen zunächst eine Qualifizierung. Darin lernen sie Bildungs-, Beratungs- und Hilfseinrichtungen mit ihren Ansprechpartnerinnen kennen – und nicht zuletzt absolvieren sie für alle Fälle einen Selbstbehauptungskurs.

Fachlich begleitet durch die Psychologin Sandra Rocha vom Internationalen Zentrum "Brücke" der WWU, werden die Studentinnen dann versuchen, für Migrantinnen Brücken zu den Fachkräften in den Einrichtungen zu bauen. Reckfort erklärt: "Sie treten nicht als Beraterinnen auf. Sie vermitteln Kontakte und sagen den Frauen, warum sie diese nutzen sollten: Weshalb ist es gut, wenn ihre Kinder in die Kita gehen und wenn sie selbst in der Schwangerschaft gesundheitliche Vorsorgeangebote nutzen? Wo gibt es Sprachkurse, wer zeigt mögliche Perspektiven am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt auf?"

Das Projekt ist zunächst auf etwa ein Jahr angelegt. Auch die Studentinnen werden bei ihrem ehrenamtlichen Einsatz gewinnen. Neben einem Zertifikat erhalten sie eine Qualifizierung zur Anwendung von interkultureller Kompetenz, die künftig an vielen Stellen gefragt sein wird.

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