|
muz

Fundus der universitären Geschichte

Zweite Unizeitung "Nachrichten & Berichte" erschien in bewegter Zeit von 1968 bis 1984

Nachdem die "Münstersche Universitäts-Zeitung" 1914 ihr Erscheinen eingestellt hatte, dauerte es Jahrzehnte, bis die Angehörigen der Universität ein ähnliches Angebot der Information und des Meinungsaustausches bekamen. Die ab dem Wintersemester 1968/69 von der Pressestelle herausgegebenen "Nachrichten & Berichte" kamen zunächst äußerst nüchtern daher und beschränkten sich im Wesentlichen auf kurze Mitteilungen, insbesondere auf Berichte zur Hochschulpolitik oder Forschung und Lehre, auf Personalia, Ehrungen, Termine und Statistiken. Die meist maschinengeschriebenen Vorlagen wurden im Fotodruck vervielfältigt und per Post an die Hochschullehrer und die offiziellen Stellen der Universität versandt. Andere Mitarbeiter der Universität oder gar Studierende blieben zumeist außen vor.

Die "Nachrichten & Berichte" änderten zum Beginn des dritten Jahrgangs 1971 ihre Aufmachung und ihren Stil: Das neue, größere Format und das Papier entsprachen eher einer Zeitung. Das neue Druckverfahren mit Zeitungsrotationsmaschinen ermöglichte den Abdruck von Fotografien. Die Auflage wurde erhöht, und die Verteilung erfolgte durch Auslage innerhalb der Universität. Ab und an wurden sogar Überschriften farblich abgesetzt, so dass das Erscheinungsbild der Zeitung wesentlich moderner wurde. Insgesamt wurde die Möglichkeit zum Abdruck von Bildern häufig genutzt, denn kaum eine Seite kam nun ohne ein Foto aus. Dabei wurden nicht nur Gebäude, Veranstaltungen und Geräte, sondern insbesondere Porträts gezeigt, mit denen die ausführlichen Seiten zu Personalia und zu neuen Dekanen ausgestattet wurden. Zu einer Zeit, als man nicht täglich dem Internet die neuesten Ereignisse an der Universität Münster entnehmen konnte, hatten die "Nachrichten & Berichte" oft einen Umfang von 50 bis 60 Seiten und das zweimal im Semester.

Jürgen Böckling, der damalige Pressesprecher der Universität Münster, bezeichnete die "Nachrichten & Berichte" später als ein Nebenprodukt der Pressestelle, deren Ziel es war, die Kommunikation zwischen den einzelnen Teilen dieser Massenuniversität zu fördern. Die Berichterstattung war ausgewogen, was die verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Universität anging. Die Jahresberichte des Rektors wurden abgedruckt. Verstorbene, gerade emeritierte, durch Preise oder Ehrungen ausgezeichnete Professoren fanden ausführliche Würdigungen. Umfangreiche Artikel behandelten neueste Forschungsergebnisse, Baumaßnahmen, Veranstaltungen, Partnerschaften mit anderen Hochschulen, die Entwicklung der Studierendenzahlen oder die Wohnungsnot. In verschiedenen Serien wurden Interviews mit den Prorektoren und den Vorsitzenden der politischen Hochschulgruppen geführt sowie die Dezernate der Verwaltung vorgestellt. Umfragen gaben Stimmungen innerhalb der Universität wieder. Wie schon 60 Jahre vorher fand das Frauenstudium Beachtung, dieses Mal allerdings sachlich und mit Wohlwollen für die Kommilitoninnen. Ausführlich wurden Entwicklungen der Hochschulpolitik und Proteste der Studierenden dargestellt und kritisch kommentiert. So wurde beispielsweise eine Diskussion zwischen Vertretern der Studierenden, dem Bundeswissenschaftsminister Rohde und dem Wissenschaftsminister Rau, die im mit 1500 Zuhörern gefüllten H1 stattfand, in großen Teilen im Wortlaut wiedergegeben, um einen Eindruck von der Veranstaltung vermitteln zu können.

1979 stellten die "Nachrichten & Berichte" für zwei Jahre ihr Erscheinen ein. Begründet wurde diese "schöpferische" Pause mit der fehlenden Kapazität innerhalb der personell schwach ausgestatteten Pressestelle. Doch führte Böckling in der ersten Ausgabe nach der Pause im Juni 1981 aus: "Aber man verrät sicher kein Geheimnis, daß hier auch weitere Faktoren am Krankheitsgeschehen beteiligt waren, die auf mehrere 'gestörte Verhältnisse' zurückgehen: Journalismus und Wissenschaft, Verwaltung und Journalismus und Wissenschaft, Verwaltung und Journalismus, Wissenschaft und Verwaltung – das ist die Umschreibung für das komplizierte Ursachenbündel." Am Konzept der "Nachrichten & Berichte" wurde einiges geändert. Die Zeitung wurde nun stärker gegliedert. Artikelserien über mehrere Ausgaben wurden nicht mehr veröffentlicht. Die Personennachrichten kamen nun ohne Porträtfotos aus. Auch eine Übersicht über die neuen Dekane fehlte. Insgesamt fanden Berichte und Interviews aus der Verwaltung weniger Platz. Die Frage, ob hier ein Zusammenhang zu den Ursachen für die zweijährige Pause bestand oder ob diese Entwicklung dem Interesse der Leser geschuldet war, können nur die damaligen Protagonisten beantworten.

Mit der Juni/Juli-Ausgabe des Sommersemesters 1984 stellten die "Nachrichten & Berichte" ihr Erscheinen endgültig ein. Sie haben die Uni Münster in schwieriger Zeit begleitet, einer Zeit, in der sie sich endgültig zu einer Massenuniversität mit mehr als 40.000 Studierenden entwickelte, in der unter Protesten der Studierenden die Integration der Pädagogischen Hochschule erfolgte und in der mehrfach die Verfassung geändert wurde. Kommunikation der vielen unterschiedlichen Mitglieder und Gruppierungen innerhalb der Universität war ihr Ziel. Information und kritischer Kommentar zu den wichtigsten Entwicklungen und Ereignissen machen sie heute noch zu einer spannenden Lektüre und zu einem Fundus der universitären Geschichte.

Sabine Happ,
Universitätsarchiv