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Grußwort von Minister Pinkwart

Die "muz – Münsters Universitätszeitung" feiert 100. Geburtstag. Recherchen der Hochschule haben ans Licht gebracht, dass sie die drittälteste ihrer Zunft in Deutschland ist, nach Heidelberg und Aachen. Eine solche Tradition ist ein guter Grund stolz zu sein, sich über viele Jahrzehnte im Dienst von Information, Identifikation und Integration als aktuelles und lebendiges Blatt für alle Angehörigen der Hochschule behauptet zu haben. Herzlichen Glückwunsch!

Im Jubiläumsjahr der Universitätszeitung wird sich in den Hochschulen Nordrhein-Westfalens vieles verändern. Das Hochschulfreiheitsgesetz ist in Kraft getreten. Die Hochschulen haben Autonomie und Eigenverantwortung in einer Dimension wie sonst nirgendwo in Deutschland erhalten. Diesen neuen gesetzlichen Rahmen mit Leben zu füllen, ist eine große Chance für die Hochschulen. Es ist aber auch eine gestalterische Herausforderung. Eine Universitätszeitung, die von ihren Leserinnen und Lesern als Informationsmedium und Diskussionsforum akzeptiert wird, kann dabei eine wichtige Rolle wahrnehmen. Indem sie dazu beiträgt, dass möglichst viele über die Veränderungen in ihrer Hochschule Bescheid wissen, sich über den Prozess austauschen können und angeregt werden, sich an der Reform konstruktiv und kritisch zu beteiligen.

Was muss eine Zeitung leisten, die sich der Aufgabe verschreibt, in dieser Form demokratische Teilhabe zu ermöglichen? Was ist guter Journalismus heute? Der Schweizer Journalist Philipp Cueni hat darauf eine Antwort gegeben, die den ersten Preis in einem Wettbewerb der Akademie für Publizistik in Hamburg gewonnen hat. Er sagt: Journalismus darf weder "Szenenapplaus noch gar Freunde suchen", guter Journalismus ist "kritisch, aufsässig und unbequem". Cueni sagt auch: "Dabei ist Glaubwürdigkeit das größte Kapital des Journalismus." Und: "Das ist keine Sache von schönen Worten und Deklarationen, sondern der journalistischen Praxis."

Mich als Leser überzeugt das. Wem ich glaube, von dem höre ich mir im Zweifel auch Unbequemes und Kritisches an. Nicht geglaubt habe ich übrigens die Aussage auf der Titelseite von Münsters Universitätszeitung am 15. 11. 2006, wo unter der Überschrift "Entlassung in Freiheit – und in ewige Armut" behauptet wird, mit dem Hochschulfreiheitsgesetz "müssen künftig viele finanzielle Belastungen, die bisher zentral vom Land bezahlt wurden, von den Hochschulen übernommen werden." Denn das weiß ich zufällig ganz genau und in diesem Fall leider besser. Richtig ist, und das hat auch eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Hochschulen mit dem Ministerium ergeben, dass mit dem neuen Gesetz keine erwähnenswerten zusätzlichen finanziellen Belastungen auf die Hochschulen zukommen. Im Gegenteil, es ist realistisch von echten Effizienzgewinnen auszugehen, die komplett bei den Hochschulen bleiben und von ihnen genutzt werden können.

Ich bin sicher, die Redaktion der Universitätszeitung nimmt mir als einem früheren Studenten dieser Hochschule einen solchen Hinweis nicht übel. "Guter Journalismus", sagt Cueni, "muss dauernd um das Vertrauen beim Publikum kämpfen." Das ist das tägliche Brot von Journalisten, die wissen: Ihre kritischsten Leser sind die treuen, die im Gegenzug besonders viel journalistische Qualität von ihrer Zeitung erwarten. In diesem Sinne wünsche ich Münsters Universitätszeitung zum Geburtstag viel Erfolg im neuen Lebensjahr: bei ihren treuen und kritischen Leserinnen und Lesern.

 Prof. Dr. Andreas Pinkwart, NRW-Wissenschaftsminister