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Kein Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit

Familienfreundliche Personalpolitik bekommt höheren Stellenwert an der WWU

 Kinderbetreuung In Der Wwu 

Wenn der Nachwuchs friedlich spielt, können Wissenschaftlerinnen in Ruhe forschen. Deshalb richtet die WWU betriebseigene Kindergartenplätze ein.

Foto: Angelika Klauser

 
Geschlechtergerechtigkeit auf allen gesellschaftlichen Ebenen ist nur zu erreichen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Zu denen gehört auch eine familienfreundliche Personalpolitik, die sich das Rektorat, allen voran die Prorektorin für Lehre und Studium, Dr. Marianne Ravenstein, auf die Fahnen geschrieben hat. Unter ihrer Ägide als Gleichstellungsbeauftragte hatte sie im vergangenen Jahr eine Umfrage zum Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen initiiert, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.

Insgesamt nahmen rund 5400 Beschäftigte und Studierende der Universität, der Fachhochschule, der Katholischen Fachhochschule und des Universitätsklinikums an der Umfrage teil. Lediglich ein Drittel der Beschäftigten sind mit den bisher genutzten Angeboten zur Kinderbetreuung "voll und ganz zufrieden". Ein besonderes Problem sind vor allem die ungünstigen Betreuungszeiten, aber auch Angebote in den Schulferien werden gewünscht. Rund 60 Prozent wären darüber hinaus an einem Kinderbetreuungsangebot in unmittelbarer Nähe der Hochschule interessiert. Auch die Kosten, die von knapp 30 Prozent der WWU-Angehörigen als "zu hoch" eingestuft wurden, stellen ein Problem dar. Am häufigsten wünschten sich die Befragten, dass der Arbeitgeber Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stellt.

Auch die Studierenden sind mit der derzeitigen Situation unzufrieden. Rund die Hälfte von ihnen beklagte, dass Kinderbetreuung mit dem Studium nur „schlecht“ oder „sehr schlecht“ vereinbar sei. Sie benötigen zusätzliche Angebote, insbesondere während des Examens oder bei Praktika oder während Exkursionen. Noch deutlicher als die Beschäftigten erhoffen sich die Studierenden einen Kinderbetreuungsplatz in der Nähe der Hochschule. Anders als bei diesen aber steht bei den Studierenden an erster Stelle der Wunsch nach einem Elternservicebüro, wobei offen blieb, welche Dienstleistungen dieses anbieten soll. Dazu könnte die Vermittlung von Tagesmüttern oder Babysittern gehören.

Dass Bedarf besteht, ist klar, vor allem an der Universität, deren Studierende und Beschäftigte im Vergleich mit Fachhochschule und Klinikum am unzufriedensten sind. Welche Konsequenzen zieht Dr. Christiane Frantz, seit Oktober neue Gleichstellungsbeauftragte, aus der Umfrage? "Als Gleichstellungsbeauftragte bin ich froh, dass das Studentenwerk als Träger die Errichtung einer neuen Kindertagesstätte initiiert hat, an der auch die WWU mit Plätzen für die Kinder der Beschäftigten beteiligt sein wird. Besonders gut an diesem Vorhaben ist aus meiner Sicht, dass die beteiligten Akteure aus Politik, städtischer Verwaltung, Studentenwerk und WWU an einem Strang ziehen, so dass wir noch 2007 sichtbare Ergebnisse haben. Zum 1. Oktober kann die Kindertagesstätte wohl in der Tat den Betrieb aufnehmen", beschreibt sie eines der ersten konkreten Ergebnisse. Das innovative, ökologisch anspruchsvolle Bauprojekt wird vier Gruppen mit insgesamt 63 Plätzen aufnehmen. Ein Teil davon wird an Kinder aus dem wohnnahen Umfeld, ein Teil an Kinder von Studierenden vergeben. Die Universität bekommt darüber hinaus die Option auf einen Teil der Plätze. "Damit haben wir die Möglichkeit, beispielsweise bei Berufungsverhandlungen schnell und flexibel reagieren zu können, um qualifizierte Wissenschaftlerinnen nach Münster zu holen", erklärt Frantz. Wichtig ist darüber hinaus, dass sich auch in Sachen "Servicestelle Beruf und Familie" an der WWU noch in 2007 etwas bewegt –  die WWU nimmt hier die formulierten Anliegen aus der Kinderbetreuungsumfrage auf und stellt nicht nur eine Ansprechperson für Angehörige der WWU mit akutem Betreuungsbedarf für den Nachwuchs, sondern wird auch ein Netzwerk knüpfen, um in solchen Not- und Akutfällen qualifizierte Angebote vermitteln zu können.

Ebenfalls von Ravenstein initiiert wurde die Zertifizierung als "familienfreundliche Hochschule". Das Zertifikat wird von der Hertie-Stiftung nach einem dreijährigen Prozess vergeben. Starten soll die Zertifizierung im April mit Zielvereinbarungen. "Wir werden dafür das Know-how der Hochschule nutzen und eng mit der Forschungsstelle Familienfreundliche Personalpolitik von Prof. Irene Gerlach und Prof. Alexander Dilger zusammenarbeiten", berichtet die Gleichtsellungsbeauftragte.

Zusammenarbeit steht für sie an erster Stelle, nicht nur mit den Einrichtungen innerhalb der Uni. Neben engen Kontakten zur Stadt sucht sie auch die Nähe beispielsweise zur Fachhochschule. "Die ist bereits zertifiziert, gerade von den kleineren Einrichtungen, die es im Bereich Familienfreundlichkeit aufgrund anderer Kontextbedingungen vielleicht etwas leichter haben, können wir viel lernen."

bn