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Orientierung am besten Dozenten

Studentische Lehrveranstaltungskritik hat sich uniweit bewährt

 Fragebogen Stulk 

Flächendeckend im Einsatz sind seit dem Sommersemester die Fragebögen zu Vorlesungen. Nun kommen die zu Seminaren und praktischen Übungen hinzu.

Foto: Angelika Klauser

 
Es ist nicht immer einfach, die Fachbereiche für zentrale Lösungen zu begeistern. Im Falle der studentischen Lehrveranstaltungskritik aber ist dies in vergleichsweise kurzer Zeit gelungen. Seit dem Sommersemester werden die zentral entwickelten Evaluationsbögen flächendeckend verwendet, nur die Medizin und die Psychologie, die bereits eigene Lösungen entwickelt hatten, bleiben bei ihren ursprünglichen Systemen. Alle anderen Fachbereiche erhalten bis zum Ende des Wintersemesters zusätzlich zu den bisherigen Fragebögen über Vorlesungen auch welche zu Seminaren und praktischen Übungen.

Entwickelt wurden sie wie schon der erste Fragebogen von der Arbeitseinheit Studentische Lehrveranstaltungskritik (StuLk) unter der Leitung des Erziehungswissenschaftlers Prof. Wolfgang Böttcher, der Mitglied im Lenkungsausschuss "Evaluation" ist. "Wir arbeiten mit allen Fachbereichen zusammen, mit den Studierenden und den Dozenten", sagt Pädagogik-Student Rolf Strietholt, der bei StuLk mitarbeitet. "Das ist ganz wichtig für die Akzeptanz in den Fachbereichen", meint Christian Tusch, Evaluationskoordinator in der Verwaltung. "Außerdem wissen ja nur die Betroffenen selbst, was sie abfragen wollen." Auf der anderen Seite sei es bei vielen Fächern hilfreich, einen zentralen Fragebogen anzubieten, da ihnen das Wissen fehle, wie die entscheidenden Daten am besten abgefragt werden.

Das System "EvaSys", das sowohl eine Online- als auch eine Papierbefragung erlaubt, hat sich in den vergangenen Semestern als stabil und leistungsstark erwiesen. Rund 33.000 Fragebögen wurden alleine im vergangenen Sommersemester verarbeitet, eine Zahl, die sich noch deutlich erhöhen wird, wenn die zu Seminaren und praktischen Übungen dazu kommen. Bis die Dozenten die Auswertung auf dem Tisch haben, vergehen nur wenige Stunden, in Stoßzeiten am Ende des Semesters höchstens zwei bis drei Tage.

Teilweise sind die Lehrenden dankbar, wenn die Befragung schon zur Hälfte der Veranstaltung durchgeführt wird, weil sie dann mit dem Rest noch besser auf die Wünsche der Studierenden eingehen. Doch wann die Fragebögen verteilt werden, liegt in der Verantwortung der einzelnen Fachbereiche, ebenso wie die Auswertung und die Frage, welche Konsequenzen gezogen werden. Nur in  Medizin und Psychologie haben bislang die Ergebnisse der studentischen Lehrveranstaltungskritik Einfluss auf die Mittelvergabe. Im Rest der Universität haben sie keine finanziellen Auswirkungen, sondern dienen in erster Linie als Feedback für den Lehrenden. "Je selbstverständlicher die Befragungen sind, desto besser kann man auch mit den Ergebnissen umgehen", meint Strietholt. Am hilfreichsten für die Dozenten seien im Allgemeinen die Freitext-Kommentare der Studierenden.

Für die Gesamtbeurteilung eines Lehrenden reicht der einzelne Fragebogen nicht aus. "Der Wert an sich sagt erstmal nichts aus, deshalb setzen wir zukünftig auf den Vergleich innerhalb des Fachbereichs", erläutert Strietholt und Tusch ergänzt: "EvaSys macht es möglich, einen so genannten Profillinien-Vergleich zu erstellen. Dadurch kann es den Dozenten ermöglicht werden zu erkennen, wie sie im Vergleich zum Durchschnitt dastehen."

Die Erfahrungen mit der studentischen Lehrveranstaltungskritik haben gezeigt, dass zum einen die Ergebnisse meist eher positiv ausfallen und zum anderen auch nicht zufällig sind. "Meist werden Veranstaltungen eines Dozenten sehr konstant beurteilt", berichtet Strietholt und verweist auf Dr. Uwe Kanning, der regelmäßig den Vorlesungspreis der Psychologen erhält (siehe auch "Die Lehre kann auch Spaß machen"). Da könnten die Dekane nachhaken und fragen, was ein spezieller Hochschullehrer besser mache als die anderen und wie er als Best-Practice-Beispiel dienen könne.

bn