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Die Lehre kann auch Spaß machen

Dr. Uwe Kanning gewinnt regelmäßig den Vorlesungspreis der Psychologen

 Uwe Kanning Und Studierende 

Gern gesehen ist Dr. Uwe Kanning bei seinen Studierenden. Seine Seminare und Vorlesungen zeichnen sich durch besondere Praxisnähe aus.

Foto: Angelika Klauser

 
Die Qualität der Lehre gerade an einer Massenuniversität ist im Zeitalter von Studienentgelten immer in der Diskussion. Aber wenn eine Veranstaltung regelmäßig den Vorlesungspreis des Fachbereichs abräumt, dann kann man davon ausgehen, dass etwas besonderes dahinter steckt. Als Psychologe weiß PD Dr. Uwe Kanning sicherlich eher um Motivations- und Lernhilfen, die anderen Fächern meist verschlossen bleiben. Aber auch im eigenen Fachbereich und unter seinen Studierenden gilt Kanning als ausgezeichneter Hochschullehrer.

Für seine Kollegen hat er einfache Tipps, die jeder nachvollziehen kann: "Es geht immer darum, sich zu fragen, warum die Studierenden etwas lernen sollen und was sie später damit anfangen können. Sie sollen nicht nur etwas für das Examen lernen, sondern für ihren späteren Berufsweg." Mit seinem Schwerpunkt "Organisationspsychologie" hat er es da leichter als so mancher andere, das Berufsfeld seiner Studierenden ist klar umrissen, anders als es bei einem Germanisten oder Juristen der Fall ist.

Als Leiter der Beratungsstelle für Organisationen kann er immer wieder seine Praxiserfahrungen einbauen und dadurch seine Vorlesungen und Seminare lebendig gestalten. Das wissen seine Studierenden zu schätzen, wie sich nicht nur bei der Vergabe des Vorlesungspreises zeigt: "Er ist sehr darauf bedacht, unsere Interessen zu berücksichtigen", weiß Sinje Meiners von der Fachschaft Psychologie. "Er nimmt die studentische Lehrveranstaltungskritik sehr ernst und berücksichtigt unsere Vorschläge." In seinen Veranstaltungen präsentiert Kanning nicht nur einfach die Theorien und Forschungsergebnisse, sondern verbindet sie mit praxisnahen Aufgaben. Mag das in einer Vorlesung auch eher schwierig sein, in seinen Seminaren zur Personalauswahl und zur Personalentwicklung gelingt dies dafür umso besser. In ersterem entwickeln die Studierenden nach dem Studium der Theorien für eine fiktive Firma ein Auswahlverfahren, dass sie dann an ihren Kommilitonen, beispielsweise aus der Biologie, testen. Die fiktiven Stellen werden ausgeschrieben, die realen Studierenden müssen sich bewerben und den Auswahlprozess von der Bewerbungsmapppe über Interviews bis hin zum Assessment Center durchlaufen. So profitieren beide Seiten: Die Psychologie-Studierenden lernen alles über Personalauswahl, die anderen bekommen ein Bewerbertraining und ein differenziertes Feedback über die einzelnen Stationen. "Wir arbeiten dabei auf einem Niveau, das realistisch ist: In den vergangenen vier Jahren haben wir nur zwei Leute eingestellt", berichtet Kanning.

In die Praxis geht es bei dem Seminar zur Personalentwicklung. Für reale Unternehmen wie Phonehouse, Mövenpick oder auch die WWU selbst werden eintägige Trainings zur Sozialkompetenz entwickelt und mit den Beschäftigten durchgeführt. So können die Studierenden erleben, was Kanning besonders wichtig ist: "Sie sehen, dass sie etwas können, auch wenn sie noch im Studium stecken. Sie entwickeln Selbstbewusstsein und lassen sich nicht von den alten Hasen abschrecken." Bisher seien die Auftraggeber am Anfang häufig skeptisch gewesen, am Ende der Trainings habe es aber immer nur zufriedene Gesichter gegeben. Dass Kanning Vorteile hat, weil seine Studierenden nur seltens in die Forschung wollen und für die meisten klar ist, dass sie später in einer Personalabteilung arbeiten wollen, ist Kanning bewusst. "Aber ich denke, auch in eher theorielastigen Veranstaltungen kann man immer anwendungsorientierte Themen und Beispiele verwenden."

Den Kontakt zwischen Studium und Praxis stellt Kanning auch beim Absolvententag her, den er gemeinsam mit dem Studierenden-Verein "Psychologie in Wirtschaft und Medien" seit fünf Jahren im Sommer veranstaltet. Alumni stellen ihren Arbeitsplatz in Workshops den heutigen Studierenden vor. "Dabei geht es nicht darum, mit einer Hochglanzpräsentation künftige Bewerber zu rekrutieren, sondern realistische Erfahrungen zu vermitteln und aufzuzeigen, was im Studium auch für den späteren Beruf wichtig ist. Wir wollen Mut machen, dass sich das Studium lohnt und man mit dem Erlernten etwas anfangen kann", erklärt Kanning.
Er bedauert mitunter, dass Karriere an der Uni häufig jenseits der Lehre stattfindet: "Schließlich ist das eine wichtige Aufgabe und kann", so fügt er hinzu, "auch Spaß machen." Spaß, den er an seine Studierenden weiter gibt.

bn