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Und er läuft wie ein Döppken ...

Heinz-Josef Winkelsett, stellvertretender Personalratsvorsitzender, restaurierte ein Goggomobil

 Goggomobil Hjwinkelsett 

Er passt wirklich rein! Heinz-Josef Winkelsett mit seinem restaurierten Goggomobil T 250.  

Fotos (2): Peter Sauer

 
Mehr wie ein überdimensionales Spielzeug steht das himmelblaue Goggomobil auf der grünen Wiese vor dem münsterschen Schloss und lockt binnen Minuten zahlreiche Zaungäste an. Das schnuckelige kleine Auto ist gerade mal 2,90 Meter lang und 1,30 Meter breit. Doch sein Besitzer Heinz-Josef Winkelsett entsteigt ihm ohne ersichtliche Mühen – zur Verwunderung der zahlreichen spontan stehen gebliebenen Studenten und Touristen.

Der 46-Jährige ist Betriebsschlosser an der WWU und seit 1993 im Personalrat, seit 1995 freigestellt. Bereits im Jahre 2002 erfüllte er sich seinen Jugendtraum und kaufte sich seinen Goggomobil T aus dem Jahre 1968. Ausgerechnet in einer Gartenlaube in Kinderhaus wurde er fündig: Dort stand die Mini-Limousine dick von Efeu umrankt und noch im tristen Grau seines Vorbesitzers. Vier Jahre lang restaurierte Winkelsett nach Feierabend in jeder freien Minute sein geliebtes Gefährt. Zunächst zerlegte er es komplett. Mit vier Mann trennte er die Karosserie vom Chassis und baute ihn dann wieder neu, aber originalgerecht auf, mit Ersatzteilen von drei anderen Goggo-Modellen, die er dafür fleißig ausschlachtete. Einzige Nachrüstung war ein Warnblinker.

Seit diesem Jahr erstrahlt das Goggomobil in fahrtüchtigem Glanz und die Augen seines Besitzers glänzen seitdem bei jeder Ausfahrt so hell wie in den 60er Jahren, als er ihn das erste Mal in sein Herz schloss. Schon jetzt freut sich der Betriebsschlosser auf das Internationale Goggo-Treffen des GLAS-Automobil-Club mit Sitz in Ibbenbüren. Das findet Pfingsten 2007 in Münster statt. Dann wird er auf jeden Fall bei den bei Publikum und Fahrern gleichermaßen beliebten Ausfahrten durch das Münsterland dabei sein. Ein Höhepunkt ist die große Schau der putzigen Kleinmobile am 27. Mai vor dem Schloss.

Winkelsett liebt seinen Wagen, der übrigens – im Gegensatz zum Trabbi – aus vollwertigem Stahlmetall besteht, vor allem wegen seiner vielen Besonderheiten. So ist jede Schweißnaht verzinkt, Parkleuchte und Blinker befinden sich an den Seiten und der Motor liegt quer im Heck, einen Kofferraum gibt es nicht. Die Karosserie ist selbsttragend. Auf der Hutablage befindet sich nicht nur der obligatorische Wackel-Dackel, sondern auch der Benzinhahn. Den muss man vor Antritt einer jeden Fahrt aufdrehen, damit frisches Benzin in den Vergaser läuft. Ein Relikt noch vom Vorgänger-Modell, dem Glas Goggo Motorroller.

 Goggomobil _ Motor 

Schön übersichtlich liegt der Motor quer im Heck.

 
Auch das Innenleben, ausgestattet mit rotem Kunstleder, ist nicht zu verachten: Eine Christophorus-Medaille hängt am schmalen Armaturenbrett nebst Plastikblumenstrauß, dazwischen ein Haltegriff für ängstliche Beifahrer und einige aus heutiger Sicht wundersam wirkende Knöpfe, die man etwa für Choke oder Heizung ziehen muss. Die formschöne Kilometeranzeige ist aus Bakelit und das Reserverad liegt griffbereit im Fußraum. Statt üblicher H-Schaltung gibt die Z-Schaltung den Ton an.

Auf genau 13,6 PS bringt es das 390 Kilogramm schwere Autochen mit der Leistung eines Motorrollers. Per Hinterradantrieb schafft der 250-Kubikzentimeter-Zweitaktmotor gut und gerne 75 Stundenkilometer Spitze. Der Verbrauch liegt auf 100 Kilometer bei sechs Litern. Und der äußere Anblick täuscht: Im Goggo haben zwei Erwachsene und zwei Kinder überraschend ausreichend Platz. Winkelsett ist mit seinem Kultauto auf herzlichem Du und das ganze Jahr unterwegs – vorausgesetzt das Wetter ist gut, also die Witterung trocken.                                                                                                      

Nur auf der Autobahn fährt er damit nicht mehr. Bei der Premiere auf der A43 von Münster nach Senden fühlte er sich auf der rechten Spur, zwischen zwei stattlichen LKWs doch etwas „unangenehm eingeklemmt“, zumal sie dann auch noch überholten. Da der Wagen keine Gurte oder Kopfstützen besitzt und nur rund 25 Zentimeter über dem Boden rollt, ist das Gefühl nachvollziehbar: "Man denkt, man sitzt auf der Straße, so tief, man schaut den anderen Autos förmlich in die Räder." Doch auf das Fahrgefühl lässt der Oldiefreund nichts kommen: "Erst knattert der Goggo, dann surrt er hell, aber wenn er warm gelaufen ist, läuft er wie ein Döppken." Auch wenn die Räder noch winziger als das ganze Gefährt wirken, greifen sie aber gut, da sie an spurverändernden Pendelachsen vorn und hinten aufgehängt sind.

Der Wagen der Dingolfinger Autofirma Hans Glas war von 1955 bis 1969 das meistgebaute Kleinmobil der Welt. Er durfte mit einem Traktor-Führerschein der Klasse vier bewegt werden. Mit dem geringen Preis ab 3097 Mark eine unschlagbare Kombination. Erschwinglicher als der VW Käfer und steuerlich günstiger als ein Stadthündchen. Warum er so heißt? Der Enkel von Firmengründer Glas hörte auf den Namen Andreas. Dessen Kindermädchen rief ihn aber nur "Goggi". Ob er genauso schnell lief wie der Wagen oder so aussah, ist nicht überliefert ...     

Peter Sauer