Alles schläft, einsam wacht die Nachtschicht
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Bringen gute Laune mit ins HKW: Dajana Winkel, Ewald Schmitz, Gerhard Przybilla und Frank Sommer (v.l.) |
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Dienst ist Dienst, auch an Weihnachten: Uwe Krause sieht die Belastung gelassen. |
In der Zentrale des Heizkraftwerks, die einer
Feuerwehrzentrale gleicht, haben Schmitz und Przybilla ihre Stullen
ausgepackt, das Gebäck auf einen Teller gelegt, Kerzen angezündet. Im
Hintergrund flackern bunte Lichter auf zwölf verschiedenen Monitoren.
"Von hier aus steuern wir die ganze Anlage", erklärt Schmitz, dessen
Blick nebenbei wieder und wieder über alle Computer huscht. "Das ist
mir in Fleisch und Blut übergegangen", sagt er. Ebenso die
Kontrollgänge, die er oder sein Kollege alle zwei Stunden unternehmen.
Dabei wird die Wasseraufbereitung gecheckt, die Pumpen werden
inspiziert und alle Dichtungen geprüft. Einer bleibt immer im
Kontrollraum, bei einer Störung ertönt ein lautes Signal. So richtig
geschwitzt haben die Kollegen des Heizkraftwerks in der Silvesternacht
1999/2000. "Da hätte mit unserer Computeranlage durchaus einiges schief
laufen können. Es ist aber zum Glück nichts passiert." Vor wenigen
Jahren war die Arbeit im Heizkraftwerk auch körperlich anstrengend,
mussten die alten Kohlekessel doch regelmäßig entschlackt werden. Jetzt
wird mit Öl und Gas gefeuert, die Anlage ist komplett automatisiert,
die erzeugte Wärme geht über Fernleitungen in alle Uni-Institute. Ist
die Gefahr einer Störung rund um Weihnachten groß? Schmitz erklärt:
"Natürlich fahren wir an den Festtagen eine relativ geringe Leistung.
Es kann aber immer etwas passieren." Und genau dann, wenn etwas
schief geht, muss Uwe Krause anrücken. Der Einsatzleiter der
technischen Abteilung der Uni hat am 24. Dezember nämlich
Rufbereitschaft.
"Ich wünsche mir mildes Wetter zu Weihnachten.
Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad verheißen mir ein ruhiges
Fest." Uwe Krause zischt los, wenn Strom oder Heizung ausfallen, Rohre
brechen, die Toiletten verstopft sind oder Einbrecher die vermeintliche
Gunst der Stunde nutzen, um just am Heiligen Abend in eins der
Uni-Institute einzusteigen. "Sobald ich einen Anruf aus dem
Heizkraftwerk bekomme, fahre ich los Richtung Leonardo-Campus. Dort ist
unsere Werkstatt und von dort aus geht es dann direkt zum Ort des
Geschehens." Der 50-Jährige prüft genau, ob der Schaden bis zum
nächsten Werktag mit einem Provisorium begrenzt werden kann, oder ob er
weitere Experten benachrichtigen muss. Der gelernte
Heizungsinstallateur hat schon mit einem Team von fünf Leuten im
knöcheltiefen Wasser gestanden und literweise Schlamm aus einem
Instituts-Keller geschleppt. "So ein Rohrbruch ist meistens ein dickes
Ding, da verlieren wir keine Zeit." Obwohl Uwe Krause mit 16 Jahren
Erfahrung als Dienstleiter ein alter Hase ist, fährt er lieber einmal
zuviel raus, als einmal zuwenig. "Das gilt auch zu Weihnachten. Dienst
ist Dienst, dafür werde ich schließlich bezahlt."
Vor allem, wenn dieser Hilferuf aus der
Universität kommt, ist Krause in Windeseile zur Hilfe: Mitarbeiter
eingeschlossen! "Das kommt gar nicht so selten vor. Und es trifft
meistens die Mitarbeiter, die hinter ihrem Schreibtisch, im Labor oder
zwischen Bücherreihen in der Bibliothek nie ein Ende finden." Was Frau
und Tochter zum Dienstplan von Uwe Krause sagen? "Die sehen das nicht
so eng. Von Braten und Rotkohl mit köstlichen Klößen lassen wir uns
trotz Rufbereitschaft keinesfalls abbringen. Wenn es gut läuft,
klingelt mein Handy überhaupt nicht und ich kann schön zuhause bleiben."
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Behalten stets den Überblick im
Kabelgewirr: Stefan Wolter (l.) und Markus Speer, die an den Feiertagen
Rufbereitschaft für das Zentrum für Informationsverarbeitung
haben. |
So hätte es auch Diplom-Ingenieur Stefan Wolter am allerliebsten. Zusammen mit Speer wacht er per Rufbereitschaft über die Netz-Infrastruktur der gesamten Universität und des Klinikums mit über 35.000 Anschlüssen. Rund um die Uhr, immer aufmerksam und hellwach! "Wenn beispielsweise das Netzwerk der Unfall-Chirurgie abstürzt, haben die Ärzte dort keinen Zugang mehr zu wichtigen Daten und der Notfallbetrieb ist empfindlich beeinträchtigt." Sofort handeln, lautet dann das Motto, die Freundin, Eltern und Geschwister des 35-Jährigen bleiben alleine unterm Weihnachtsbaum zurück. Aber wie bei allen anderen Kollegen ist es auch bei Stefan Wolter nicht das erste Mal, dass er zu Weihnachten Dienst hat.
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Vermittelt in der Uni: Konrad Große Thier Fotos (4) Peter Grewer |
"Das kann ich von mir ebenfalls behaupten", sagt Konrad Große Thier,
der als Herr über 15.000 Nebenanschlüsse in der Fernsprechzentrale der
Uni sitzt. Von dort ist er zuständig für Universität, Klinikum,
Fachhochschule und Kunstakademie. Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist der
Teamleiter an seinem Bedienplatz der einzige Kollege, der die
Fernsprechverteilung regelt. An einem normalen Werktag sitzen bis zu
sechs Kollegen in der Zentrale. Große Thier winkt ab: "So ein Feiertag
ist mit einem normalen Werktag nicht zu vergleichen." Bei ihm laufen
die Fäden gewissermaßen zusammen: sowohl für externe Anrufer als auch
für interne Nachfragen ist er der richtige Ansprechpartner. Ausfallen
darf er nicht. Und damit andere Kollegen sehen, ob bei Große Thier
alles okay ist, drückt der alle halbe Stunde auf einen Kontrollknopf.
An dieser Stelle schließt sich der Kreis unter den Kollegen mit
Weihnachtsdienst: Sobald Große Thier seinen Knopf betätigt, leuchtet
bei den Mitarbeitern im Heizkraftwerk ein Lämpchen auf. Ein gutes
Zeichen: Alles ist in Ordnung, der Betrieb läuft planmäßig.
cb