corpus sanum in aedificio ruinoso
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Kaum noch zu nutzen ist die Sporthalle auf dem Leonardo-Campus. Doch sie ist die einzige in Münster, in der die Inliner trainieren können. Foto: Peter Grewer |
"Bei unseren Nutzerumfragen erhalten wir regelmäßig sehr gute Noten beispielsweise für die Angebotsvielfalt oder die Übungsleiter. Wird nach den Räumen gefragt, fallen die Noten sofort dramatisch ab", sagt Wolfram Seidel, Leiter des Hochschulsports. Die Unzufriedenheit ist auch kein Wunder: In der Haupthalle am Horstmarer Landweg beispielsweise müssen sich die Athleten in Gitterkäfigen umziehen, Privatsphäre kann hier nicht erwartet werden. In der Halle auf dem Leonardo-Campus sind die Doppelglasfenster notdürftig mit Pappstreifen verklebt, und das seit 15 Jahren trocken liegende Lehrschwimmbecken in der Universitätssporthalle wird zwar wieder hergestellt, dafür aber das Schwimmbecken in der Scharnhorststraße geschlossen. Für die Trendsportart Spinning wurden Räder angeschafft, doch gibt es keinen Raum, um sie aufzustellen.
Dem Hochschulsport fehlt schlicht das Geld für die Investitionen, die notwendig wären, um die Hallen auf einen halbwegs modernen Stand zu bringen. "Wir haben nicht nur marode Räume, sondern auch noch zu wenige", ergänzt Seidel. 27 Hallen im gesamten Stadtgebiet kann die Uni nutzen, doch auch die reichen nicht aus. Knapp ein Viertel aller Sportwilligen mussten vertröstet werden. 2571 Studierende bekamen keinen Platz in einem der rund 400 Kurse. Die längste Warteliste hat dabei Powerfitness mit 556 Bewerbern.
Abhilfe schaffen könnte eine neue Halle. Die ist auch geplant, zwischen Leonardo-Campus und Horstmarer Landweg soll eine moderne Dreifach-Halle entstehen. Doch die ist nicht in erster Linie für den Hochschulsport gedacht, sondern für den Fachbereich Sportwissenschaft. Und da dafür die Leichtbauhalle und die auf dem Leonardo-Campus und an der Scharnhorststraße aufgegeben werden sollen, entsteht zwar neuer, aber kein zusätzlicher Raum. Seidel liebäugelt mit dem Gedanken, an die neue Halle für den Hochschulport einen Anbau zu setzen. Doch nach Berechnungen des Bau- und Liegenschaftsbetriebes (BLB) würde der Anbau 2,2 Millionen Euro kosten, nur 200.000 Euro weniger als die Dreifach-Halle. "Das kann der Hochschulsport nicht aus eigener Kraft finanzieren. Wir beteiligen uns gerne an den Kosten, aber ich denke, es ist auch eine gesetzliche Aufgabe, für die Gesundheit und Fitness unserer Studierenden zu sorgen", meint Seidel. Er versucht, über Sponsoren das Geld für den Anbau zusammenzubekommen.
"Hochschulsport ist in, wir erreichen auch ganz viele Menschen, die nie etwas mit Schulsport am Hut hatten, weil wir eine viel breitere Vielfalt anbieten. Da ist es schade, wenn wir die Nachfrage nicht auch entsprechend befriedigen können", ist Seidel enttäuscht. Besonders müsse man sich schämen, wenn ausländische Gäste kämen: "Die sind einfach einen anderen Standard gewöhnt. Überall auf der Welt sieht es besser aus als bei uns." Trotzdem will Seidel die Hoffnung nicht aufgeben, dass es gelingen könnte, den Anbau zu finanzieren. Bis dahin heißt es weiter: "Gesunder Körper in maroder Halle" oder "corpus sanum in aedificio ruinoso" ...
bn
