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Lohnende Nervenprobe

Universitäts- und Landesbibliothek wird in den kommenden drei Jahren umgebaut

 Ulb Erweiterung S Den 

Funktional und elegant fügt sich der Erweiterungsbau auf der Südseite der Fußgängerbrücke in das Gesamtbild von Bibliothek und Juridicum ein. Das neue Torhäuschen, links im Bild, verbindet die Bauteile zu einer Einheit.

 Auch wenn das Internet freien Zugriff auf alles Wissen der Welt bequem von zuhause aus verspricht, die Nutzerzahlen der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) steigen stetig – allein in den vergangenen Jahren stieg die Zahl der ausgeliehenen Bücher von 1,2 Millionen auf 1,7 Millionen Bände pro Jahr. Auch der Lesesaal ist häufig überfüllt, bei 120 Prozent Auslastung wird es mintunter schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Doch jetzt ist Abhilfe in Sicht: Für 6,2 Millionen Euro erhält die ULB ab Frühjahr nächsten Jahres einen Anbau auf der südlichen Seite des Fußgängerdecks in Richtung Juridicum, ein drittes Obergeschoss wird über Teile des Altbaus gesetzt, das Foyer erweitert und mit einem Torhäuschen eine neue Blickachse von der Bäckergasse aus geschaffen.

"Der Lernort Bibliothek scheint den Studierenden sehr wichtig zu sein", erläutert Harald Buch, Leiter der Abteilung "Technik, Betrieb, Bau". Deshalb werden in dem Anbau, der durch eine gläserne Fußgängerbrücke mit dem Hauptgebäude verbunden sein und auf insgesamt 18 Stelzen stehen wird, 140 zusätzliche, individuell beleuchtbare Lesesaalplätze geschaffen. Gruppenarbeitsplätze, von den Studierenden heiß ersehnt, aber bisher nur provisorisch eingerichtet, werden im Erdgeschoss und im ersten Stock des Hauptgebäudes ihren Platz finden, wenn die ULB-Verwaltung in das neu geschaffene dritte Obergeschoss umgezogen ist. Das Foyer, bisher dunkel und mit seinen orangefarbenen Garderoben an ein altes Schwimmbad erinnernd, wird rundherum erweitert, zweigeschossig und durch den Einsatz von viel Glas freundlich und licht. Ein zentraler Servicepunkt vereinigt die bisher aus Platzgründen verstreut liegenden Theken. Damit erweitern sich auch die Öffnungszeiten: Vorgemerkte Bücher können dann beispielsweise nicht mehr nur bis 17.30 Uhr, sondern bis 21 Uhr abgeholt werden.

Im Torhäuschen schließlich, das als Portal an der Stelle der heutigen Fahrradständer alt und neu miteinander verbinden wird, werden ein großer Schulungsraum für 100 Personen und vier mittelgroße Seminarräume eingerichtet. "Durch die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge steigt der Schulungsbedarf ständig", weiß Buch.

2100 Quadratmeter kommen so zu den bisher 14000 Quadratmetern dazu. Doch das hat seinen Preis: Studierende wie Lehrende müssen sich für etwa drei Jahre auf erhebliche Lärmbelästigungen und andere Unannehmlichkeiten einrichten. "Wir rechnen damit, dass die Lesesaalnutzung deutlich zurückgehen wird, während die Ausleihzahlen steigen werden", so Werner Menzel von der Bau- und Raumplanung. Doch es gibt keine Alternative zu einem Umbau bei laufendem Betrieb, auch wenn die Sanierung des Fürstenberghauses die Tücken eines solchen Vorhabens gezeigt hat. Denn ein Umzug der ULB mit ihren über zwei Millionen Bänden verbietet sich nicht nur wegen der enormen Kosten, sondern auch, weil in Münster kein leer stehendes Gebäude zu finden ist, das den statischen Anforderungen an eine Bibliothek entspricht. Bereits jetzt haben sich aber Sponsoren gefunden, die Ohrstöpsel für Studierende und Mitarbeiter zur Verfügung stellen wollen.

Doch die Nervenprobe lohnt sich, die ULB wird in vier Jahren schmucker denn je dastehen. Ein Bereich musste allerdings außen vor gelassen werden: Die Magazine können nicht erweitert werden. "Als die ULB Mitte der 60er Jahre mit einer Platzreserve von zehn Jahren geplant wurde, hatte die Universität 15000 Studierende. Entsprechend eng sieht es jetzt aus", berichtet Menzel. Auch wenn regelmäßig die Bestände durchgegangen werden, wobei beispielsweise inaktuelle Lehrbücher ausgeräumt werden, und Print-Zeitschriften durch elektronische Abos ersetzt werden, die Bibliothek wächst unaufhörlich. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die ULB als Landesbibliothek verpflichtet ist, alle in Westfalen erscheinende Literatur zu sammeln und dauerhaft aufzubewahren. Im ehemaligen Farbenturm in der Georgskommende wird nun eine vierte Etage aufgesetzt. Zusammen mit dem Einbau von Kompaktus-Anlagen ist damit genug Fläche bis zum Jahr 2010 geschaffen.    

bn