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Das Evangelium nach Judas

Öffentlicher Vortrag über bedeutenden Fund von koptisch-gnostischer Schrift





Prüfung des Kodex in Genf im Jahre 2004 durch Prof. Stephen Emmel (Mitte)   

Foto: National Geographic Society




Im April sorgte eine Handschrift aus Ägypten für weltweites Aufsehen. In dem erstmals der Weltöffentlichkeit präsentierten Manuskript befindet sich eine alte Übersetzung des bislang als verschollen gegoltenen "Evangeliums des Judas": Der münstersche Koptologe Prof. Stephen Emmel bekam den Kodex bereits vor 20 Jahren zu sehen, konnte die Handschrift aber nicht erwerben, weil der Preis zu hoch war. Mit Unterstützung der amerikanischen "National Geographic Society" gelangte sie schließlich doch in die Hände von Wissenschaftlern, unter anderem in die von Emmel, der von National Geographic damit beauftragt wurde, die Echtheit des Manuskriptes zu überprüfen.

Im so genannten "Judas-Evangelium" wird Judas, ganz im Gegensatz zu den kanonischen vier Evangelien, als treuester Freund Jesus’ dargestellt, den dieser selbst beauftragt, ihn an seine Feinde auszuliefern. "Die Entdeckung des Judas-Evangeliums ist eine Sensation", so "National Geographic". Allerdings nicht für die historische Rekonstruktion des "Verrats" Jesu durch den historischen Judas, sondern für die Geschichte des Christentums im zweiten Jahrhundert. Da der um 180 schreibende Irenäus von Lyon den Judas-Kodex in seinem Werk "Gegen die Häresien" ausdrücklich erwähnt hat, ist es mit großer Sicherheit in diese Zeit zu datieren.

Am 23. Mai wird Emmel um 19.15 Uhr im Hörsaal H3, Hörsaalgebäude Hindenburgplatz, den Hintergrund der Publikation und die Auswertung des Judas-Kodexes in einem öffentlichen Vortrag erläutern. Emmel selbst arbeitet seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn an koptisch-gnostischen Schriften.   

gkm/bn