Das Abenteuer des selbstständigen Denkens
Wissenschaft als Beruf? Das birgt, frei nach dem Soziologen Max Weber, mindestens zwei Risiken: Einmal das Risiko oder vielmehr das Abenteuer des Denkens, das den Mut erfordert, Selbstverständliches in Frage zu stellen und neue Wege zu beschreiten. Dann das ökonomische Risiko, das immer wieder auf die Frage hinausläuft: Wovon kann ich als Wissenschaftler überhaupt leben? Eine Frage, die sich vor allem der Nachwuchs der Geisteswissenschaften vermehrt stellen dürfte, weil diese von den Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre besonders getroffen wurden.
Im Vordergrund der von der Agentur für Arbeit Münster sowie vom Career Service unterstützten und vom Germanistischen Institut organisierten Reihe "Germanistik im Beruf" steht in diesem Sommersemester zunächst die Frage, was es überhaupt heißt, "Literaturwissenschaft" als Beruf zu praktizieren – wobei "Literaturwissenschaft" sich in diesem Falle in ersten Linie auf den Bereich der neueren deutschen Literatur bezieht. Dem folgt die Frage, wo außerhalb der Universität literaturwissenschaftlich beziehungsweise philologisch geforscht wird und welche beruflichen Perspektiven damit verbunden sind.
Am 2. Mai wird Dr. Stefan Willer die Reihe eröffnen. Willer, der am Germanistischen Institut Münster studierte und promovierte, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Zentrum für Literaturforschung (ZfL). Das ZfL versteht sich als interdisziplinäre Schnittstelle der Literatur- und Kulturwissenschaft, die wichtige Beiträge zur Grundlagenforschung liefert und dafür jüngst vom Wissenschaftsrat großes Lob erhielt. Mindestens ebenso international renommiert wie das ZfL ist das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA). Es verwaltet den Nachlass berühmter Schriftstellerinnen und ist bekannt für seine Ausstellungen. Dr. Helmuth Mojem, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DLA, wird am 13. Juni gründlich mit der Vorstellung aufräumen, philologische Arbeit im Archiv sei "staubtrocken". Den Abschluss bildet am 4. Juli Prof. Dr. Claudia Stockinger. Die an der Universität Göttingen als W2-Professorin lehrende Stockinger wird das Profil der Juniorprofessur vorstellen.
jg
Alle Vorträge finden um 18.15 Uhr in der Studiobühne, Domplatz 23, statt.