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Kurz gefragt

Prof. Ursula Nelles über ihr neues Amt

Wo liegen Ihre persönlichen Schwerpunkte im Amt der Rektorin?

Nelles: Mein Ziel ist es, die WWU zu einem nationalen und internationalen „Gütesiegel“ zu machen. Ich möchte die Universität nach außen, in der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Suche nach Kooperationen soweit wie möglich öffnen. Im Inneren möchte ich ein wissenschaftliches Treibhausklima fördern, das Freude an der Erkenntnisgewinnung in Lehre, Lernen und Forschung wachsen lässt. Dafür ist es unerlässlich, dass sich alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, alle Studierenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung als Gemeinschaft verstehen, für die die „WWU“ eine gemeinsame Identität bildet. Aus meiner Sicht kann das nur erreicht werden durch Transparenz, Kommunikation und Kooperation.


Was reizt Sie am Amt der Rektorin?

Nelles: Generell liebe ich neue Herausforderungen. Der Reiz des Amtes entspringt allerdings zum Teil auch einer gewissen Gereiztheit. Die Belastungen der Universitäten und ihrer Angehörigen haben zugenommen. Die Forschung ist in Gefahr, zur Freizeitbeschäftigung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu werden. Die Lehre ist unter dem Einfluss des Bologna-Prozesses zur Managementaufgabe für die derzeitige Generation von Hochschullehrerinnen und -lehrern geworden, und die Politik der knappen Kassen führt auch die Verwaltung an ihre Grenzen. Vor diesem Hintergrund halte ich es für eine ebenso dringende wie reizvolle Aufgabe, mich für die Freiräume einzusetzen, in denen Spitzenforschung gedeihen kann und Lernen Spaß macht.


Wo sehen Sie die größten Probleme in den kommenden Jahren?

Nelles: Jede Universität ist nur so gut wie die Summe ihrer Mitglieder. Deshalb gehören Berufungsentscheidungen und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu den wichtigsten Aufgaben jeder Universität, die sich auf den Weg zur Spitze macht. Die Heranbildung und die Gewinnung von Spitzenforscherinnen und -forschern, von exzellenten Lehrenden und die Attraktivität der WWU für Studierende hängt aber – wie vieles – auch von den finanziellen Spielräumen ab. Die Erschließung neuer Finanzquellen und die intelligente Verteilung der Ressourcen dürfte deshalb eine der wichtigsten Aufgaben sein, die es in den nächsten Jahren zu lösen gilt.


Welche Chancen liegen in der Umstrukturierung der deutschen Hochschulen?

Nelles: Die größte Chance sehe ich darin, dass mit der Autonomie der Hochschulen auch diejenige Autonomie wieder deutlicher ins Bewusstsein dringt, die das Grundgesetz den Universitäten und ihren Mitgliedern mit der Wissenschafts-, Lehr- und Lernfreiheit garantiert. Es dürfte ein schwieriger, aber lohnenswerter Prozess sein, das so genannte Profil einer Universität nicht fremdbestimmt, sondern unter Rückbesinnung auf die eigenen Stärken weiter zu entwickeln.


Wo liegen die besonderen Stärken der Universität Münster?

Nelles: Minister Pinkwart hat in einem Glückwunschschreiben an mich die WWU als „unsere exzellente Landesuniversität“ bezeichnet. Das ist eine erfreuliche und zutreffende Aussage. Ich meine, dass die WWU, die in einigen Fächern bereits unbestreitbar auch zur nationalen, wenn nicht gar zur internationalen Spitze zählt, das Potenzial hat, sich auch bundesweit in der Spitze zu positionieren. Die drittgrößte Universität in Deutschland sollte auch als eine der drei besten deutschen Hochschulen dastehen können.