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Juniorprofessoren sind auf Unterstützung angewiesen

Die ersten W1-Stellen an der Uni sind besetzt

Für beide war es keine Frage, ob sie den Schritt wagen, im Sommer die ersten Professoren der Gehaltsstufe W1, also die so genannten Juniorprofessoren, der WWU zu werden. Doch sonst ähneln sich die Bedingungen für Prof. Martin Raubal und Prof. Frank Ückert kaum. Der eine, Geoinformatiker Raubal, hat gerade trotz Juniorprofessur seine Habilitationsschrift fertig gestellt, der andere, Mediziner Ückert, wird wohl ganz auf die neue Karriereleiter setzen. Während der 37-jährige Raubal großzügig vom Fachbereich, seinem Institut und vom Rektorat unterstützt wird, muss Ückert die Personen seiner Arbeitsgruppe rein aus Drittmitteln finanzieren, bekommt aber die notwendigen Räume von Klinikum und Medizinischer Fakultät gestellt.

Noch stehe man in der Medizin dem Modell der Juniorprofessur skeptisch gegenüber, so Ückert, und das aus einem guten, fachspezifischen Grund: Bisher war für vergleichbare Habiliationsstellen im klinischen Bereich die Facharztausbildung zwingend erforderlich. Die aber habe man im Allgemeinen erst Ende 30 abgeschlossen. "Das widerspricht dem Grundsatz, dass die Juniorprofessur besonders junge Wissenschaftler fördern solle", erklärt der 30-Jährige. Da er seine Juniorprofessur am Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik angetreten hat, wo keine Patienten klinisch versorgt werden, fiel diese Voraussetzung bei ihm weg.

Bereits seit einigen Jahren ist der C3-Lehrstuhl verwaist, so dass Ückert schon seit geraumer Zeit eine eigene Arbeitsgruppe leitet. "Für die Arbeit ist der Titel weniger wichtig, aber im Umgang mit den anderen Professoren in der Fakultät macht es einen enormen Unterschied und öffnet einem die Türen, weil hier sehr starke hierarchische Strukturen herrschen", erläutert er die Vorteile seiner neuen Position. Für den früheren wissenschaftlichen Mitarbeiter, dessen chwerpunkte sind "E-Health", der radiologische Bilddatentransfer, die elektronische Gesundheitsakte und Managementsysteme sind, bedeutet die Juniorprofessur zumindest einen echten Karrieresprung.

Anders sieht es bei Raubal aus. "Ich habe jetzt deutlich mehr Verantwortung als früher, ich kann Dissertationen betreuen und werde auch an den Finanzmitteln beteiligt." Schon vorher habe er alle Freiheiten in der Forschung gehabt, jetzt aber kann er damit beginnen, sich eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen, die sich mit der Frage beschäftigt, wie Menschen räumliche Probleme lösen und wie dies auf Computersysteme übertragen werden kann. Im Gegensatz zu Ückert war Raubal bereits durch eine C1-Stelle gesichert. "Ich verdiene jetzt weniger als früher. Aber ich möchte später natürlich eine 'richtige Professur' und da war es mir wichtig, so früh wie möglich Verantwortung übernehmen zu können", begründet er seinen Schritt. "Mich reizt es, zu lernen, wie man eine eigene Gruppe managet."

Leicht gemacht haben es ihm die drei Professoren der Geoinformatik, denn zur Finanzierung seiner Stelle verzichteten sie auf ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter. Ursprünglich schon vor zwei Jahren ausgeschrieben, musste sich Raubal gedulden, da durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegen das entscheidende fünfte Hochschulrahmengesetz die Voraussetzungen zwischenzeitlich entfallen waren. Inzwischen sind die Rahmendaten abgesteckt, die C1-Stellen im Rahmen der neuen W-Besoldung abgeschafft und Habilitationen nur noch im Angestelltenverhältnis als wissenschaftlicher Mitarbeiter möglich. Die sind sehr viel teurer als die Beamten auf Zeit, auch ein Grund dafür, dass Ückert und Raubal nicht mehr lange Exoten bleben werden. In beiden Fachbereichen läuft derzeit ein weiteres Besetzungsverfahren für eine Juniorprofessur, ebenso in der Biologie, auch die Wirtschaftswissenschaftler haben eine ausgeschrieben. Im kommenden Jahr werden insgesamt 15 Juniorprofessuren zur Verfügung stehen, die die Fachbereiche beantragen können, so Christiane Thoden, Abteilungsleiterin im Personaldezernat. "Deren Grundausstattung ist allein Sache der Fachbereiche, aber das Rektorat ist bereit, bei darüber hinausgehenden erforderlichen Bedarfen, insbesondere für Projekte, sich zu beteiligen" – wie auch im Fall Raubal passiert.

Raubal und Ückert sind zufrieden mit ihren neuen Stellen. Aber sie sehen auch die Probleme, die die Juniorprofessur bereitet. "Nach drei Jahren steht eine Zwischenevaluation an. Aber noch weiß keiner, wie die aussehen wird und wer sie vornimmt", gibt Ückert zu bedenken. Nach sechs Jahren ist für ihn endgültig Schluss, da er in Münster promoviert hat und dann an eine andere Universität wechseln muss, um eine Anstellung auf Lebenszeit als W2- oder W3-Professor zu bekommen. Raubal hat in Wien promoviert, könnte also auch später in Münster bleiben, doch auch er bedauert, dass nicht wie in den USA vorgesehen ist, gute Leute dauerhaft zu halten.

   bn