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„Machen Sie nur weiter, Sie machen das doch gut“

Dr. Marianne Ravenstein wurde als Gleichstellungsbeauftragte wieder gewählt


Behält stets den Überblick: Die Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Marianne Ravenstein, gerade zum dritten Mal als Gleichstellungsbeauftragte wieder gewählt.  

 Foto: Peter Grewer

"Irgendwann wird meine Position überflüssig werden", hofft Gleichstellungsbeauftragte Dr. Marianne Ravenstein. "Aber im Moment ist sie noch sehr notwendig." Denn noch immer gebe es strukturelle Unterschiede, die Frauen an der Universität deutlich benachteiligen, noch immer sei es vor allem für Frauen problematisch, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen. Die Kommunikationswissenschaftlerin ist vor kurzem zum dritten Mal wieder gewählt worden. "Ich hätte mir sehr gewünscht, dass es eine Nachfolgerin für mich gegeben hätte, aber leider hat sich keine gefunden." Da die Aufgabe trotz Freistellung sehr zeit- und arbeitsintensiv ist und daher eine erhebliche Mehrbelastung darstellt, kommen sowieso nur Wissenschaftlerinnen mit einer festen Anstellung in Frage. Doch viele hätten abgewunken mit der Begründung: "Machen Sie das doch weiter, Sie machen das doch gut."

Dabei helfen ihr zum einen die gesetzlichen Vorgaben des Landesgleichstellungsgesetzes, aber auch Maßnahmen der Universität, die die Förderung von Frauen zum ausdrücklichen Ziel erklärt haben. Beispielsweise durch die Auslobung des Frauenförderpreises, der seit 2001 in einer Höhe von 20.000 Euro vergeben wird und zu dem Anreizsystem gehört, das Ravenstein mit entwickelt hat. Das liegt aber auch in der Persönlichkeit der Akademischen Direktorin, die die Aufgaben, die sie übernommen hat, mit Energie und Verve ausfüllt. Sie ist die erste Frau beziehungsweise Gleichstellungsbeauftragte, die in allen wichtigen Gremien wie dem Rektorat einen Sitz hat und dort gerne gehört wird. Das mag an ihrer pragmatischen Art liegen, mit der sie auf Missstände aufmerksam macht, aber nicht eifert.

Ohnehin treffen viele der aktuellen Probleme, die Ravenstein beschäftigen, nicht nur Wissenschaftlerinnen, sondern auch ihre männlichen Kollegen – allerdings in geringerem Ausmaß, weil diese sich zumeist darauf verlassen können, dass die Hauptlasten durch die schwierige Vereinbarung von Familie und Beruf nicht bei ihnen liegen. "Zunehmend viele Frauen habilitieren und bewerben sich dann um eine Professur." Während der Qualifizierungsphase mache das Hangeln von einer Verlängerung des befristeten Arbeitsvertrages zum anderen eine sichere Planung der Zukunft fast unmöglich. Und während auf der einen Seite immer mehr Studentinnen wegen Stipendien beraten werden wollen, nehme auf der anderen Seite die Zahl der Stipendien stetig ab.

Auf der anderen Seite gibt es auch viel Positives aus der Arbeit der vergangenen Jahre zu vermelden: In allen Fachbereichen findet Ravenstein inzwischen feste Ansprechpartnerinnen, die großen Fachbereiche haben zum Teil Gleichstellungskommissionen etabliert. "Die Notwendigkeit und damit auch die Selbstverständlichkeit der Gleichstellung haben inzwischen eigentlich alle erkannt." Bei der Durchführung von Maßnahmen im Rahmen des universitätseigenen Frauenförderprogrammes sind die Biologinnen, die Physikerinnen, die Geowissenschaftlerinnen, der Fachbereich 6 mit Erziehungs-, Sozial- und Kommunikationswissenschaftlerinnen, die Philologie und auch der Fachbereich Rechtswissenschaft besonders aktiv. Ravensteins Beteiligung an allen Berufungsverfahren ist akzeptiert, nur selten muss sie eine Ungleichbehandlung von Frau und Mann monieren.

Rund 200.000 Euro hat das Büro der Gleichstellungsbeauftragten im Jahr zur Verfügung. Damit werden einerseits Anreize wie der Frauenförderpreis finanziert, andererseits auch Studentinnen und Wissenschaftlerinnen direkt gefördert. Im Wintersemester bietet das Gleichstellungsbüro neben der normalen Beratungstätigkeit unter anderem zum wiederholten Male ein Seminar zum Thema "Zeit und Selbstmanagement für Nachwuchswissenschaftlerinnen".

Damit die Erkenntnisse auch praktisch umgesetzt werden können, braucht es die Unterstützung aus dem Umfeld. Gibt es beispielsweise zu wenig Kindergartenplätze, kann auch die beste Managerin ins Schleudern geraten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt Ravenstein besonders am Herzen. Deshalb möchte sie jetzt eine schriftliche Befragung initiieren, um exakt zu ermitteln, wie der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder bis drei Jahren aussieht, um dann in Kooperation mit der Stadt eventuell zusätzliche Angebote schaffen zu können. "Gerade für Wissenschaftlerinnen, die eher ungewöhnliche Arbeitszeiten haben, gibt es hier noch einen Bedarf", ist sich Ravenstein sicher. 

  bn