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Was mag der Einzelne wohl gelernt haben?

Erziehungswissenschaftler optimieren Evaluation

Was haben die Studierenden wohl behalten? War die Vorlesung so aufbereitet, dass sie nicht überfordert waren? Oder haben sie sich gelangweilt, weil der Stoff zu leicht war? Um gut lehren zu können, ist das Feedback der Studierenden unabdingbar, die studentische Lehrveranstaltungskritik inzwischen in vielen Fachbereichen Alltag. Seit diesem Wintersemester ist sie durch die Evaluationsordnung der Uni für alle Fächer Pflicht. Studierende der Erziehungswissenschaft haben sich deshalb unter Leitung von Prof. Wolfgang Böttcher, Dr. Dagmar Bergs-Winkels, Prof. Wolfgang Sander und Prof. Ewald Terhart daran gemacht, einen Kernfragebogen zu entwickeln, der nicht nur in ihrer Lehreinheit, sondern auch in allen anderen Fachbereichen verwendet werden kann.

"Dafür haben wir uns teilweise  mit Fachbereichen in Verbindung gesetzt, die bereits ein funktionierendes System aufgebaut haben", erzählt Christine Flaßbeck, die beim Seminar mitgemacht hat. Neben der Theorie gab es vor allem viel Praxis, denn zunächst wurden bestehende Bögen der Universität sowie anderer Hochschulen geprüft und insbesondere die naturwissenschaftlichen Fachschaften befragt, welche Lehrmethoden besonders typisch für ihr Fach sind.

"Gerade bei den Naturwissenschaften gibt es Formen, auf die man als Geisteswissenschaftler erstmal nicht kommt, beispielsweise die praktische Übung", sagt Flaßbeck. Einerseits soll der Kernfragebogen möglichst für alle Fachbereiche eine Vergleichbarkeit ermöglichen, andererseits muss das System flexibel genug sein, um die Fachspezifika ebenfalls abdecken zu können.

Um die Tauglichkeit des von den elf Studierenden entwickelten Pre-Test-Bogens zu prüfen, wurden er in über 30 Veranstaltungen ausgeteilt. Mit im Boot waren beispielsweise die Chemiker, die Anglisten und die Soziologen. "Wir sind überall auf eine große Bereitschaft gestoßen mitzumachen. Die Leute waren sehr aufgeschlossen, obwohl teilweise bereits eigene, sehr gute Instrumente vorhanden waren", sagt Flaßbeck. Die sollte man auch nicht abschaffen, denn: "Never change a running system."

Derzeit werden die Ergebnisse des Pre-Tests ausgewertet und geprüft, welche der rund 20 Fragen taugen, welche verzichtbar sind. Bis Ende Oktober soll dann ein Bogen stehen, der dem Lenkungsausschuss für Evaluation als Vorschlag vorgelegt werden kann. der steht den Aktivitäten der Studierenden wohlwollend gegenüber, zumal mit Böttcher auch einer der eigenen Dozenten im Lenkungsausschuss sitzt. Ob der Kernfragebogen tatsächlich flächendeckend eingeführt wird, muss dann der Ausschuss entscheiden.

An Sinn und Zweck der studentischen Lehrveranstaltungskritik zweifelt wohl keiner: "Das ist ein ausgesprochen sinnvolles Feedback-Instrument für den Dozenten", betont Pädagogik-Student Stefan Bayer vom Seminar der Pädagogen. "Es kann eine große Wirkung entfalten, wenn es richtig eingesetzt wird. Aber das funktioniert natürlich nur, wenn alle Teilnehmer eine Rückmeldung über die Ergebnisse erhalten, sowohl die Dozenten wie auch die Studierenden." 

  bn