"Wir müssen in unsere Zukunft investieren"
muz: Welche Schwerpunkte werden Sie bei der Forschungsförderung setzen?
Pinkwart: Die NRW-Hochschulen bieten in vielen Bereichen auch im internationalen Vergleich exzellente Forschung. Unsere Aufgabe ist es, möglichst gute Rahmenbedingungen für breite Grundlagenforschung zu schaffen, aber auch ganz gezielt Spitzenforschung zu fördern. Fördern heißt dabei nicht automatisch nur finanziell fördern. In Berlin haben sich kürzlich Nobelpreisträger aus der ganzen Welt beim "Einstein Miracle Century Celebration" getroffen. Bei der Frage, was für Spitzenforschung wichtiger sei, Geld oder Freiheit, antworteten fast alle: Freiheit.
Wir möchten Forschungsfreiheit sichern und ausbauen, aber auch universitäre und außeruniversitäre Forschung stärker verzahnen. In Münster ist das ja in der Stammzellforschung durch die Kooperation der Uni mit dem Max-Planck-Institut in herausragender Weise gelungen.
Ein weiterer Schwerpunkt wird die engere Zusammenarbeit von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und kleineren und mittleren Unternehmen sein. Der schnelle Transfer neuer Erkenntnisse in marktfähige Problemlösungen ist ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes.
muz: Wie soll sichergestellt werden, dass allgemeine Studiengebühren sozial verträglich sind? Wer wird Stipendien finanzieren?
Pinkwart: Ziel von Studienentgelten ist es, das Bewusstsein für den Wert von Bildung und Ausbildung zu stärken und mit den Mitteln die Qualität der Lehre zu verbessern. Wir wollen den Hochschulen freistellen, ob sie Studienentgelte einführen. Die Höchstgrenze ist dabei auf 500 Euro pro Semester festgelegt. Ich halte das für vertretbar. Die Hochschulen erhalten das gesamte Geld, das über verbesserte Studienbedingungen und eine bessere Qualität der Lehre den Studierenden direkt zugute kommt.
Klar ist, dass niemand aufgrund der Einkommensverhältnisse der Eltern vom Studium abgehalten werden darf. Was die gesamte Konzeption der Studienentgelte angeht, bitte ich aber noch um Geduld. Wir werden das gründlich vorbereiten und zu einer sozialverträglichen Lösung kommen.
muz: Wie sollen die Hochschulen künftig finanziert werden? Über einen Globalhaushalt oder über ein anderes Modell?
Pinkwart: Wir wollen und müssen in unsere Zukunft investieren, und die wird vor allem durch beste Bildung gesichert. Deshalb hat die neue Landesregierung trotz der desaströsen Haushaltslage den Qualitätspakt mit den Hochschulen bestätigt – das heißt: Die Haushaltssperre und der Einstellungsstopp gilt nicht für die Hochschulen. Darüber bin ich sehr froh, dass wir das durch das Kabinett geboxt haben.
Es wird für die Hochschulen aber zunehmend wichtiger, sich weitere, neue Einnahmequellen zu erschließen. Wir werden den Hochschulen dazu größtmögliche Freiheiten geben. Die Einführung von Globalhaushalten ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Zukünftig werden die Hochschulen nach dem von uns geplanten Hochschulfreiheitsgesetz unbegrenzt Vermögen bilden, eigene Einnahmen erwirtschaften und beispielsweise Unternehmen gründen können.