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Wie viele Master werden tatsächlich gebraucht?

Land regelt die Aufteilung der Lehr-Kapazitäten


Die Betreuung der Studierenden hat sich in der Biologie durch Kleingruppen im Bachelor-Studiengang deutlich verbessert. Doch offen ist, ob dieKapazität noch für die Master-Studierenden und Doktoranden reichen wird.

Foto: pg

Eine begrenzte Anzahl von Hochschullehrern - die in den kommenden Jahren noch abnehmen wird - kann nur eine begrenzte Zahl an Studierenden ausbilden. Zulassungsbeschränkungen in rund 70 Prozent aller Fächer an der Uni Münster zeigen schon jetzt die Überlast. Durch die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge wird sich das Problem noch verschärfen, denn künftig soll die Betreuungsrelation deutlich verbessert werden. Das heißt, ein Hochschullehrer wird weniger Studierende, die aber dafür schneller ausbilden. Um zu vermeiden, dass die Hochschulen alle Kapazitäten nur in Bachelor- oder umgekehrt in Master-Studiengänge stecken, hat das Land vorgegeben, dass 80 Prozent der Ressourcen der Ausbildung von Bachelor-Studierenden zugute kommen.

20 Prozent für Master und Doktoranden - das klingt auf den ersten Blick wenig. "Wir gehen aber davon aus, dass mehr als 50 Prozent der Studierenden, die ein Bachelorstudium aufgenommen haben, die Möglichkeit haben werden, den Master anzuschließen", sagt Thomas Breustedt, Pressesprecher im Wissenschaftsministerium. Er erklärt dies zum einen mit der Schwundquote durch Studienabbrecher, zum anderen mit der Tatsache, dass das Master-Studium nur vier Semester dauere und deshalb weniger Kapazitäten verlange.

Ganz so optimistisch ist Prorektor Prof. Ulrich Pfister nicht. "Es werden wohl weniger als 50 Prozent sein", und vermutet eine Quote von eher 40 Prozent, da die Doktorandenausbildung, die künftig auch besser strukturiert sein soll, ja ebenfalls Kapazitäten fresse. "Außerdem denken wir, dass die Betreuungsrelation, die das Ministerium für Master-Studiengänge anlegt,
nicht ausreichend ist."

Vielleicht muss auch kein Studierender abgewiesen werden, vielleicht will der überwiegende Teil der Bachelor-Absolventen, die sich ja mit einem berufsqualifizierenden Abschluss auf dem Arbeitsmarkt bewerben können, gar keinen Master mehr anschließen. "Es gibt bisher sehr unterschiedliche Bewertungen", so Pfister. Aufgrund der bisher vorliegenden
Informationen sei davon auszugehen, dass 40 bis 75 Prozent der Bachelor-Absolventen einen Master-Studiengang aufnehmen möchten. Eine fast ausschließliche Ausrichtung der Lehre auf die Bachelorphase könne nicht das Ziel der WWU sein. Schließlich brauche man für den wissenschaftlichen Nachwuchs gut qualifizierte Master. Zudem gebe es Berufe, für die der Bachelor nicht ausreiche. Die Lehramtsstudiengänge sind dafür ein gutes Beispiel, das Land schreibt hier den Master als Voraussetzung für das Referendariat zwingend vor. "Mit unserem Fächerspektrum werden wir viele gut qualifizierte Master ausbilden, das steht schon jetzt fest", sagt Pfister und nennt als Beispiele neben den Lehrern Chemiker, BWLer und eventuell Juristen. Mit den meisten Promotionen in NRW sei die WWU zudem sehr forschungsstark und werde dafür auch Master-Studiengänge brauchen.

Die Quote von 80 Prozent ist vom Land als Durchschnitt über alle Fächer angelegt. Die Hochschulen können selbst entscheiden, in welchen Fächern Master-Studiengänge angeboten werden, welche Fächer sich auf die Ausbildung von Bachelors konzentrieren. Eine Entscheidung, die erst in einigen Jahren akut wird, wenn die ersten Bachelor-Studierenden, die zum Wintersemester 2005/2006 ihr dreijähriges Studium aufnehmen, ihren Abschluss machen. Eine Selektion der Master-Studierenden wird auf jeden Fall stattfinden, denn die Kultusministerkonferenz schreibt einen Eignungstest zwingend vor, ohne ihn werden die neuen Studiengänge nicht akkreditiert.

Ein Fachbereich muss schon jetzt überlegen, wie viel Kapazität er im kommenden Jahr für das Master-Studium zur Verfügung stellt: In der Biologie startete bereits vor zwei Jahren der Bachelor-Studiengang. "Wir sehen die Kapazitätsüberlegungen mit großen Bedenken", sagt Dekan Prof. Alexander Steinbüchel. Eigentlich, so Steinbüchel, habe man einen großen Teil der Bachelor-Absolventen übernehmen wollen. "Wir brauchen Master-Studierende für die experimentelle Forschung, das ist mit Bachelor-Studierenden nicht zu leisten." Außerdem, so ergänzt Studiendekan Prof. Bruno Moerschbacher, benötige auch die Industrie forschungsstarke Absolventen mit Master oder Promotion. "Umgekehrt ist eine Promotion in der Regel die Voraussetzung für den Zugang zu Führungspositionen."

bn