Neue Lehrer will das Land
Alle Lehramtsstudiengänge werden ab dem nächsten Wintersemester auf Bachelor- und Masterabschlüsse umgestellt
![]() Neue Lehrer will das Land: Auch Lehrer für Gymnasien und Gesamtschulen müssen sich künftig daran gewöhnen, keinen staatlichen, sondern einen akademischen Abschluss zu machen. Foto: Natali Metzger |
Auch wenn die Zeit für die Umstellung knapp bemessen scheint, ist die Uni Münster gut darauf vorbereitet, denn bereits im Januar hat der Senat eine Rahmenordnung für die künftigen Bachelor- und Masterstrukturen verabschiedet, an der sich nun die Fächer bei der inhaltlichen Ausgestaltung orientieren können. Festgelegt wurden darin die Dauer des Studiums sowie die Anteile der Fächer, der so genannten Allgemeinen Studien und der erziehungswissenschaftlichen Studien für unterschiedliche Schulformen und Ausbildungswege.
Da grundsätzlich zwei Fächer für das Lehramt zu belegen sind, aber der Übergang von einem naturwissenschaftlichen Ein-Fach-Bachelor, wie er beispielsweise von der Biologie angeboten wird, zum Lehramts-Master mit zwei Fächern möglich sein soll, wurde hier ebenso differenziert wie bei den Schulformen. Besonders für gemeinsam mit der Fachhochschule Münster betriebene Studiengänge, die zum Lehramt an Berufskollegs hinführen, wurden mehrere Varianten entwickelt, die in flexibler Weise auch auf andere Berufsfelder vorbereiten.
Wie die Waage zwischen speziellen pädagogischen Erfordernissen und weit gehender Freiheit für die Studierenden austariert werden kann, ist noch unklar. Insgesamt aber ist die Freude an Universität und Fachhochschule, mit der zusammen das Lehramt für Berufkollegs angeboten wird, groß. "Die Eckwerte, die wir zu Beginn des Jahres entwickelt haben, sind im Wesentlichen genehmigt worden", so Prorektor Prof. Ulrich Pfister, zuständig für Lehre und Studienorganisation, Studienreform und internationale Beziehungen. "Damit haben wir ebenso wie die Universität Dortmund die Chance, die sowieso spätestens ab 2007 notwendigen Umstellungen bereits jetzt vorzunehmen, ohne uns mit Zwischenlösungen abgeben zu müssen." Seine Kollegin von der Fachhochschule, Prorektorin Prof. Ute von Lojewski, teilt seine Einschätzung: "Wir freuen uns sehr, dass wir am Modellversuch mit unserer kooperativen Berufskollegausbildung sowohl im Bachelor- als auch im Masterbereich beteiligt sind. Das ist ein wichtiger Schritt, erhöht er doch gerade für unsere Studierenden die Flexibilität und die Möglichkeiten in der Berufswahl."
Fachbereiche sind für die Inhalte gefordert
Um den besonderen Bedürfnissen von Grundschulkindern gerecht zu werden, müssen die Lehrer spezielle Kenntnisse haben. Foto: Natali Metzger |
Pädagogik vor allem beim Master gefordert
Ein Fach, das naturgemäß besonders betroffen von der Umstellung ist, ist die Erziehungswissenschaft. "Wir haben schon den ersten Antrag vor zwei Jahren aktiv unterstützt und sind froh, dass es jetzt geklappt hat", meint Studiendekan Hans-Joachim von Olberg. "Wir wollen das, was absehbar kommt, auch vorbereiten und ausgestalten." Ähnlich wie viele Fachwissenschaften werden die Erziehungswissenschaftler nicht nur die Studiengänge für die Lehramtskandidaten, sondern auch die Diplomstudiengänge umstellen. Von Olberg differenziert drei Phasen: die Umstellung der Studienpläne auf Module, die Umstellung auf studienbegleitende Prüfungen und die strukturelle Umstellung auf die zweiphasigen Abschlüsse. "Die ersten beiden Stufen haben wir im Grunde bereits absolviert. Schon seit einem Jahr bieten wir unser Lehrangebot in Modulen an, für die jeweils Leistungspunkte erworben werden können." Das bedeute für die Lehrenden einen stark erhöhten Arbeitsaufwand. Zum einen sei die Beratungsintensität durch das Leistungspunktesystem stark gewachsen, zum anderen müssten die Prüfungen jetzt durch die Lehrenden und nicht mehr wie früher durch das Staatliche Prüfungsamt organisiert werden.
Während die Fachwissenschaften im Bachelor-Studium der Lehramtskandidaten nun höhere Anteile als bisher zu verantworten haben, schrumpft hier der Anteil der Erziehungswissenschaftler. Von Olberg rechnet in Zukunft mit sehr viel geringeren Fallzahlen, auch wenn Pädagogik als eines von zwei wählbaren Schulfächern bestehen bleibt und die bisherigen Magisterstudierenden in das Bachelorsystem integriert werden. Anders dagegen sieht es im Master-Studium aus: Hier werden die Erziehungswissenschaftler circa die Hälfte des Lehrangebotes bestreiten, während der Anteil der Unterrichtsfächer zurückgeht. Welche Master-Studiengänge die Erziehungswissenschaftler anbieten, muss noch entschieden werden. Von Olberg kann sich neben dem Lehramts-Master beispielsweise auch einen Schulforschung und Schulentwicklung vorstellen. „Die Studiengänge werden auf jeden Fall konzentrierter und spezialisierter werden“, so der Studiendekan. "Damit bekommen die einzelnen Standorte ein klareres Profil."
Zentrum für Lehrerbildung übernimmt Koordination
Eine der Voraussetzungen für die Genehmigung durch die Ministerien war die Einrichtung eines Zentrums für Lehrerbildung (ZfL), das in Münster Anfang dieses Jahres gegründet wurde und die Zentrale Koordination Lehrerausbildung, das Institut für Forschung und Lehre für die Primarstufe und die Abteilung Schulpraktische Studien des Zentrums für Wissenschaft und Praxis in sich vereint. Zum wissenschaftlichen Leiter wurde der Germanist Prof. Jürgen Macha gewählt, Geschäftsführer ist Dr. Detlef Berntzen. Nach der Umstellung wird das Zentrum eine entscheidende Rolle bei der Koordinierung der deutlich erweiterten Praxisphasen haben. "Schon jetzt müssen wir durch die Änderung der Lehramtsprüfungsordnung von 2003 auf Schulformen statt -stufen deutlich mehr Plätze für die Orientierungspraktika anbieten. Zu Beginn dieses Semesters hatten wir 1200 Studierende zur Beratung da", erzählt Berntzen. Vier Wochen Orientierungspraktikum im ersten Studienjahr, weitere schulische und außerschulische Praktika mit insgesamt zehn Wochen lassen den praktischen Anteil im Studium deutlich emporschnellen. Aber auch qualitativ hat sich einiges geändert, Interdisziplinarität wird jetzt groß geschrieben. Um die Ansprüche in den einzelnen Fächern vergleichbar zu gestalten, muss nun auf zentraler Ebene durch den Senat eine Ordnung für die Praxisphasen verabschiedet werden. Die Vorarbeiten dazu leistet das Zentrum für Lehrerbildung, das auch Konzepte für die Betreuung entwickeln will.
Die Studienberatung durch das ZfL wird wahrscheinlich deutlich ausgeweitet werden müssen. So konnte beispielsweise die Studienberatung für künftige Lehrer an Grundschulen durch die Nutzung von Synergieeffekten auf die Beratung für Haupt- und Realschulen ausgeweitet werden.
Eine weitere wichtige Aufgabe wird die Beratung und Koordinierung bei der Entwicklung von Master-Studiengängen sein. Natürlich werde die Zuständigkeit der Fachbereiche für Foschung und Lehre beibehalten, versichert Prorektor Pfister. "Wir ziehen mit den Fachbereichen an einem Strang. Um die wachsenden Anforderungen bewältigen zu können, müssen wir zusammenführen, was bisher nebeneinander operiert. Anderenfalls wäre es undenkbar, die vor uns liegenden Anforderungen zu bewältigen", sagt auch Macha.
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Weg weisend ist die Zusammenarbeit con Uni und Fachhochschule bei der Ausbildung von Lehrern für das Berufskolleg. Foto: Natali Metzger |
Die Qualität der Ausbildung wird sich, so die Hoffnung, spürbar verbessern. "Wir haben bisher ein gewisses Unbehagen verspürt, dass die Ausbildung der Lehrer vielleicht nicht immer den Anforderungen entspricht. Die höhere Transparenz der neuen Studiengänge wird sicherlich sehr hilfreich sein", so Macha. Und Pfister ergänzt: "Durch die Vereinfachung der Studienstrukturen wissen die Studierenden sehr viel genauer, was sie wofür studieren müssen".