Die unterschiedlichen Interessen verknüpfen
Dr. Bettina Böhm leitet seit August die Universitätsverwaltung
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Erste Frau an der Spitze der Universitätsverwaltung: Dr. Bettina Böhm
wird am 2. November um 11 Uhr in der Aula des Schlosses offiziell in
ihr Amt als Kanzlerin eingeführt. Foto: Peter Grewer |
„Es ist niemals gleichförmig an einer Universität. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen, neue Interessen, verschiedene Perspektiven, in die man sich hineindenken muss. Das finde ich gerade so reizvoll an meiner Aufgabe“. Eine Aufgabe, die in Zeiten des Umbruchs und der Mittelknappheit nicht gerade einfach ist, denn als Verwaltungschefin der drittgrößten Hochschule muss Dr. Bettina Böhm dazu beitragen, die Universität Münster ein Stück weit neu zu definieren. Doch die 37-Jährige, die im August ihr neues Amt als Kanzlerin angetreten hat, sieht die hochschulpolitischen Umwälzungen nicht nur als Last: „Die derzeitigen und noch zu erwartenden Stellenkürzungen werden uns natürlich sehr treffen. Aber durch den Globalhaushalt werden wir die Chance haben, auch andere Instrumente einzusetzen. Er gibt uns mehr Spielraum als früher“.
Spielraum, der auch dringend benötigt wird. Denn Böhm rechnet damit, dass der Arbeitszeitverlängerung für die Beamten auch eine für die Angestellten folgen wird – und damit weitere Stellenkürzungen in noch unbekannter Höhe. Außerdem werde der Globalhaushalt wahrscheinlich nicht zur Ausfinanzierung aller bisherigen Stellen reichen (siehe "Erste Reaktion auf den Globalhaushalt"). Mehr Effizienz, mehr Vernetzung, mehr Transparenz strebt Böhm deshalb auf verschiedenen Ebenen an. Angestoßen hat sie bereits gemeinsam mit dem Prorektor für Lehre und Studienorganisation eine Umstrukturierung der Studierendenbetreuung. „Das ist ganz wichtig, weil durch die neuen Abschlüsse wie Bachelor und Master auch neue Aufgaben auf uns zukommen.“ Beratung, Information, Studienbegleitung und Prüfungsorganisation soll zwischen Zentrale und Fachbereichen stärker miteinander verzahnt werden. „Es ist noch sehr unterschiedlich, wie in den einzelnen Fachbereichen die Aufgaben wahrgenommen werden. Wir wollen nun definieren, was die Zentrale Studienberatung leisten kann und eventuell Schulungen für die dezentralen Einheiten anbieten“. Anders als in Dortmund, wo die Studienberatung weit gehend zentralisiert war, will Böhm in Münster ein dezentrales System erhalten: „Das ist für Münster bei der Heterogenität der Uni der angemessene Weg“.
Einen immer wichtiger werdenden Aspekt der Finanzkontrolle hat sie noch gemeinsam mit ihrem Vorgänger Dr. Klaus Anderbrügge auf einen neuen Weg gebracht: Die Abteilung für Planung, Entwicklung, Controlling, bisher im Dezernat 1 angesiedelt, gehört nun zum Haushaltsdezernat. „Das soll insgesamt eine neue Ausrichtung als Finanzdezernat bekommen und auch Aufgaben des Controlling wahrnehmen“, so Böhm. Zunächst müsse geklärt werden, was die Zielsetzungen der Uni bei einer Ausweitung des Controlling seien. „Wir sind natürlich zur Rechenschaft gegenüber dem Land verpflichtet. Aber Controlling gibt uns auch die Instrumente in die Hand, um Daten und Informationen zu einer sachgerechten internen Verteilung zu sammeln.“
Bei allen Neuerungen und Herausforderungen setzt sie, die als eine der ersten Kanzlerinnen nach dem neuen Landes-Hochschulgesetz nicht mehr bis zur Pensionierung, sondern nur noch für acht Jahre gewählt wurde, auf die Mitarbeiter der Verwaltung. „Münster ist im Bereich der Personalentwicklung schon sehr gut aufgestellt und weiter als viele andere Hochschulverwaltungen. Es ist enorm, was bisher geleistet worden ist und welch großes Engagement unabhängig von den Hierarchieebenen zu finden ist“. Als Kanzlerin sieht Böhm ihre Aufgabe darin, „die Fäden zusammenzuhalten, die Richtung vorzugeben, Diskussionen zu initiieren und schließlich Ergebnisse einzufordern. Außerdem werde ich meinen Teil dazu beitragen, dass die Kommunikationswege auch nach außen funktionieren.“
Böhm, das merkt man ihr an, freut sich auf die neuen Aufgaben. „So unterschiedliche Interessen wie an einer Universität hat man selten. Mich reizt der Umgang mit den Wissenschaftlern, die von ihrem Fachgebiet begeistert sind, mit den Studierenden, die motiviert zu uns kommen. Die Universität ist ein Ort, für den sich Menschen sehr bewusst entschieden haben – das macht die Arbeit so angenehm.“
bn
