Klar und schnörkellos

Student der Kommunikationswissenschaft erhielt Grimme-Online-Award für Internetmagazin

Als der münstersche Student Björn Brückerhoff im Sommer 1998 ein kleines Portal namens "bb-world" ins Internet stellte, hing die "Dot-Com-Welt" noch voller Sterne. Seit dem hat sich einiges geändert: Die Blase "New Economy" ist kläglich zerplatzt, Brückerhoffs Projekt dagegen leuchtet strahlender denn je. Jetzt ist der 25-jährige Kommunikationswissenschaftler mit seinem Online-Magazin "Die Gegenwart" - so der neue Name seit 2003 - ganz oben angekommen und mit dem Grimme-Online-Award "Medienjournalismus" ausgezeichnet worden. Die Jury des renommierten Medienpreises war voll des Lobes: "Form und Inhalt passen sehr gut zusammen, die Inhalte zeichnen sich durch ein sehr hohes Niveau aus." Der Grimme-Online-Award ist bereits der zweite Preis, den das Magazin in diesem Jahr erhält. Erst im März konnte Brückerhoff den Lead-Award in Gold entgegennehmen.

In inzwischen 38 Ausgaben griffen Brückerhoff und seine Gastautoren aktuelle medienpolitische Themen auf. Der politische Aufbruch oder der Bildersturm der aktuellen Ausgabe, die sich mit Journalismus und Kunst beschäftigt, gehören zu typischen Schwerpunktthemen. Klar und schnörkellos gestaltet, erinnert die zweimonatlich erscheinende "Gegenwart" an ein gedrucktes Magazin. Diese Verbindung des traditionellen Print-Layouts mit dem Medium Internet wurde ausdrücklich von der Jury hervorgehoben. Höhepunkt einer jeden Ausgabe ist sicherlich das Interview mit Stars der Branche, seien es nun Moritz Hunzinger, Peter Kloeppel, Florian Illies oder Peter Glotz.

Auch am Institut für Kommunikationswissenschaft sind bereits Artikel für "Die Gegenwart" entstanden. In der Februar-Ausgabe zum Schwerpunktthema "Amerika" sind mehrere Beiträge erschienen, die im medienpraktischen Kurs "Online-Journalismus" verfasst wurden. Dabei entstanden Texte über Arnold Schwarzenegger, Oktoberfeste in den USA, Moralkampagnen, HipHop und die Unterstützung des Pentagon für Hollywood-Kriegsfilme.

Während der feierlichen Preisübergabe im Schloss Bensberg zeigte sich Laudatorin Susanne Kronzucker, Moderatorin des RTL-Nachtjournals begeistert: ",Die Gegenwart' steht für Qualität, vielleicht sogar eine neue Qualitätsstufe des Genres im Netz." Das liegt freilich auch daran, dass "Die Gegenwart" komplett auf Werbung verzichtet und so eine Unabhängigkeit wahren kann, die gerade bei Journalismus über den Journalismus unerlässlich ist. Möglich wird diese Unabhängigkeit durch den großen persönlichen Einsatz Brückerhoffs, aber auch durch die kostenlose Mitarbeit seiner Gastautoren.

Ob und inwieweit sich dieses ehrgeizige Projekt im Berufsleben weiterführen lasse, bleibe abzuwarten, so der Student. "Ich habe aber vor, das Magazin so lange wie möglich erscheinen zu lassen", versprach Brückerhoff bei der Preisverleihung direkt neuen Lesestoff.

cw