Mehr Autonomie bedeutet auch mehr Verantwortung

Kosten- und Leistungsrechnung als Vorbereitung auf den Globalhaushalt
[Kosten- und Leistungsrechnung]
Was kostet ein Studiengang, was eine einzelne Vorlesung? Die Kosten- und Leistungsrechnung soll mithelfen, darauf Antworten zu finden.
Foto: Grewer/Montage: Marpert   

Spätestens 2006, wenn die Hochschulen des Landes einen Globalhaushalt erhalten, wird die alte kameralistische Haushaltsführung überholt sein. Die bisher nach Titeln und Titelgruppen streng eingeteilten Gelder können dann frei eingesetzt werden. Voraussetzung für den Globalhaushalt sind allerdings Informationen über den Ressourceneinsatz, die mittels der Kosten- und Leistungsrechnung gewonnen werden können. Für alle Beteiligten bedeutet die Abkehr vom klassischen System eine große Umstellung, die jedoch bereits weit gehend und von vielen unbemerkt erfolgt ist.

"Das neue Instrument ist die Voraussetzung für mehr Autonomie der Hochschulen", erklärt Dr. Bernd Klammer, im Dezernat 1 verantwortlich für die Einführung der Kosten-und Leistungsrechnung. Über die alten Haushaltstitel wird ein neues Raster mit Kostenarten, Kostenstellen und Kostenträgern gelegt. Das soll letztendlich erlauben, die Kosten beispielsweise für einen bestimmten Studiengang oder für eine einzelne Vorlesung zu ermitteln. "Das bedeutet, wir müssen Daten integrieren, die bisher nicht miteinander verbunden waren", erläutert Klammer. So wurden Personal, Haushalt und Drittmittel bisher über verschiedene Schlüssel abgerechnet.

Inzwischen ist die Integration der Daten weit gehend abgeschlossen, auch wenn viel mühselige Handarbeit darin steckte. Interessant ist nun die Frage, was mit ihnen geschieht. Für die Jahre 2002 und 2003 hat die Universität Münster bereits komplette Berichte an das Wissenschaftsministerium (MWF) geliefert. Für alle Hochschulen des Landes sind dafür einheitliche Vorgaben gemacht worden. "Wir gehen davon aus, dass die Berichte zukünftig zu Vergleichen zwischen den Hochschulen im Land herangezogen werden", sagt Klammer. "Das ist allerdings nicht ganz unproblematisch, weil es über die reinen Zahlen hinaus immer noch Interpretationsspielräume und -notwendigkeiten gibt." So würden beispielsweise die Investitionen erst teilweise berücksichtigt.

Nicht nur extern sind die Daten von Interesse. Auch innerhalb der Universität werden die Dekanate in den nächsten Tagen die Berichte über die Lehreinheiten ihres Fachbereichs erhalten und damit einen ersten Überblick über deren Kostenstruktur. "Mit dem Globalhaushalt kommen die Fachbereiche stärker in die Verantwortung, zu entscheiden und Schwerpunkte zu setzen. Die Kosten- und Leistungsrechnung wird dabei ein sehr hilfreiches Instrument sein", meint auch der zuständige Prorektor für Finanzen, Prof. Harald Züchner. Insgesamt müssten sich die Fachbereiche auf eine stärkere Professionalisierung einstellen, denn der Globalhaushalt bedeutet auch die Chance, freier über die Gelder verfügen zu können und sie nicht wie bisher jeweils zweckgebunden einsetzen zu müssen.

bn