Der internationalste AStA der Stadt
Geschickte Schachzüge braucht Georgios Sivvas nicht nur bei seinem Hobby, sondern auch als AStA-Vorsitzender. |
Damit verfügt die Uni nach viermonatigen Koalitionsverhandlungen endlich wieder über einen funktionierenden AStA, noch dazu den wohl internationalsten, den die Universität Münster je gesehen hat: Prompt waren die Namen einiger ausländischer Referentinnen und Referenten in der ersten Pressemitteilung des neuen AStA falsch geschrieben. Doch solche Missverständnisse wiegen nicht schwer im Vergleich zu den Schwierigkeiten der Wahl Sivvas' zum Vorsitzenden. Im ersten Wahlgang hatte es zwei Enthaltungen aus den Reihen der gerade gebildeten Koalition aus Juso-HSG, Uni-GAL, unabhängigem Fachschaftenforum und Demokratischer Internationaler Liste gegeben - zu viel bei den knappen Mehrheitsverhältnissen im Studierendenparlament.
Sivvas ist noch immer empört: "Habe ich eine rote Nase? Bin ich ein Zirkusclown?" Schließlich habe er sich nur deshalb zur Wahl gestellt, weil nahezu alle Listen im Vorfeld zu verstehen gegeben hätten, mit ihm als Vorsitzenden leben zu können: "Ursprünglich wollte ich es gar nicht machen!" Seine Rücktrittsüberlegungen habe er nur aufgegeben, weil es um interne Probleme der Listen gegangen sei, nicht um seine Person. Vielleicht kann er wirklich "AStA-Vorsitzender für alle Studierenden" werden - immerhin hat er im zweiten Wahlgang auch eine Stimme aus der Opposition bekommen, mit der er "konstruktiv zusammenarbeiten" will. Fast neigt man dazu, ihm das abzunehmen, ihm, der sich selbst als "Pragmatiker" bezeichnet: "Gib' mir einfach ein Projekt und wir führen das durch ... Ich bin kein Mensch, der große Versprechungen macht."
Von solchen "Projekten" hat er schon viele "durchgeführt". Gerade ist die letzte Ausgabe der Alumni-Zeitschrift "Grenzenlos" verschickt worden, die Sivvas auch weiter betreuen möchte. Andere Aktivitäten müssen gezwungenermaßen ruhen. Sein vielseitiges soziales Engagement hat dem heute 30-Jährigen bereits den DAAD-Preis als "Bester ausländischer Student" eingebracht.
Zwei Abschlüsse hat er bereits in der Tasche, für Politikwissenschaft und Kommunikationsmanagement - letzterer sei hilfreich für die neue Aufgabe im AStA. Und was ist mit dem dritten Fach Jura? Da sei noch immer etwas dazwischengekommen, grinst der Langzeitstudent - "16. Semester, wenn ich mich nicht irre" - und zählt auf, in welche Fächer er schon einmal reingeschaut hat: Kulturwissenschaften, Soziologie, Islamwissenschaften, Byzantinistik, Antike Geschichte ... Aber er legt Wert darauf, dass er sich immer selbst finanziert und schließlich auch anderen geholfen habe. "Ich will meine Promotion dann abschließen, wenn ich mir meines Wissens sicher bin. Und ich habe keine Gewissensbisse." Ein Freisemester habe er für den AStA-Vorsitz nicht genommen, betont Sivvas. Außerdem sei er bei allen bisherigen Vorstellungsgesprächen immer zuerst gefragt worden, was er außer dem Studium schon gemacht habe. Ein Netzwerk gegen Studiengebühren zu bilden, steht deshalb ganz oben auf der Agenda für Sivvas' Amtszeit.
Seine Hauptaufgabe sieht der Student aber in der Koordination der Aktivitäten der Referate, um den Überblick zu bewahren und eventuelle Konflikte schon im Vorfeld beizulegen. Einen weiteren Schwerpunkt allerdings wolle er auf eine bessere Zusammenarbeit mit der Stadt Münster legen und außerdem im Rahmen der Reform der Studiengänge eigene Akzente setzen. Große Aufgaben warten also - das weiß Sivvas auch selbst: "Die ausländischen Studierenden fühlen sich durch meine Wahl auch bestätigt; man traut uns viel zu. Aber eigentlich gibt es nichts, für das sie mich beglückwünschen können, denn für mich bedeutet das nur Arbeit, Arbeit, Arbeit!" Aber sonst würde Sivvas sich wohl langweilen ...