Unkräuter für abenteuerlustige Gourmets
![]() Ein ganz besonderer Genuss ist Lachs mit Zitronengerbera, ein Rezept von Wolfgang Stein. |
Jeder, der mal versucht hat, Quecke, Löwenzahn, Vogelmiere oder Giersch aus seinem Garten zu vertreiben, kennt die unbeugsame Vitalität dieser Wildkräuter. Es gibt kaum Pflanzen von vergleichbarer Lebenskraft und Hartnäckigkeit. Wir jagen sie unerbittlich, die so genannten "Un-Kräuter" und vergessen dabei, dass sie schon seit Zehntausenden von Jahren dem mitteleuropäischen Homo Sapiens als wichtigste Nahrungsquelle dienen. Warum sich also nicht einmal anders als mit Ärger und Unmut den "lästigen" Gewächsen widmen? Ab in den Kochtopf damit!
In Deutschland gibt es rund 4300 verschiedene essbare beziehungsweise nicht giftige Pflanzen. Davon kultivieren und essen wir heutzutage gerade noch 50 Arten, von denen die meisten nur noch wenig mit ihrer "wilden Verwandtschaft" zu tun haben. Warum es also nicht mal wagen, sich mithilfe unserer einheimischen Wildkräuter und -früchte auf eine Zeitreise zu vergangenen Speiseplänen zu begeben und das lästige Kraut zu köstlichen Speisen verarbeiten?
Diese Idee kam auch dem Technischen Leiter des Botanischen Gartens, Herbert Voigt, und dem Diplomküchenchef Wolfgang Stein. Ein- bis zweimal im Jahr, je nach Kräuterangebot, geht es ans Werk, das nächste Mal am 28. und 29. Mai. Die Firma Bröker Catering & Event stellt die großen Zelte, die im Botanischen Garten aufgestellt werden, Töpfe und Geschirr und natürlich den erstklassigen Koch: Wolfgang Stein, "Kulinarischer Botschafter des Landes NRW". Der botanische Garten stellt die Kräuter. Aber wo findet man mitten in der Stadt gute Kräuter für ein 40-Mann-Menü? Dazu fahren Voigt und seine Mitarbeiter eine Woche vorher - denn älter dürfen die Pflanzen nicht sein - aufs Land, um auf unberührten Wiesen, fern von großen Autostraßen, die entsprechenden Kräuter zu sammeln.
Aus im Vorfeld mehr als einmal ausprobierten Kräuterdelikatessen zaubert Stein ein exquisites Menü. Ob nun Taubnesselrahmsuppe, Gänsedistelblüten mit Apfel-Rosmarinessigmarinade oder Spitzwegerichknospen mit Zuckermöhren als Vorspeise, Barschfilet auf Gierschpesto oder Geschmorter Weißer Heinrich mit Senfbutter als Hauptgang und einem Stück Brie mit Beinwell-Pfefferminzmarinade zum Dessert - vom Feinsten muss es sein. Und damit ist die Kräuterspeisekarte noch lange nicht ausgeschöpft. Folgerichtig wird der Genuss der Speisen auch fünf bis sechs Stunden dauern.
Die Pflanzenausstellung "Wild, aber essbar - Essbare Wildpflanzen des Münsterlandes", die am 30. Mai eröffnet wird, zeigt ergänzend die gängigsten Un-Kräuter. "Die Ausstellung soll die Besucher auch anregen, vielleicht im nächsten Frühling das ein oder andere Fleckchen im Garten für das unbeliebte Kraut freizulassen, was auch die Insekten danken werden, für die der Blütensaft der oft so ärgerlichen Gewächse lebenswichtig ist", so Voigt.
Anmeldungen zum Un-Kraut-Essen werden unter 0251/8323827 angenommen.
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Wildkräutersuppe Für vier Personen:
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