Netzwerke für Einzelkämpferinnen
Partnerschaftlich wird im Labor von Prof. Cornelia Denz geforscht. Doch noch immer sind die Frauen in der Physik deutlich in der Unterzahl. |
Nur ein Viertel der Studierenden in der Physik sind Frauen, lediglich zwei Professorinnen gehören dem Fachbereich an. Kein Zufall, sondern Ergebnis von tradierten Vorstellungen, die sich schon in der Schule finden und sich an der Uni niederschlagen. Um dem Vorurteil "Naturwissenschaft sei nichts für Mädchen" entgegenzuwirken, hat Prof. Cornelia Denz verschiedene Instrumente und Angebote am Fachbereich entwickelt, mit denen sie die Mädchen schon in der Schule erreichen und den Studentinnen Betreuung durch das gesamte Studium hinweg anbieten will. Dafür hat sie den mit 20000 Euro dotierten Frauenförderpreis der Uni für das vergangene Jahr erhalten.
Das Büro der Gleichstellungsbeauftragten des Fachbereiches wurde mit diesem Geld in einen Treffpunkt mit Bibliothek umgewandelt, in der sich Material findet zu Frauen in der Physik, zu Geschlechterforschung und Naturwissenschaft, Ratgeber und Fördermöglichkeiten. Um die Mittagszeit geöffnet, können sich hier Studentinnen und Wissenschaftlerinnen zum Austausch treffen. "Darüber hinaus bieten wir einmal im Semester ein Treffen speziell für Studentinnen an. Sie sollen sehen, dass sie nicht vereinzelt durchs Studium müssen, sondern ein Netzwerk nutzen können", erläutert Denz. Allerdings, so habe sie bisher beobachtet, seien die meisten verhalten gegenüber Frauenfragen, so, als könne es Probleme bereiten, sich fachfremd zu engagieren. "Dabei gibt es dafür sicherlich keinen Grund", meint Denz.
Um schon die jüngeren zu erreichen, engagiert sich Denz auch beim Girls' Day, der am 22. April stattfindet. Neben Experimenten im Institut für Angewandte Physik stehen Führungen durch die Arbeitsgruppen von Doktorandinnen auf dem Programm. "Wir wollen den 15 Mädchen zeigen, dass Frauen mit ganz verschiedenen Lebensentwürfen Physikerinnen sein können und so ihr Spektrum bei der Berufswahl erweitern", erklärt Denz den Ansatz. Aber nicht nur an einem Tag im Jahr stehen die Frauen im Mittelpunkt für die Physikerin: Denz hat Internetseiten eigens für Schülerinnen entwickelt, auf denen diese sich über berühmte Naturwissenschaftlerinnen, Physikerinnen in Münster und die Anforderungen des Studiums informieren können. Ein Experimentierlabor speziell für Mädchen, mit Einheiten, die auf das Alter abgestimmt sind, steht noch auf der Wunschliste von Denz. Bereits seit Jahren gepflegt wird die Facharbeitsbetreuung für ältere Schülerinnen und Schüler. "Dabei wollen wir keine "Nachhilfe' geben, sonden bei der Lebensplanung beraten", so Denz.
Ebenfalls mit Frauenmangel zu kämpfen haben die Wirtschaftsinformatiker, die sich auch am Girls' Day beteiligen. Unter Leitung von Prof. Gottfried Vossen werden 15 Mädchen die Möglichkeit haben, eine neue Datenbank für den Botanischen Garten zu erstellen. Bei diesem Projekt, das im Sommersemester 2004 von Studenten der Informatik realisiert werden soll, dürfen auch die Teilnehmerinnen des Girls' Day mitwirken. Aufgeteilt in kleine Gruppen und ausgestattet mit Fotoapparat, Zettel und Stift geht es an das Sammeln von Daten "vor Ort" im Botanischen Garten. Ist die Datenerfassung abgeschlossen, verarbeiten die Mädchen nach dem Mittagessen im Institut für Wirtschaftsinformatik die gesammelten Daten mithilfe der Mitarbeiter des Instituts.