Kinder-Uni begeistert Schüler und Erwachsene

Erste Ergebnisse von Untersuchung der Erziehungswissenschaftler liegen vor

[Kinder-Uni]
Ganz wie erwachsene Studierende können die Schüler bei der Kinder-Uni Münster sich die Vorlesungen nach ihren Neigungen und Interessen aussuchen.
Foto: Peter Grewer   
Auch die älteren Studierenden können noch etwas lernen bei der Kinder-Uni Münster: Die Erziehungswissenschaftler aus dem Seminar von Dr. Dagmar Bergs-Winkels beispielsweise üben Methoden der empirischen Sozialforschung, indem sie die Kinder-Uni evaluieren. Mithilfe teilnehmender Beobachtung und vor allem durch Befragung der Kinder und Eltern haben sie die gemeinsam von Universität und "Westfälischen Nachrichten" veranstaltete Reihe wissenschaftlich fundiert beleuchtet. Rund 270 Kinder und 170 Eltern wurden bisher befragt. Und obwohl es mitunter hoch herging im Hörsaal und Platzmangel die Freude an den Vorlesungen trübte, sind sich doch alle einig: Die Kinder-Uni ist Spitze!

"Wir haben von den Kindern nur positive Rückmeldungen bekommen", berichtet Carolin Gieseke, Mitarbeiterin von Bergs-Winkels. Auch die Eltern äußerten sich überwiegend sehr angetan, auch wenn manch einer kritisierte, dass Erwachsene in den H1 gelassen würden oder die Vorlesungen zu kurz seien.

Der rund 20 Fragen umfassende Fragebogen der Erziehungswissenschaftler offenbarte auch differenzierte Urteile: Jene Vorlesungen, die den Kindern die Möglichkeit gaben, aktiv teilzunehmen, kamen am besten an. "Es ist ganz wichtig, auf die Fragen der Kinder einzugehen und sie durch Fragen an der Vorlesung zu beteiligen", so Gieseke. "Die Kinder erwarten den Dialog, aber er muss von den Professoren geregelt und bestimmt werden." Außerdem sei es notwendig, ganz konkrete Bilder und Metaphern zu benutzen, um komplizierte Sachverhalte wie die Entfernung der Planeten von der Sonne oder die physiologischen Ursachen einer Erkältung zu erklären.

Neugierde auf die unbekannte Universität

Keine einfache Aufgabe für die Hochschullehrer, die an ihre erwachsenen Studierenden gewöhnt sind. Dr. Christian Fischer vom Internationalen Centrum für Begabungsforschung (ICBF) hat deshalb auch die größte Hochachtung vor ihnen: "Es ist erstaunlich, wie viel Arbeit die Professoren in die Vorlesung stecken und mit welcher Begeisterung sie sich der Herausforderung stellen." Warum aber nehmen die Professoren die Mühe auf sich? Für den Mediziner Prof. Erwin-Josef Speckmann war es selbstverständlich, sich an der Kinder-Uni zu beteiligen: "Man muss sein Gegenüber gern haben, um ihm klarzumachen: Pass auf, da ist ein faszinierender Zusammenhang, und weil ich dich so gern habe, erkläre ich ihn Dir jetzt."

Die Begeisterung für das Lernen und die Wissensvermittlung springt offensichtlich auf die Kinder über. Fischer weiß auch, warum: "Anders als in der Schule können sich die Kinder hier selbst aussuchen, was sie interessiert und zu welchem Thema sie etwas lernen wollen. Das ist ganz wichtig für die Motivation." Abgesehen davon, dass keine Hausaufgaben und keine Noten die Freude am Lernen vergällen, ist es für die acht- bis zwölfjährigen Schüler einfach aufregend, einmal die Universität zu besuchen und in einem so großen Hörsaal wie dem H1 mit anderen Kindern zuammenzukommen. Die "bewegten Bilder", wie die Power-Point-Präsentationen der Professoren genannt wurden, sind ebenfalls ein Element, was aus der Schule so nicht bekannt und darum umso interessanter ist.

Die Befragung der Kinder brachte auch Überraschendes zu Tage: Am gespanntesten waren die Kinder vorher auf die Vorlesungen über Planetologie und Mathematik. Letztere findet am 20. Februar wie immer um 16. 15 im Hörsaalgebäude Hindenburgplatz statt, der Einlass beginnt um 16 Uhr. Prof. Winfried Scharlau wird zeigen, dass man in der Mathematik nicht nur rechnet, sondern dass man es oft mit anschaulichen geometrischen Begriffen wie Kurven, Wegen, Krümmung, Knoten, Verschlingungen, Labyrinthen, gekrümmten Flächen und vielen anderen ähnlichen zu tun hat. Um solche Gegenstände mathematisch zu untersuchen, braucht es Phantasie und Vorstellungskraft.

Auch im kommenden Semester wartet auf die Schüler ein spannendes Programm, unter anderem aus der Theologie, der Chemie und den Sprachwissenschaften. Nähere Informationen zu den einzelnen Vorlesungen sind unter www.kinderuni-muenster.dewww.westline.de/go/kinderuni/ oder in den "Westfälischen Nachrichten" zu finden.

bn