Erstmals eine Frau an der Spitze der Verwaltung
Große Freude rief bei Kanzler Dr. Klaus Anderbrügge der Vorschlag des Senats an das Wissenschaftsministerium hervor, Dr. Bettina Böhm zur neuen Kanzlerin zu ernennen. |
Einen weiteren Schwerpunkt sieht sie in der Studierendenverwaltung: "Gerade in einer Universität, deren Fakultäten räumlich sehr verteilt sind, scheint es mir eine wesentliche Aufgabe, die Zusammenarbeit untereinander und mit den zentralen Stellen in der Verwaltung so zu organisieren, dass Reibungsverluste nach Möglichkeit vermieden werden", umschreibt Böhm ihre Vorstellungen. Ihre Erfahrungen in Dortmund werden ihr dabei helfen: Dort war sie zuständig für die Umorganisation des Studierendensekretariates und der in Dortmund zentral organisierten Prüfungsverwaltung.
Neu hingegen ist für Böhm die Zusammenarbeit mit einem Universitätsklinikum. "Für mich ist es entscheidend, dass die für universitäre Aufgaben gewährten Zuschüsse zweckgerecht verwendet werden. Gerade in Zeiten knapper Mittel wird darauf zu achten sein, dass die gewollte Verflechtung von Krankenversorgung auf der einen und Lehre und Forschung auf der anderen Seite nicht zu Lasten eines Bereiches geht", schätzt die gelernte Juristin ein. Und sie hofft, vom Klinikum auch profitieren zu können: "Im Hinblick auf die kaufmännische Betriebsführung im UKM sehe ich die Chance, Erfahrungen auszuwerten und für anstehende Entscheidungen zur Organisation von Haushalt und Rechnungswese der Universität zu nutzen."
Böhm, die die jüngste Verwaltungschefin an einer nordrhein-westfälischen Universität sein wird, sieht sich im Rektorat neben der Mitwirkung an strategischen Entscheidungen vor allem dafür verantwortlich, dass rechtliche und insbesondere haushaltsrechtliche Gesichtspunkte schon in den Entscheidungsprozessen angemessen berücksichtigt werden und dass Beschlüsse durch die Verwaltung umgesetzt werden.
Noch ist es für Böhm zu früh, sich über konkrete Reformen in der Verwaltung zu äußern: "Das kann ich erst, wenn ich vor Ort Vorhandenes und Erwartungen kennen gelernt habe." Wichtig ist für sie aber auf jeden Fall, stärker aufgaben- als zuständigkeitsbezogen zu denken und Projekte zu definieren, die dezernatsübergreifend behandelt werden. "In allen Teilen der Verwaltung stellen sich neue Herausforderungen und nur selten fallen bestehende Aufgaben ausdrücklich weg, so dass schon aus diesem Grund Anforderungen kontinuierlich überprüft und neue Prioritäten gesetzt werden müssen. Dabei ist auch zu bedenken, dass neue Aufgaben sehr oft nicht zu den bestehenden Verwaltungsstrukturen passen. Dann müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen für eine bestimmte Zeit und zur Erreichung bestimmter Ziele zusammenarbeiten."
"Ich bin davon überzeugt, dass sie ihre Pläne in die Realität umsetzen wird", ist sich Anderbrügge sicher, der seine potenzielle Nachfolgerin noch für die Dezernatsleitung in Dortmund ausgesucht hat, bevor er selbst 1995 nach Münster wechselte. "Ich freue mich sehr über diese Wahl."