Sebastian Fobbe

Journalist
© Sebastian Fobbe

Warum hast du dich für den Masterstudiengang Niederlande-Deutschland-Studien entschieden?

Ich bin niemand, der sich gerne festlegt. Da ich zunächst Dolmetscher werden wollte, habe ich Sprach-, Kultur-und Translationswissenschaft für die Sprachen Englisch, Niederländisch (Hauptfächer) und Französisch (Nebenfach) in Germersheim studiert. Nach dem Bachelor stand für mich fest, dass ich mich auf die Niederlande spezialisieren möchte. Das hatte vielerlei Gründe. Zum einen habe ich den persönlichen Kontakt und den Umgang auf Augenhöhe am niederländischen Fachbereich in Germersheim immer sehr geschätzt. In meiner zweiten Studiensprache, Englisch, war das genaue Gegenteil der Fall, das Studium dort war deutlich anonymer. Auf der anderen Seite habe ich bereits im Bachelor ein Auslandssemester in Maastricht verbracht, eine Erfahrung, die für mich persönlich wie akademisch bedeutsam war. Hinzu kam der Brexit. So schwer es mir fiel, empfand ich es zunehmend sinnlos, mich mit einem Land zu beschäftigen, dass sich einer Zukunft in der EU verwehrt. Den Studiengang Niederlande-Deutschland-Studien kannte ich bereits aus der Zeit, als ich mich nach dem Abitur nach Studienfächern erkundigte. Das interdisziplinäre Profil, der bilinguale Unterricht und die Möglichkeit, ein weiteres Jahr in den Niederlanden zu verbringen, reizten mich. Für mich war der Master deshalb ein folgerichtiger Schritt. Ich wollte mein übersetzungs- und sprachwissenschaftliches Profil um Kompetenzen in Politik, Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft erweitern. Mit dem Master in Niederlande-Deutschland-Studien konnte ich genau das tun.

In welchem Jahr hast du deinen Abschluss gemacht?

2019.

Auf welchen Wegen hast du nach Deinem Studienabschluss nach einer Stelle gesucht?

Klassisch über Stellenausschreibungen. Ich bin quasi Quereinsteiger. Bevor ich mein Volontariat gefunden habe, hatte ich nur ein Praktikum im Journalismus beim Start-up Perspective Daily gemacht und für NiederlandeNet geschrieben.

In welchem Bereich (warst du bisher und) bist du heute tätig?

Im Journalismus. Davor war ich im Studium lange Zeit im Werbe- und PR-Bereich tätig und habe ein Praktikum in der Lokalpolitik absolviert.

Welche Kompetenzen aus deinem Studium benötigst du heute am meisten? 

Interdisziplinär und kreativ zu denken und darüber hinaus sich schnell in fremde Themengebiete einzuarbeiten, sind Kompetenzen, die ich im Master weiter ausbauen konnte. Der Bachelor bereitete dafür schon eine solide Grundlage. 

Obwohl ich im Studium vor allem wissenschaftliches Schreiben und Recherchieren gelernt habe, konnte ich durch Praktika und Nebenjobs auch schon Erfahrungen sammeln in Bezug auf journalistisches Schreiben und Recherchieren – mein tägliches Brot – und im Kommunikationsmodul, wenn auch nur am Rande, einige journalistische Themen kennenlernen.

Auch wenn ich mich momentan nur am Rande mit den Niederlanden beschäftige, würde ich dennoch sagen, dass das Studium etwas gebracht hat. Wer sich im Journalismus mit den Niederlanden auskennt, ist praktisch konkurrenzlos. Auch Kenntnisse in gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Fragen helfen immer.

Hast du noch einen persönlichen Ratschlag für die Studierenden und Absolventen dieses Faches?

Macht euer Praktikum im Ausland. Das bringt einem persönlich wie inhaltlich viel mehr. Lasst euch dennoch nicht verrückt machen, das Praktikum kann sicher ein Türöffner sein, muss es aber nicht. 

Engagiert euch nebenher. Lernt die Fremdsprache gründlich. Knüpft nicht nur Kontakte, sondern schließt Freundschaften. Lasst euch nicht verunsichern. Auch wenn man noch kein genaues Ziel vor Augen, kein riesiges Netzwerk oder keinen Lebenslauf mit rotem Faden hat, kann man einen erfüllenden Job finden. Ich wusste ganz lange nicht, wohin die Reise gehen soll, trotzdem habe ich meinen Weg gefunden.

Das Wichtigste aber: Seid ruhig auch mal rebellisch. Fordert ein, was ihr wollt und braucht. Fordert euch selbst, und (im richtigen Rahmen) eure Dozenten heraus. Hört nicht auf den Arbeitsmarkt, sondern auf euch selbst. Macht, wofür ihr brennt und was euch Spaß macht. Was meine eigene Sparte angeht, kann ich sagen: Fangt früh genug an. Schreiben ist reine Übungssache. Bewerbt euch irgendwo, Hauptsache, ihr könnt schnell praktische Erfahrungen sammeln. Zeigt eure Stärken. Sucht euch ein Thema, das euch wirklich interessiert, und nicht eines, das gerade en vogue ist. Habt Geduld und einen langen Atem.