Pim Oortgiesen

Trainee tech developmentship COBOL engineering beim niederländischen Finanzamtes
© Pim Oortgiesen

Warum hast du dich für den Masterstudiengang Niederlande-Deutschland-Studien entschieden?

Von 2009 bis 2013 studierte ich Elektrotechnik und arbeitete danach als elektrotechnischer Ingenieur (Hardware- & Software-Entwicklung). Nach einigen Jahren wollte ich mich gerne weiterentwickeln. Ein breites universitäres Studium schien mir dafür die beste Wahl zu sein, da ich mich so einerseits persönlich weiterentwickeln konnte und dieses andererseits eine schöne karrieretechnische Ergänzung zu meinem technischen Bachelor war. Außerdem habe ich mich schon immer für verschiedene Themengebiete, wie Geschichte, Politik, Wirtschaft und Recht interessiert und auch schon immer ein Interesse für Deutschland gehabt; schon in der Schule hat mir das Fach Deutsch sehr gefallen. Darüber hinaus sprach mich auch an, dass im Studium ein Zusammenhang zwischen Deutschland und den Niederlanden gesucht wird. All diese Aspekte zusammen machten den Master Niederlande-Deutschland-Studien zum idealen Studium für mich.

In welchem Jahr hast du deinen Abschluss gemacht?

Ich habe meinen Abschluss 2021 gemacht mit einer Arbeit über gesellschaftlichen Widerstand gegen Kernenergie in den Niederlanden und Deutschland. Meine Arbeit wurde von Prof. Dr. Kees van Paridon und Prof. Dr. Rolf-Ulrich Kunze begleitet. Bei Interesse ist sie hier zu finden. 

Auf welchen Wegen hast du nach deinem Studienabschluss nach einer Stelle gesucht?

Während meines Studiums habe ich darüber nachgedacht, welchen Job ich mir gut vorstellen könnte. Einerseits wollte ich etwas mit mehr gesellschaftlicher Relevanz machen, andererseits fand ich Technik noch immer sehr spannend. Ich hatte darüber nachgedacht mich bei TenneT zu bewerben (einem Netzbetreiber von großen Teilen des Elektrizitätsnetzwerkes in den Niederlanden und Deutschland), aber einige Monate bevor ich mein Studium abgeschlossen hatte, sah ich eine Stellenausschreibung des niederländischen Finanzamts für ein IT-Traineeship. Nach verschiedenen Gesprächen und Assessments konnte ich August 2021 anfangen mit dem "Tech developmentship COBOL Engineering". Wenn du auch einen Job mit gesellschaftlicher Relevanz suchst, könntest du dich zum Beispiel auf diesen Websites umschauen: www.werkenvoornederland.nl oder www.werkenbijtennet.nl. Falls du Interesse hast, auch beim Finanzamt zu arbeiten, dann schau doch einmal hier.

In welchem Bereich (warst du bisher und) bist du heute tätig?

Bevor ich 2017 mit den Niederlande-Deutschland-Studien angefangen habe, arbeitete ich an der Entwicklung von Automatisierungssystemen für Schiffe. Im Herbst 2021 habe ich dann mit dem Traineeship begonnen, das mich zum COBOL-Entwickler ausbildet. Schlussendlich werde ich bei der „Directie Informatievoorziening“ des niederländischen Finanzamtes arbeiten. Dort werden zum Beispiel die Programme entwickelt, mit denen Menschen online ihre Steuererklärung abgeben können.

Welche Kompetenzen aus deinem Studium benötigst du heute am meisten?

Ich denke, dass das Studium meinen technischen Bachelor sehr gut ergänzt hat. Lehrveranstaltungen zu Kommunikation, Recht, Wirtschaft und Politik sorgen dafür, dass man die Welt um uns herum besser verstehen kann. Man versteht viel eher, was in der Welt passiert und wie Betriebe und politische Institutionen handeln. Auch das Sprechen vor Gruppen empfinde ich als eine wichtige Kompetenz. Um diese zu entwickeln ist Feedback und viel Übung nötig. Dadurch, dass man im Studium viele Referate halten muss, bekommt man immer wieder die Chance, diese Kompetenz zu entwickeln. Außerdem sind Fremdsprachenkenntnisse sinnvoll. Für mich als Niederländer gilt, dass es sowohl in meiner beruflichen Laufbahn, als auch für meine persönliche Entwicklung sehr bereichernd ist, gut Deutsch zu sprechen. Was ich dazu noch sagen möchte: Wenn man gut Deutsch lernen möchte, gibt es an der Universität in Nijmegen viele Angebote. Ich möchte allen den  Kurs “Grundlagen der deutschen Grammatik” von René Gerritsen ans Herz legen (der kein Teil des Masters selbst ist). Außerdem bietet die RU jedes Jahr die Möglichkeit das „Goethe-Zertifikat C2: Großes Deutsches Sprachdiplom“ zu erwerben (die Vorbereitungsstunden werden von der Universität angeboten und man muss nur die Gebühr für das Examen bezahlen).

Hast du noch einen persönlichen Ratschlag für die Studierenden und Absolventen dieses Faches?

Achte nicht zu viel darauf, was andere machen, sondern mach das, was dich glücklich macht und wovon du denkst, dass es dich im Leben weiterbringt! Während meines Studiums in Nijmegen habe ich oft die Sporteinrichtungen genutzt und viel mit dem DVN, einem Verein für Germanistik & Niederlande-Deutschland-Studierende, unternommen.  Außerdem habe ich neben meinem Master diverse andere Kurse besucht, die ich interessant und nützlich fand, zum Beispiel zur deutschen Geschichte, Grammatik und Statistik. Die Zeit im Ausland habe ich als großen Mehrwert am Studium empfunden. Hier konnte man die andere Kultur in der Praxis erleben. Man lernt auch so viele neue Menschen kennen und wird vertrauter mit der Sprache.  Während meiner Zeit in Münster habe ich das Semesterticket genutzt, um verschiedene Orte in NRW zu besuchen, wie die Zeche Zollverein in Essen und die Wewelsburg. Ich habe fast jede Woche 1-2 Ausflüge, alleine oder mit Studienkolleg*innen, gemacht. Die Universität Münster bietet außerdem viele interessante Kurse an, und so habe ich dort extra Kurse auf dem Gebiet IT besucht, aber es gibt beispielsweise auch viele Sprachkurse. Benutze also vor allem alle Möglichkeiten, die dir geboten werden!