Tagungen

Workshop: Slavic Game Studies Spieladaptionen historischer und literarischer Erzählungen

22-24.11.24, Ruhr-Universität Bochum
© Valentin Peschanskyi

Erzählungen, sowohl literarische als auch historische, werden seit jeher von anderen Künsten angeeignet. Die unterschiedlichen Erscheinungen des Medienwechsels sind für die etablierten Künste, etwa Malerei, Musik oder Film, breit erforscht, Phänomene dieser Art im Bereich der digitalen Spiele hingegen noch stark unterbeleuchtet, auch und speziell im mittel- und osteuropäischen Bereich.

Der Workshop will intermedialen Transferprozessen zwischen Geschichte, Literatur und Spiel(en) nachgehen. Im Zentrum unseres Interesses stehen Spieladaptionen historischer und literarischer Erzählungen, wobei aber auch der umgekehrten Transferrichtung, der Aneignung von Spielstoffen und -mechaniken in Texten, Aufmerksamkeit zukommen soll (Viktor Pelevin, Jurij Andruchovyč). Der Fokus soll dabei auf slavische Kulturen im weitesten Sinne gelegt werden: Die untersuchten Spiele und/oder Texte sollten entweder ihrem Inhalt oder ihrer Herkunft nach zumindest einen Bezug zur Slavia aufweisen.

Innerhalb dieses losen Rahmens reicht die Bandbreite der Literaturadaptionen von gut erforschten Welthits wie den Spielereihen Witcher, S.T.A.L.K.E.R. und Metro bis zur kürzlich erschienenen Versoftung des Lem-Romans The Invincible (Niezwyciężony). Ebenso mannigfaltig sind die unterschiedlichen Modi der Auseinandersetzung mit der Geschichte, die von der Geschichtsdidaktik (Svoboda 1945: Liberation) bis hin zur propagandistischen Geschichtsklitterung (Smuta) reichen. In den allermeisten Spielen erfüllt Geschichte die Funktion eines exotischen Szenarios und dient schlichtweg der Unterhaltung, so etwa im eben erschienenen The Last Train Home oder dem Strategieklassiker Cossacks, wobei hier aber implizit sowohl das didaktische als auch verzerrende Moment mitschwingt. In diesem Zusammenhang wäre ein Blick auf kontrafaktische Geschichtsdarstellungen (Atomic Heart, Iron Harvest) von besonderem Interesse.
Ein zweiter Schwerpunkt des Workshops liegt auf methodologischen Überlegungen: In ihrer eigenmedialen Spezifik lassen sich Spiele teils mit den gängigen Methoden der Kultur- und Medienanalyse erschließen, teils wurden und werden von den Game Studies neue Verfahren erschlossen, die im Rahmen des Workshops vorgestellt und diskutiert werden sollen.

Ziel des Workshops ist es, das neue intermediale Feld für den Bereich der Slavia zu sondieren
und damit einen Grundstein für Game Studies mit slavistischem Profil, also Slavic Game Studies zu legen, und nebenbei Methoden kennenzulernen. Mögliche Fragen lauten:

- Wie adaptieren Spiele literarische und historische Erzählungen?
- Worin liegen die Spezifika dieser Art der „intersemiotischen Übersetzung“ (Jakobson)?
- Mittels welcher Methoden lassen sich diese Prozesse analysieren?
- Welche Geschichtsmythen werden in Spielen geschaffen?

Zum Programm

NRW-Slavistik-Kolloquium 2024

Am 5. und 6. Februar findet am Institut für Slavistik ein Vernetzungstreffen der Slavistinnen und Slavisten aus NRW statt. Interessierte sind zu den Vorträgen herzlich willkommen!
Das Programm kann hier heruntergeladen werden: Programm

Dmytro Čyževs’kyj and Prague. Perspectives of intellectual entanglement

The workshop focuses on Dmytro Čyževs’kyj and his stay in Prague (1924-1932) as an example of intellectual entanglement in 20th century Central Europe. When living in Prague, Čyževs’kyj was simultaneously involved in the Ukrainian and Russian émigré communities. He taught at the Mykhailo Drahomanov Ukrainian Pedagogical Institute as well as in the Ukrainian Free University and was a member of the Ukrainian Historical-Philological Society. At the same time, he participated in work of the Prague Linguistic Circle and the Philosophical Society at the Russian Free University. Interwar Prague was a place of intercultural intellectual exchange and entanglement, where several traditions of thinking came together or were confronted with each other – a configuration which was true for differing political positions as well. Particularly striking in both respects is Čyževs’kyj’s relationship towards his co-member in the Prague Linguistic Circle, Roman Jakobson.

Čyževs’kyj’s involvement with Slavic (including his too often neglected work on the Ukrainian and Czech) literatures and cultures did not stop when he left Prague for Germany (where he stayed in Halle, later Cologne and Heidelberg). Of special interest is his life-long interest in Baroque literature, and above all his studies of Czech and Ukrainian Baroque (the latter being itself a phenomenon of entanglement). One can also mention here his lesser known studies on Slovak literature. As an émigré scholar, he developed and spread his ideas within Slavic studies in Western Academia and supported his colleagues in Czechoslovakia, whose works could not be published under socialism.

Taking Čyževs’kyj’s involvement in intersecting communities in interwar-Prague as a starting point, the workshop will combine literary theoretical and literary historical as well as philosophical and philosophical-historical approaches on this phenomenon of intellectual entanglement.

The workshop is funded by German Research Foundation (DFG) as part of the Heisenberg Professorship Programme (University of Münster) and by the Lumina Quaeruntur fellowship “Images of science” in Czechoslovakia 1918-1945-1968 (Masaryk Institute and Archive of the Czech Academy of Sciences).

Program

Die Moderne(n) der Region. Zum Verhältnis von Zentrum und Peripherie am Beispiel der Böhmischen Länder

Workshop im Rahmen des Heisenberg-Projektes „Prager Moderne(n)“ und des Forschungs-verbundes „Prag als Knotenpunkt der Moderne(n)“ (Programm)

veranstaltet von Prof Dr. Irina Wutsdorff und Dr. Jana Marková (beide WWU Münster),
in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Manfred Weinberg, Dr. Štěpán Zbytovský (beide Karlsuniversität Prag) und Prof. Dr. Steffen Höhne (HfM Weimar)
19.–21.05.2022
Domplatz 6, SFB „Recht und Literatur“, Raum 303

Abendvortrag am 19.05.2022 um 18 c.t. im Fürstenberghaus, Domplatz 20–22, Raum F 043:

Prof. (em.) Dr. Vladimir Biti (Universität Wien): Zentrum und Peripherie: Gescheiterte Ineinanderübersetzung in Franz Kafkas Beim Bau der chinesischen Mauer

Wie kommt ,die‘ Moderne in die Region? Wie ,modern‘ ist die Region? Was und wie tragen Regionen zu der meist mit den großstädtischen Zentren assoziierten Moderne bei? Im in weiten Teilen rural geprägten Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien (heute Tschechien) stellen sich diese Fragen in besonderem Maße. Wie positionierten kulturelle Akteure sich in den vielen Klein- und Mittelzentren? Inwiefern wurde der eigene Standort dabei als peripher wahrgenommen und konzipiert oder auch eine zentrale Stellung eigener Art für ihn proklamiert? Wie wurden – von Imitation bis Abgrenzung – eigene Positionen zu Tendenzen des Zentrums in Beziehung gesetzt? Was fungierte in welchen Kontexten überhaupt als Zentrum bzw. gegen welches Zentrum wurde eine regionale Eigenständigkeit behauptet – etwa Brünn oder Prag, Wien oder Berlin oder eher Paris, New York oder Moskau? Bei derartigen Verortungen kam es zudem im Laufe des Untersuchungszeitraums (1890er bis 1930er Jahre) zu massiven Verschiebungen. So ist nicht nur zu fragen, was, sondern auch, was wann von wem mit welchen Argumenten als Zentrum bzw. Peripherie betrachtet wurde, aber auch, welcher Stellenwert dem Gegensatzpaar Zentrum – Peripherie jeweils zugeschrieben wurde. Diesen das Verhältnis von Moderne und Region betreffenden Fragen geht der Workshop mit Blick sowohl auf die deutsch- wie auf die tschechischsprachige Literatur und Kultur in vergleichender Perspektive nach.