Neben fachwissenschaftlichen Tagungen und Vorträgen richtet das Institut für Slavistik regelmäßig auch Veranstaltungen aus, die sich an eine breitere interessierte Öffentlichkeit richten, so z.B. Lesungen, Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, Buchpräsentationen oder Vorträge. Als Teil des Universitäts-weiten Netzwerks Ukrainian Studies in Münster (USiM), Mitglied im Osteuropa-Kolleg NRW und Zweigstelle der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde kooperieren wir dabei häufig mit anderen Ost- und Ostmitteleuropa-bezogenen Fächern an der Universität Münster und in Nordrhein-Westfalen sowie mit Kultureinrichtungen in der Stadt wie dem Theater Münster und den Programmkinos Schloßtheater und Cinema & Kurbelkiste. Über die gemeinsam mit der Abteilung für Osteuropäische Geschichte betriebene Mailingliste Ost-MEU informieren wir Sie gerne über derartige Veranstaltungen.
Lesung zum anhaltenden Krieg in der Ukraine: Chronik des eigenen Atems
24. Februar 2025, 20 Uhr, Theatertreff, Theater Münster
Es sollte ein weiterer Gedichtband werden, schreibt Serhij Zhadan, über die östliche Landschaft im Winter, den nahenden Schnee, die Stimmen in der Luft, die Weinberge, die Stadt am Horizont, die sich mit Lärm und Licht füllt. Doch am 24. Februar 2022, mit der großangelegten Invasion, brach die Zeit, verstummte die Poesie. Erst Monate später kehrte die Sprache zurück: „Zeit neue Gedichte zu schreiben / Bei den alten weint niemand mehr.“
Anlässlich des anhaltenden Krieges liest das Schauspielensemble aus Serhij Zhadans neuem Gedichtband Chonik des eigenen Atems – 50 und 1 Gedicht auf Deutsch und Ukrainisch vor. Einen Impulsvortrag zum Einstieg gibt Prof. Dr. Irina Wutsdorff (Slavistik Uni Münster).
Gastvortrag: Prof. Dr. Klaus Gestwa (Tübingen): Die Ukraine auf dem Weg zu sich selbst und nach Europa. Von der Perestrojka bis heute
Klaus Gestwa ist Professor für Osteuropäische Geschichte und Direktor des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der Eberhard Karls Universität Tübingen. Über die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat er sich mit zahlreichen Beiträgen (Interviews, Videos, Zeitschriftenartikel und Vorträge) immer wieder auch an eine breite Öffentlichkeit gewendet, um gleichermaßen vehement und fundiert zu informieren und in den deutschen Debatten kursierende Falschbehauptungen sowie Narrative der russischen Propaganda zu identifizieren. Von der Universität Tübingen wurde er 2024 mit dem Preis für Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet. Die Jury würdigte den unermüdlichen Einsatz, mit dem er sein umfangreiches Wissen über Geschichte, Gesellschaft und Politik Osteuropas in den vergangenen Jahren genutzt habe, um die deutsche Öffentlichkeit über die Ursachen des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland aufzuklären und dabei weit verbreiteten Annahmen und Irrtümern entgegenzutreten. Dabei habe er Mut bewiesen und sei auch öffentlichem Streit und Anfeindungen nicht aus dem Weg gegangen.
In seinem Beitrag widmet Klaus Gestwa sich der jüngeren Geschichte der Ukraine. Indem er dabei Zeitgeschichte und Zeitgeschehen miteinander verschränkt, präsentiert er eine Problemgeschichte der Gegenwart. Die Gastvorlesung findet im Rahmen eines von Elena Glökler (Institut für Slavistik der Universität Münster) geleiteten Seminars der Allgemeinen Studien statt. Sie richtet sich an Hörer*innen aller Fachbereiche und eine interessierte Öffentlichkeit! Herzliche Einladung!
22. Januar 2025, 20 Uhr, Schloßtheater Münster (Kartenverkauf an der Abendkasse)
Dokumentarfilm, Regie: Jessica Gorter
NLD 2023, 93 Min.
In den Waldern Kareliens sucht der Historiker Yuri Dmitriev nach Massengrabern aus der Zeit des ,,Großen Terrors". 1997 entdeckt er in Sandarmoch ein Massengrab mit 9500 Leichen, die heimlich hingerichtet wurden. Ein weiteres Massengrab mit 1000 Leichen untersuchte er im Sommer 1998 in einem Waldgebiet bei Petrosawodsk. Yuri Dmitriev, der "Archäologe des Terrors", deckt die vergrabenen Wahrheiten auf, welche die derzeitigen russischen Behörden verzweifelt ausloschen wollen. Das gefallt den russischen Machthabern nicht. Mit einer erfundenen Anklage wird er verhaftet und 2021 zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Juri Dmitriev, Leiter des karelischen Zweigs der inzwischen aufgelosten Menschenrechtsorgannisation Memorial, wurde füir seine Arbeit vielfach ausgezeichnet. Der Film begleitet Dmitriev und seine Familie aus nachster Nähe. Er zeichnet ein schockierendes Bild der Art und Weise, wie der russische Staat die eigene Geschichte umschreibt und seine Büirger:innen menschenverachtend behandelt. Prof. Ricarda Vulpius wird in die Arbeit von Memorial einführen. Am Ende der Vorführung findet ein Filmgespräch mit Alexej Gusev, ehemaliger Nawalny Mitstreiter und Valentin Peschanskyi, lnstitut für Slavistik, statt.
Lesung und Gespräch: Volha Hapeyeva: Die Verteidigung der Poesie in Zeiten dauernden Exils
13. November 2024, 19:30 Uhr, Theatertreff im Theater Münster.
Volha Hapeyeva wurde in Minsk, Belarus, geboren und lebt seit den Protesten gegen die gefälschten Präsidentschaftswahlen 2020 und den darauf folgenden Repressionen im Exil. Sie ist Lyrikerin, Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin. In ihrem Schreiben sucht sie immer wieder nach der eigenen Identität und nach Empathie in der Fremde, erforscht die Zuversicht, die in der Sprache liegen kann. Zuletzt erhielt sie den Rotahorn-Literaturpreis (2021) und den Wortmeldungen-Literaturpreis (2022).
Im Theatertreff liest die Autorin auf Deutsch und Belarussisch aus ihrem aktuellen Roman Samota. Die Einsamkeit wohnte im Zimmer gegenüber sowie aus ihren Gedichtbänden Trapezherz und Mutantengarten. Eine literaturwissenschaftliche Einführung gibt Prof. Dr. Irina Wutsdorff (Slavistik Uni Münster), es moderiert Dr. Frederike Juliane Jacob (Theater- und Literaturwissenschaftlerin).
Eine Veranstaltung des Instituts für Slavistik der Uni Münster und der Zweigstelle Münster der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) in Kooperation mit dem Schauspiel Münster.
Vortrag und Gespräch zur Situation an Münsters Partneruniversität in der Ukraine
10. Juli 2024, 18h, BB 401
Forschung, Lehre, Freiwilligendienst. Zur Situation an Münsters Partneruniversität in Czernowitz.
Vortrags- und Gesprächsabend mit Dr. Oxana Matiychuk (Jurij-Fedkovyč-Universität Černivci), Moderation: Prof. Dr. Irina Wutsdorff
Mit der Jurij-FedkovyčUniversität Černivci unterhält die Universität Münster seit 2023 eine Partnerschaft, an deren Abschluss Dr. Oxana Matiychuk maßgeblich beteiligt war. Vielen mag sie als Autorin eines Tagebuchs bekannt sein, das sie seit Beginn des vollumfänglichen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in unregelmäßigen Abständen in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Seit Februar 2022 gehört sie zum Freiwilligenstab der Universität Černivci und engagiert sich für die Binnengeflüchteten und die Frontbelange. Außerdem war und ist sie Leiterin der am Zentrum „Gedankendach“ der Universität angesiedelten „Ukrainisch-Deutschen Kulturgesellschaft Tscherniwzi“, die sich der der Pflege des Erbes der deutschsprachigen und jüdischen Literatur und Kultur in der Bukowina und Czernowitz widmet. So ist sie auch Mitherausgeberin des im Dezember 2023 im Metzler Verlag erschienenen Handbuchs der Literaturen aus Czernowitz und der Bukowina.
Frau Matiychuk wird über die derzeitige Situation an der Universität zwischen Forschung, Lehre und Freiwilligendienst berichten und im Gespräch mit lrina Wutsdorff über die Perspektiven der Ukrainistik sowie über die Beschäftigung mit dem deutschsprachigen und jüdischen Erbe der Bukowina sprechen.
Der Prorektor für Internationales, Transfer und Nachhaltigkeit, Prof. Dr. Michael Quante, wird den Abend mit einem Grußwort eröffnen.
Eine Veranstaltung des Netzwerks USiM („Ukrainian Studies in Münster“), des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, der Institute für Jüdische Studien und für Slavistik der Universität Münster
Jurij Fedkowytsch Universität Tscherniwzi /Czernowitz, Ukraine
„Ein Wort, eine Wortkonstellation… das sind Lebensfragen!“
Einladung in die Werkstatt von Rose Ausländer
„Warum schreibe ich? Weil Wörter mir diktieren: schreib uns. Sie wollen verbunden sein, Verbündete. Wort mit Wort mit Wort. Eine Wortphalanx für, die andere gegen mich. Ins Papierfeld einrücken wollen sie, da soll der Kampf ausgefochten werden. Ich verhalte mich oft skeptisch, will mich ihrer Diktatur nicht unterwerfen, werfe sie in den Wind. Sind sie stärker als er, kommen sie zu mir zurück, rütteln und quälen mich, bis ich nachgebe“. So beschreibt die Dichterin Rose Ausländer (1901-1988) ihren Schreibprozess, es scheint sehr dynamisch dabei zugegangen sein. Doch kann man als LeserIn überhaupt nachvollziehen, was auf dem Papierfeld stattgefunden hatte, bevor ein Gedicht seine fertige Form annahm, wie sie in einem Gedichtband abgedruckt wurde?
Teilweise ja. Zwar können wir keine Denkprozesse mehr rekonstruieren, doch die materiellen Spuren, die im Nachlass erhaltenen Fassungen zu Gedichttexten, machen den komplexen, dynamischen, mitunter widersprüchlichen und spannenden Vorgang der Textentstehung deutlich. Nach der ersten schnell niedergeschriebenen Variante arbeitete Ausländer tage-, wochen-, manchmal sogar jahrelang weiter, bis sie mit einem Gedicht zufrieden war – oder auch nicht. Alle Fassungen bewahrte sie sorgfältig auf, so dass wir heute mit dem Material aus dem Nachlass arbeiten können. Im Workshop wird mit ein paar ausgewählten Gedichten („Paul Celans Grab“, „Unbeschriebenes Blatt“ , „Le Chaim“, „Biografische Notiz“) und den erhaltenen Fassungen dazu (es sind im Schnitt fünf bis elf) gearbeitet, gemeinsam versuchen wir den Entstehungsvorgang zu rekonstruieren und die textgenetischen Ansätze zu definieren.
24.02.2024 – Ukraine und Europa. Perspektiven des EU-Beitritts.
Am 29. November 2023 präsentieren die Münsteraner Zweigstelle der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) und das Cinema Münster das Filmprojekt der Charkiwer Historikerin Gelinada Grinchenko "Über Charkiw und über uns selbst - Erlebnisse und Schicksale einer Großstadt in den mündlichen Erzählungen ihrer Bewohner"
Als Teil ihres Oral-History-Forschungsprojekts produzierte Gelinada Grinchenko eine vierteilige Reihe von Kurzfilmen, welche die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und den Alltag in einer besetzten Stadt anhand von Zeitzeugen darzustellen versuchen. Dabei erinnern sich die Bewohnerinnen und Bewohner Charkiws an den Kriegsbeginn, den Holocaust, das alltägliche Leben und die Befreiung. Die ersten zwei Teile des Projekts sind bereits auf Youtube veröffentlicht worden, die beiden anderen sollen folgen.
An die Vorführung schießt sich eine Diskussion mit Prof. Dr. Ricarda Vulpius, Prof. Dr. Irina Wutsdorff und Prof. Dr. Gelinada Grinchenko an.
Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 29. November 2023 im Cinema Münster statt und beginnt um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei!
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!
23.05.2023 – Religiöse Dynamiken in der Literatur: Lesung mit Felicitas Hoppe
Ort: Studiobühne der Universität Münster, Domplatz 23, 48143 Münster
Einführung: Prof. Dr. Irina Wutsdorff
Felicitas Hoppe, geboren 1960 in Hameln, schreibt Erzählungen und Romane. Abenteuerliches und Märchenhaftes verbindet sich in ihren Texten mit einer selbstironischen autofiktionalen Erzählhaltung. Das Thema „Religion“ durchzieht alle ihre von Fabulierlust und einem gewitzten Spiel mit der Sprache geprägten Texte. Am Exzellenzcluster liest Felicitas Hoppe u. a. aus Picknick der Friseure (1996), ihrem Roman Johanna (2006) und aus Fährmann, hol über! Oder wie man das Johannesevangelium pfeift (2021).
18.10.2022 – Tanja Maljartschuk: "Europa, Recht und Literatur – Perspektiven der Ukraine"
Ort: Studiobühne der Universität Münster, Domplatz 23, 48143 Münster
Moderation: Prof. Dr. Irina Wutsdorff
Der Sonderforschungsbereich „Recht und Literatur“ der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster lädt zu einer öffentlichen Lesung und einem Gespräch mit der ukrainischen Autorin und Journalistin Tanja Maljartschuk ein. „Europa, Recht und Literatur – Perspektiven der Ukraine“ lautet der Vortragstitel der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin, die über Möglichkeiten und Grenzen von Literatur mit Blick auf den Ukraine-Krieg sprechen wird. Humoristisch eingefärbte literarische Perspektiven runden den Abend ab. Die Veranstaltung findet am 18. Oktober (Dienstag) ab 19 Uhr in der Studiobühne der Universität (Domplatz 23) statt. Moderiert wird der Abend von Prof. Dr. Irina Wutsdorff vom Institut für Slavistik. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Lesung findet im Rahmen der Tagung „Recht und Literatur in Europa“ (17. bis 19. Oktober) statt.