Teilprojekt A05

Zwischen Privatheit und öffentlicher Debatte: Reproduktionsentscheidungen in Deutschland und den USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Das Teilprojekt A05 fragte danach, wie Reproduktion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und in den USA zum Gegenstand des privaten wie politischen Entscheidens wurde. Es erscheint als Kennzeichen der modernen Industriegesellschaft, dass Reproduktion als solche überhaupt entschieden werden konnte. Das lag an der Popularisierung medizinischen Wissens, den Fortschritten der modernen Reproduktionsmedizin und gesellschaftlichen Individualisierungs- und Liberalisierungsprozessen. Aber Paare und Individuen entschieden über ihre Reproduktion auch nicht im luftleeren Raum: Ihre Entscheidung wurde ermöglicht, kommentiert und manchmal auch gelenkt durch öffentliche Debatten, politisch-rechtliche Normierungsversuche und Experteninterventionen. Diese beiden Achsen – erstens die Ermöglichung von Entscheidungen und die Schaffung von Entscheidungsspielräumen, zweitens die Kommentierung und Lenkung von Reproduktionsentscheidungen durch Experten und öffentliche Debatten – bildeten die Fragerichtung des Projektes. Dabei wurden Narrative und Beobachtungen des Entscheidens als Ausdruck unterschiedlicher Diskurse um Familie, Bevölkerung, Religion, Moral, Sexualität und allgemein Moderne-Wahrnehmungen über die Zäsuren des 20. Jahrhunderts hinweg analysiert.

Publikationen

Isabel Heinemann

  • Wert der Familie. Debatten über Ehescheidung, Frauenarbeit und Reproduktion in den USA des 20. Jahrhunderts, Berlin, Boston 2018a.
  • From „Children by Choice“ to „Families by Choice“? 20th Century Reproductive Decision-Making between Social Change and Normative Transitions in Comparative Perspective, in: Children by Choice? Changing Values, Reproduction, and Family Planning in the 20th Century, hrsg. von dies., Ann-Kathrin Gembries und Theresia Theuke, Berlin, Boston 2018b, S. 215-236.
  • Vom „Kindersegen“ zur „Familienplanung“? Eine Wissensgeschichte reproduktiven Entscheidens in der Moderne, 1890-1990, in: Historische Zeitschrift (2018c) (zum Druck angenommen).
  • (zusammen mit Sarah NIENHAUS, Mrinal PANDE und Katherin WAGENKNECHT) Heirat, Hausbau, Kinder: Narrationen von Familienentscheidungen, in: Kulturen des Entscheidens. Narrative – Praktiken – Ressourcen (Kulturen des Entscheidens, 1), hrsg. von Ulrich Pfister, Göttingen 2019, S. 90-115.
  • Abortion and Adoption as two Poles of Reproductive Decision-Making in the United States during the 1980s, in: Journal of Modern European History (2019a) = Themenheft “Reproductive Decision-Making in Comparative Context”, hrsg. von dies. und Johanna Schoen (zum Druck angenommen).
  • Vom „Schicksal“ zum „Menschenrecht“: Semantiken reproduktiven Entscheidens in der Moderne, in: Narrative und Semantiken des Entscheidens, hrsg. von Philip Hoffmann-Rehnitz, Matthias Pohlig, Tim Rojek und Susanne Spreckelmeier, Göttingen 2019b (zum Druck angenommen).

Claudia Roesch

  • ‘Children by Choice’. Family Decisions in the Campaigns of the Planned Parenthood Foundation, 1942-1973, in: Children by Choice? Changing Values, Reproduction, and Family Planning in the 20th Century, hrsg. von Ann-Kathrin Gembries, Isabel Heinemann und Theresia Theuke, Berlin, Boston 2018, S. 59-76.
  • Experten in der Moderne am Beispiel des reproduktiven Entscheidens in den 1960er bis 1980er Jahren, in: Kulturen des Entscheidens. Narrative – Praktiken – Ressourcen (Kulturen des Entscheidens, 1), hrsg. von Ulrich Pfister, Göttingen 2019a, S. 314-329.
  • Pro Familia and the Reform of Abortion Laws in West Germany, 1967-1983, in: Journal of Modern European History (2019b) = Themenheft “Reproductive Decision-Making in Comparative Context”, hrsg. von Isabel Heinemann und Johanna Schoen (zum Druck angenommen).
  • Silent No More! – Narrative des Entscheidens in Kampagnen der Befürworter und Gegner legaler Abtreibungen in den USA der 1980er Jahre, in: Narrative und Semantiken des Entscheidens, hrsg. von Philip Hoffmann-Rehnitz, Matthias Pohlig, Tim Rojek und Susanne Spreckelmeier, Göttingen 2019c (zum Druck angenommen).