EXC 2060 C3-13 - Schiitisch-sunnitische Religionskonflikte im 12. Jh. zwischen Religion und Politik

Projektzeitraum
Projektstatus
laufend
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Im Jahr 1171 setzte Saladin als sunnitischer Heerführer die Fatimiden in Kairo ab und beendete damit ein über zweihundertjähriges schiitisches Kalifat. Er selbst, jetzt Herrscher über Ägypten und Syrien, erkannte als Sultan der von ihm begründeten Dynastie der Ayyubiden den sunnitischen Kalifen in Bagdad als Oberhaupt an. Anhand der wichtigsten Herrschaftsdiskurse der Zeit dieses Umbruchs (ca. 1150-1200), realisiert in Kanzleischreiben und im Herrscherlob, soll untersucht werden, inwiefern in diesen Medien einerseits Religionskritik gegen den Gegner eingesetzt, andererseits mit Religion der eigene Anspruch propagiert, oder aber ein vorwiegend weltlicher politischer Diskurs formuliert wurde. Einige Kanzleischreiber und Literaten haben eindeutig eine Seite unterstützt, wie z.B. ʿUmāra al-Yamanī (1161-1179) die schiitischen Fatimiden und Ibn Sanāʾ al-Mulk (1155-1211) die sunnitischen Ayyubiden. Der berühmte Kanzleischreiber al-Qāḍī al-Fāḍil (1135-1200) arbeitete zunächst für die Fatimiden und dann als wichtigster Verwaltungsbeamter Saladins für die Ayyubiden. Sibṭ ibn at-Taʿāwīḏī (st. 1188) wiederum stand in Bagdad im Dienst des sunnitischen Kalifen. Im Vergleich dieser Prosaautoren und Dichter soll herausgearbeitet werden, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten, welche gegenseitigen Reaktionen und Veränderungen in ihren Texten im Hinblick auf die Darstellung von Herrschaft und ihrer Legitimation zu finden sind. Lassen sich überhaupt unterschiedliche Herrschaftsbilder für den schiitischen Kalifen, einen sunnitischen Sultan und den sunnitischen Kalifen ausmachen? Was zeichnet den Autoren zufolge einen guten Herrscher aus? Wie werden die Machthaber der eigenen Partei von ihren Gegnern abgegrenzt? Welche Rolle spielen dabei Religionskritik und Apologetik? Welche Emotionen werden durch die literarische Form stimuliert? Wie stark werden einerseits Differenzen der Konfessionen herausgestellt bzw. ein politischer von einem religiösen Diskurs abgegrenzt? Wie modifizieren sich die Diskurse in der Konfliktsituation? Verändert sich der ayyubidische Herrschaftsdiskurs nach der Machtübernahme in Ägypten? Wie modifiziert der religiöse Konflikt das Herrschaftsbild und wie beeinflusst der politische Konflikt die Mobilisierung der Religion?
  • Personen

  • Promotionen

    Jens Fischer, M.A.

     

    Promotion

    Poesie und Politik. Arabische Herrscherlobdichtung als Medium politischer Kommunikation im postseldschukischen Nahen Osten.

    Betreuer
    Professor Dr. Thomas Bauer
    Promotionsfach
    Arabistik und Islamwissenschaft
    Angestrebter Abschlussgrad
    Dr. phil.
    Verleihender Fachbereich
    Fachbereich 09 – Philologie