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Ausstellung „Frieden. Von der Antike bis heute“ an fünf Orten in Münster

Interdisziplinäre Forschungen des Exzellenzclusters führten zu Idee und Konzept

© Foto: LWL

Unter dem Titel „Frieden. Von der Antike bis heute“ ist vom 28. April bis 2. September 2018 an fünf Orten in Münster eine außergewöhnliche Ausstellung zu sehen, an der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ maßgeblich beteiligt sind. Die Ausstellung beleuchtet anhand hochrangiger Exponate aus internationalen Sammlungen das Ringen der Menschen um Frieden vom Altertum bis zur Gegenwart. Eine Leitfrage lautet, warum Menschen zu allen Zeiten den Frieden wünschten, seine Bewahrung auf Dauer aber nie gelang. An der Kooperation sind das LWL-Museum für Kunst und Kultur, das Archäologische Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, das Bistum Münster und das Stadtmuseum Münster beteiligt. Aufgrund langjähriger interdisziplinärer Untersuchungen am Exzellenzcluster zum Thema Frieden entstanden Idee und Grundkonzept des Ausstellungsprojekts. Der Forschungsverbund begleitet die Ausstellung mit der internationalen Tagung „FRIEDEN. Theorien, Bilder und Strategien von der Antike bis heute“ vom 22. bis 25. Mai 2018.

Anlass für die interdisziplinäre Ausstellung an fünf Orten sind der Abschluss des Westfälischen Friedens vor 370 Jahren in Münster und Osnabrück sowie das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur widmet sich in seiner Ausstellung mit dem Titel „Wege zum Frieden“ Darstellungen vom Frieden und solchen, die Wege zum Frieden veranschaulichen. Von den unterschiedlichen künstlerischen Strategien, das Ideal einer aggressionsfreien Welt zu verhandeln, zeugen Werke namhafter Künstler wie Peter Paul Rubens, Eugène Delacroix, Wilhelm Lehmbruck, Käthe Kollwitz oder Otto Dix. Die Bedeutung, aber auch der Wandel der Symbole und Metaphern des Friedens – ein Kuss, eine Umarmung, ein gemeinsames Mahl – werden ebenso präsentiert wie Bilder, die von einer handfesten Durchsetzung und Etablierung von Frieden erzählen. Ausgehend von bedeutsamen Friedensschlüssen, darunter der Westfälische Friede (1648) oder der Versailler Vertrag (1919), blickt die Ausstellung auch auf die jüngere Zeitgeschichte und aktuelle Herausforderungen wie Migration und „Neue Kriege“.

Frieden in der Antike

Das Archäologische Museum der WWU stellt in seiner Ausstellung mit dem Titel „Eirene – Pax. Frieden in der Antike“ den Frieden im klassischen Altertum in den Mittelpunkt: angefangen mit dem ältesten Friedensschluss der Welt zwischen dem Hethiter-Reich und Ägypten 1259 vor Christus über die erstmals gezeigte bronzefarbene Kopie einer Kultstatue der Friedensgöttin Eirene aus Athen aus dem 4. Jahrhundert vor Christus bis zu zahlreichen Münzen mit dem Abbild der römischen Friedensgöttin Pax. Die römischen Kaiser nutzen die Friedenssymbolik, um ihre gute Regierung und die daraus resultierende Wohlfahrt des Reiches ins Bild zu setzen. Das 3. Jahrhundert nach Christus zeigt einen markanten Widerspruch: Die Zeiten sind so kriegerisch wie nie zuvor, auf den Münzen aber werden die Friedensgöttin Pax sowie die friedensgebenden Götter in unzähligen Münzserien abgebildet – eine Inflation des Friedens.
Das Bistum Münster ist mit seiner Ausstellung „Frieden. Wie im Himmel so auf Erden?“ zu Gast im LWL-Museum für Kunst und Kultur. Sie beleuchtet die Frage, welche Vorstellungen und Bilder von Frieden und Krieg sich im Christentum finden lassen. Mit rund 100 hochrangigen und internationalen Leihgaben werden der Wandel und die Wirkung christlicher Friedensvorstellungen von der Spätantike bis heute präsentiert. Zu sehen sind etwa Kunstwerke von Veit Stoss, Peter Paul Rubens, Karl Schmidt-Rottluff und Otto Pankok sowie Originaldokumente von Dietrich Bonhoeffer und der Weißen Rose.

Jubiläumsfeiern zum Westfälischen Frieden in Münster

Die Ausstellung „Ein Grund zum Feiern?“ im Stadtmuseum Münster thematisiert das Verhältnis der Stadt Münster zum Westfälischen Frieden in der Zeit von 1648 bis heute. Im Mittelpunkt stehen die Jubiläen 1748, 1848, 1898 sowie 1948 und die unterschiedlichen Bewertungen des Friedens. Die Stadt gedachte 1898 erstmals offiziell des Westfälischen Friedens. Die Nationalsozialisten versuchten in einer bereits 1940 fertig gestellten, aber nie eröffneten Propagandaausstellung, den als Tiefpunkt deutscher Geschichte angesehenen Friedensschluss politisch zu missbrauchen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gedenkwoche zum 300. Jubiläum im Jahr 1948 erfolgte eine Neubewertung des Westfälischen Friedens, der nun als europäischer Einigungsfrieden verstanden wurde.

In der Ausstellung „Picasso – Von den Schrecken des Krieges bis zur Friedenstaube“ veranschaulicht das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster die künstlerische Auseinandersetzung des Spaniers mit Krieg und Frieden. Die Schau zeigt mit rund 60 Werken Picassos kreativen Einsatz für die Ziele der Friedensbewegung, seine Auseinandersetzung mit politischen Parteien sowie seinen Versuch, die Schrecken des Spanischen Bürgerkriegs und des Zweiten Weltkriegs künstlerisch zu überwinden.

Tagung über Bilder und Strategien des Friedens

Auf der Tagung „FRIEDEN. Theorien, Bilder und Strategien von der Antike bis heute“ des Exzellenzclusters widmen sich international ausgewiesene Forscherinnen und Forscher vom 22. bis 25. Mai 2018 der Frage, warum Menschen zu allen Zeiten den Frieden wünschten, seine Bewahrung auf Dauer aber nie gelang. Anhand vieler historischer Beispiele der europäischen Geschichte befassen sie sich mit Strategien, Verhaltensmustern und Verfahren, mit denen sich Menschen von der Antike bis heute um Herstellung und Wahrung des Friedens bemühten. Sie richten das Augenmerk darauf, wie viele der Bilder, Rituale und Strategien zeitüberdauernd Geltungskraft behielten. Zugleich zeigen sie zeittypische Veränderungen und ihre Ursachen auf. Alle Vorträge der Tagung sind öffentlich und finden im Auditorium des LWL-Museums für Kunst und Kultur, Domplatz 10, in Münster statt. (asc/vvm)