„God’s Own Gender?“
Internationale Tagung über Männlichkeitskonzepte von Religionen
Pressemitteilung des Exzellenzclusters vom 4. November 2016

Mit den Männlichkeitskonzepten von Religionen befasst sich eine internationale Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Religionen haben seit jeher Einfluss auf Vorstellungen, Ideale und Praktiken von ,Geschlecht‘ (gender) genommen und immer schon stellte ,Geschlecht‘ einen zentralen Bestandteil sozialer Ordnung dar“, erläutert Historiker Dr. Daniel Gerster vom Centrum für Religion und Moderne (CRM) der Uni Münster, der die Tagung zusammen organisiert mit dem Religionssoziologen Prof. Dr. Detlef Pollack vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und Dr. Michael Krüggeler, der zuvor im Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) der WWU tätig war. Die englischsprachige Veranstaltung trägt den Titel „God’s Own Gender? Religions and their Concepts of Masculinity“ [Gottes privilegiertes Geschlecht? Religionen und ihre Konzepte von Männlichkeit]. Sie findet vom 10. bis 11. November im Raum JO 101 im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Johannisstraße 4, ab 14.00 Uhr in Münster statt.
In einem öffentlichen Abendvortrag spricht am Donnerstag, 10. November 2016, der Religions- und Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Björn Krondorfer von der Northern Arizona University, USA, über Männlichkeitskonzepte von Religionen. Der englischsprachige Vortrag mit dem Titel „Critical Men’s Studies in Religion: How it started and Where it needs to go” ist von 18.15 bis 19.45 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 101, zu hören.
„Vorstellungen darüber, was ,Frauen‘ und ,Männer‘ sind und wie sie sein sollen, werden von Religionen zutiefst eingebunden in religiöse Ideen über Gott und Götter, in ihre Erzählungen von Schöpfung, kosmischer Ordnung und vom Anfang und Ende der Welt und des Lebens“, so die Wissenschaftler. Männer würden dabei in der Regel eine privilegierte soziale Stellung genießen, sowohl in den Religionen selbst als auch in der Gesellschaft. „In vielen Religionen können nur Männer Priester werden, und Männer sind es, die traditionell als Oberhaupt der Familie und gesellschaftliche Führer angesehen werden.“
In Geschichte und Gegenwart bildeten Religion und Religionen wichtige Quellen für die Vorstellungen von „Männern“ und „Männlichkeit” weltweit, wie die Forscher erläutern. Allerdings bleiben nach ihren Worten weder Religion noch Geschlecht innerhalb globaler Prozesse sozialen Wandels als stabile und unveränderliche soziale Größen erhalten. „Die Diskussion um Homosexualität und vervielfachte Sexualitäten oder das Schlagwort von einer ‚Krise der Männlichkeit‘ fordern überkommene religiöse Vorstellungen von Männlichkeit ebenso heraus wie Prozesse von Säkularisierung und Pluralisierung innerhalb der Religion selbst.“
Männlichkeitskonzepte im Wandel
Die internationale Konferenz fragt danach, ob und wie die Prozesse sozialen und religiösen Wandels traditionelle Vorstellungen von „Männlichkeit“ in den Religionen in Frage stellen und verändern. Einerseits soll dabei untersucht werden, inwieweit Religionen, heilige Texte und religiöse Normen Vorstellungen von „Männern“ und „Männlichkeit“ im geschichtlichen und sozialen Wandel überhaupt geprägt haben. Andererseits sollen aktuelle Diskussionen und Kontroversen innerhalb der Weltreligionen über normative Vorstellungen von Männern und über Praktiken der Männlichkeit nachgezeichnet werden. Das Thema Religion und Geschlechterordnung gehört zu den Forschungsschwerpunkten des Exzellenzclusters. (maz/vvm)