„Herausforderung Interdisziplinarität“

„Tag des Exzellenzclusters“ befasst sich mit fächerübergreifender Zusammenarbeit

News Tag Des Exzellenzclusters Zur Interdisziplinaritaet
Plakat
© wikipedia; Vilallonga

Mit Fragen der fächerübergreifenden Forschung befasst sich der nächste „Tag des Exzellenzclusters“ am 7. und 8. November 2016 in Münster. Das interne Symposium, das mehrere Hauptantragsteller des Forschungsverbundes um den Philosophen Prof. Dr. Michael Quante gemeinsam vorbereiten, trägt den Titel „Herausforderung Interdisziplinarität im Spannungsfeld von Religion und Politik“. „Interdisziplinäre Zusammenarbeit wirft – in der Theorie, in der wissenschaftlichen Praxis und im Alltag – eine Vielzahl von Fragen auf“, sagt der Wissenschaftler. „Die Probleme und Herausforderungen, die sich dabei ergeben, betreffen den interdisziplinären Dialog, das institutionelle Design, in dem solche Forschung längerfristig organsiert werden kann, aber auch Fragen der Karriereplanung oder der Antragstellung bei Drittmittelgebern.“

Der „Tag des Exzellenzclusters“ findet im Hörsaalgebäude des Forschungsverbundes in Raum JO101, Johannisstr. 1, in Münster statt. Das Anliegen des Workshops ist es, wie Prof. Quante erläutert, zur fächerübergreifenden Verständigung innerhalb des interdisziplinären Kontexts beizutragen, der durch den Exzellenzcluster „Religion und Politik“ gegeben ist. Sein Ziel besteht auch darin, grundlegende Fragen und Probleme zu diskutieren, die sich hier mit Blick auf interdisziplinäre Forschung ergeben. Michael Quante ist Mitautor einer grundlegenden Studie zur Interdisziplinarität unter dem Titel „Interdisciplinary Research and Trans-disciplinary Validity Claims“ (Interdisziplinäre Forschung und transdisziplinäre Geltungsansprüche).

Deskriptiv und normativ ausgerichtete Disziplinen

„Der ‚Tag des Exzellenzclusters‘ widmet sich einigen Fragen der Interdisziplinarität, die insbesondere im Kontext des Exzellenzclusters ‚Religion und Politik‘ auftauchen“, so Prof. Quante. „Auf einer allgemeinen Ebene geht es um das Spannungsverhältnis zwischen deskriptiv und normativ ausgerichteten Disziplinen und Teildisziplinen sowie um Fragen der angewandten Interdisziplinarität.“ Dies betreffe etwa die Spannung zwischen interdisziplinärem Ort und fachspezifischer Ausrichtung der wissenschaftlichen Qualifikation. Damit beschäftigen sich zwei Sektionen der Tagung.

In zwei weiteren Sektionen werden spezifischere Fragestellungen aufgegriffen, die sich insbesondere in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit den Theologien ergeben. Dabei soll es zum einen um den wissenschaftstheoretischen Status von Religionswissenschaften und Theologien gehen. Zum anderen wird darüber diskutiert, ob und wie weit sich das Problem einer weltanschaulichen oder konfessionellen Gebundenheit auch für andere Disziplinen ergibt und wie eine solche Gebundenheit mit einem plausiblen Begriff der Wissenschaftlichkeit vereinbar sein kann.

Geistes- und Sozialwissenschaften

Der „Tag des Exzellenzclusters“ bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen: Rechts-, Religions- und Politikwissenschaftler, evangelische und katholische Theologen sowie Historiker, Judaisten und Philosophen. Neben Mitgliedern des Exzellenzclusters sprechen die „Hans-Blumenberg-Gastprofessoren“, Historiker Prof. Dr. Lucian Hölscher und Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Horst Dreier. Zu den auswärtigen Referenten zählen der Siegener Theologe Prof. Dr. Michael Bongardt, die Kölner Theologin Prof. Dr. Saskia Wendel, der Baseler Judaist Prof. Dr. Alfred Bodenheimer und der Baseler Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Bijan Fateh-Moghadam, der zuvor am Exzellenzcluster tätig war.

Am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ forschen rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und rund 14 Nationen. Sie beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Religion und Politik quer durch die Epochen und Kulturen. Beteiligt sind folgende Fächer: Geschichts-, Rechts- und Politikwissenschaft, Religionssoziologie und Religionswissenschaft, katholische, evangelische, orthodoxe und islamische Theologie, klassische und moderne Philologie sowie Philosophie, Kunstgeschichte, Arabistik, Ethnologie, Altorientalistik, Archäologie, Ägyptologie, Judaistik, Byzantinistik, Musik- und Buchwissenschaft. (maz/vvm)

Programm

Montag, 07.11.2016
Sektion I Verständnisse von Interdisziplinarität im Spannungsfeld normativer und nicht-normativer Disziplinen
Organisation Thomas Gutmann und Ulrich Willems
Moderation Ulrich Willems, Münster
09:30–12:30

Beobachten und Begründen
Thomas Gutmann, Münster

Ethik als Kritik – über das Wechselverhältnis von expliziter und impliziter Normativität
Marianne Heimbach-Steins, Münster

Diagnose und Prognose, Beschreiben und Vorschreiben – komplementäre Strategien in den Geistes- und Sozialwissenschaften
Lucian Hölscher, Bochum

Implizite Normativität – umgekehrte Normativität – Möglichkeiten der Kontrolle normativer Voreinstellungen
Detlef Pollack, Münster

12:30–14:30 Pause
Sektion II Die Spannung zwischen konfessioneller oder weltanschaulicher Gebundenheit und Wissenschaftlichkeit
Organisation Nils Jansen und Michael Quante
Moderation Nils Jansen, Münster
14:30–17:30

Wert und Wahrheit in der Rechtswissenschaft
Horst Dreier, Würzburg

Zwischen Engagement und Ideologie: Wie neutral darf (oder muss) Wissenschaft sein?
Michael Quante, Münster

Autonome Reflexion des Glaubens. Zum Verständnis der Theologie als Wissenschaft
Saskia Wendel, Köln

18:30 Abendessen
Dienstag, 08.11.2016
Sektion III Religionswissenschaften, nicht-konfessionelle und konfessionelle Theologien: wissenschaftstheoretische Standortbestimmungen
Organisation Reinhard Achenbach und Arnulf von Scheliha
Moderation Reinhard Achenbach, Münster
09:30–12:30

Jüdische Studien als Kulturwissenschaft>
Alfred Bodenheimer, Basel

Kritik des methodologischen Agnostizismus
Perry Schmidt-Leukel, Münster

Theologie als normative Religionswissenschaft. Erwägungen im Anschluss an Paul Tillich
Arnulf von Scheliha, Münster

Podiumsdiskussion der drei Referenten
mit Klaus Müller, Münster, und Ahmad Milad Karimi, Münster

12:30–14:30 Pause
Sektion IV Probleme der angewandten Interdisziplinarität
Organisation Michael Quante und Nils Jansen
Moderation Michael Quante, Münster
14:30–17:30

Hoch gelobt und nicht berufen? Interdisziplinarität als Karriere-Hindernis
Michael Bongardt, Siegen

Die Rückwirkung interdisziplinärer Arbeit auf das disziplinäre Selbstverständnis
Bijan Fateh-Moghadam, Basel

Interdisziplinäre Forschungsanträge und Begutachtung
Peter Funke, Münster