„Papst macht Zugeständnisse an Konservative“

Theologe Klaus Müller übt Kritik an Papstbrief zur Änderung von Messworten

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Prof. Dr. Klaus Müller

Der Münsteraner katholische Theologe Prof. Dr. Klaus Müller sieht den Papstbrief zur Änderung der Wandlungsworte in der Messfeier als kirchenpolitisches Zugeständnis an extrem konservative Kreise. „Denn Benedikt XVI. räumt ausdrücklich ein, dass der bisherige Wortlaut des Kelchworts ‚mein Blut, das für alle vergossen wird…‘ eine Verschmelzung von Übersetzung und Interpretation ist, ‚die sehr wohl begründet war und bleibt‘“, sagte der Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster am Mittwoch. „Der Papst will die Schwelle für die Piusbruderschaft und andere weiter absenken, die die Änderung der Einsetzungsformel in der Messe schon lange fordern.“ Vor allem die von Rom getrennte Priesterbruderschaft lehne wichtige Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab, auch die erneuerte Liturgie.

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Audio-Interview zum Papstbrief

Der Papst spreche in seinem am Dienstag veröffentlichten Schreiben davon, zur Texttreue zurückkehren zu wollen, so Prof. Müller. Tatsächlich gehe es aber um einen politischen Schritt. „Dabei weiß Papst Benedikt XVI. selbst, dass seine Weisung zum Kelchwort in der deutschen Kirche Probleme hervorrufen wird. Das zeigt die Länge seines Begleitschreibens mit ausführlichen und gewundenen Begründungen“, so der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät. Auch schreibe Benedikt, der „normale Gottesdienstbesucher“ werde wohl fragen: „Ist nun Christus nicht für alle gestorben?“ und „Ist hier eine Reaktion am Werk, die das Erbe des Konzils zerstören will?“

Prof. Müller plädierte dafür, bei der bisherigen Übersetzung „für alle“ zu bleiben, statt wie vor der Liturgiereform von 1970 während der Eucharistiefeier „für viele“ zu sagen. „Woher will der Papst wissen, ob nicht auch die Evangelisten interpretiert haben“, fragte der Theologe. Den aramäischen Wortlaut Jesu hätten weder die Evangelisten noch die heutige Kirche gehört. – Papst Benedikt XVI. hatte die deutschen Bischöfe aufgefordert, dafür zu sorgen, dass wieder die Einsetzungsformel gemäß der griechischen Überlieferung „mein Blut, das für Euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ gesprochen wird; die seit der Liturgiereform übliche Formel „für Euch und für alle“ stelle eine interpretierende Übersetzung dar. (vvm)