Ein Kreis um den Betrachter

Vortrag von Dr. Frans Wiggermann über Rollsiegel aus Mesopotamien

News-colloquium-wiggermann

Dr. Frans Wiggermann

Über die Darstellungen auf Rollsiegeln aus dem antiken Mesopotamien spricht Altorientalist Dr. Frans Wiggermann (Amsterdam) am Donnerstag, dem 26. April, um 16.15 Uhr in Münster. Der Vortrag mit dem Titel „Where reality meets mythology – The horizon in Mesopotamian iconography“ („Wo Realität auf Mythologie trifft – Der Horizont in der Ikonographie Mesopotamiens“) ist Teil der „Colloquien zur Kulturgeschichte des Alten Orients“. Die Reihe stellt regelmäßig neue Forschungen aus Münster und von Gastwissenschaftlern vor. Bei der Veranstaltung mit Dr. Wiggermann handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und dem Institut für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde. Der Vortrag findet im Raum 428 (2. DG) an der Rosenstraße 9 statt. Doktorandin Julia Krul von der Graduiertenschule des Exzellenzclusters hat das Colloquium mitorganisiert.

Mesopotamische Rollsiegel zeigen unter anderem wiederkehrende Muster, etwa Landschaften mit Berggöttern und Steinböcken oder Helden im Kampf mit sogenannten Mischwesen. „Das Rollsiegel einer Institution oder Privatperson wurde auf einer Tontafel mit einem Keilschrifttext abgerollt“, erläutert Doktorandin Krul. Das habe dem Inhalt des Textes Rechtsgültigkeit verliehen.

Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich das Ergebnis zum wirklichen Raum und zum Beobachter des Siegels verhält. Der Referent schlägt vor, sich das Band mit dem wiederkehrenden Muster wie einen weiten Kreis um den Betrachter herum vorzustellen. „In den Augen der Zeitgenossen könnte das eine ähnliche Wirkung hervorgerufen haben wie die Darstellung eines Horizonts“, so Wiggermann. (bhe)

Rollsiegel aus Kalkstein und Abdruck in Lehm: Helden kämpfen mit Tieren (ca. 2500–2400 v. Chr., Musée du Louvre, Foto: wikipedia)