Religion – Staat – Zugehörigkeit

Tagung des Exzellenzclusters und der Hans-Böckler-Stiftung

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Plakat der Tagung

Mit dem Verhältnis von Religion, Staat und Zugehörigkeit hat sich eine Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ befasst. Die Frage nach der „Zugehörigkeit“ hat seit einigen Jahren Konjunktur. In einer Vielzahl von politischen und gesellschaftlichen Diskussionen wird in Europa das Verhältnis von nationaler Identität und Religion erneut verhandelt.

Diese Auseinandersetzungen wurden zum einen durch die Forderung religiöser Minderheiten nach Anerkennung und Gleichbehandlung und zum anderen durch den Aufschwung von Religionen und Kirchen in den ehemals kommunistischen Staaten in Gang gesetzt.

Heraufbeschwören des jüdisch-christlichen Erbes im „eigentlich“ säkularen Europa

In Westeuropa entzündet sich der Zugehörigkeitsdiskurs vor allem an der zunehmenden Sichtbarkeit von Muslimen. Die Verunsicherung über die Grenzen und das Wesen der jeweils eigenen nationalen Gemeinschaft konkretisiert sich etwa im Heraufbeschwören des jüdisch-christlichen Erbes im „eigentlich“ säkularen Europa. In vielen Staaten Osteuropas sind die christlichen Kirchen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion so weit erstarkt, dass sie sich meist von Orten des politisch-nationalen Widerstandes zu etablierten Trägern nationaler Identität gewandelt haben.

Gleichzeitig hat auch der Islam in Osteuropa einen Aufschwung erfahren und bietet Muslimen die Grundlage für identitäre Gegenentwürfe. Die Zugehörigkeit von (religiösen) Minderheiten zu den nationalen Gemeinschaften und ihre Anerkennung als ebenbürtige Mitglieder der Gesellschaft gestalten sich in diesen Zusammenhängen als schwierig.

Die Tagung beleuchtete das komplexe Verhältnis von Religion, Staat und Zugehörigkeit in Westeuropa und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion aus historischer und aktueller Perspektive.

Tagung Religion – Staat – Zugehörigkeit
Torhaus der ULB
Raum S01
Krummer Timpen 3
48143 Münster

Programm

Freitag, 4. November
10:00–10:15 Begrüßung Gerd Althoff,
Daniela Schlicht
10:15–11:30 Europäische Multiple Moderne und kollektive Identitäten – Religion, Nation und Ethnizität in einem sich erweiternden Europa Wilfried Spohn, Göttingen
11:45–12:30 Religion und nationale Identität in Europa – Eine empirische Analyse auf der Basis der ISSP-Daten Sabine Trittler, Göttingen
12:30–13:15 Entwürfe nationaler Zugehörigkeit im deutschen intellektuellen Diskurs zur Zeit der Vereinigung und in der Gegenwart Eunike Piwoni, Bamberg
14:15–15:30 Religion als Zugehörigkeitscode und die sakrale Dimension des Zugehörigkeitsraums. Anmerkungen zu migrationsgesellschaftlichen Subjektivierungspraxen Paul Mecheril, Oldenburg
15:45–16:30 Identität und Zugehörigkeit europäischer Muslime – England und Deutschland im Vergleich Shazia Saleem, Münster
16:30–16:45 Religiosität und Identität von Jugendlichen türkischer Herkunft im Kontext von Zugehörigkeitskonstruktionen Zehra Ergi, Münster
17:00–17:45 „Daham statt Islam“ Religion als Kriterium der Exklusion in nationalen Identitätskonstruktionen österreichischer politischer Parteien Eva-Maria Hochhauser, Innsbruck
17:45–18:30 „ich bin deutsche und meine religion ist der islam“ – Zugehörigkeiten muslimischer Jugendlicher im Netz Nadja Thoma, München
18:45–19:30 Verschränkte Zugehörigkeiten und situative Identitäten: Osteuropäisch-jüdische und orthodoxe Einwanderer in Paris 1890 bis 1940 Michael Esch, Berlin
Samstag, 5. November
09:00–10:15 Understanding post-atheist religious landscapes: dynamics of faith, power, and identity Mathijs Pelkmans, London
10:30–11:15 Der Einfluss der Georgisch Orthodoxen Kirche auf die nationale Identität – Religion, Staat und Zugehörigkeit am Beispiel Georgiens Eva Fuchslocher, Berlin
11:15–12:00 Regional features of inter-ethnic and inter-confessional relations in Russia – the example of Tatarstan and Chechnya Dmitry Foryy, Siegen
13:00–13:45 Wählerverhalten in der Ukraine als Indikator für die Beziehung zwischen Religion, Staat und Zugehörigkeit? Sabine von Löwis, Berlin
13:45–14:30 Die Rolle der Religion bei der Definition der Nation: Eine institutionelle Analyse des unterschiedlichen religiösen Erbes bei der Formation der bosnischen und libanesischen Nation Dareg Zabarah, Berlin
14:45–15:30 Nationale Identitäten und katholischer Universalismus: Die katholische Kirche in Ost-Oberschlesien nach dem Plebiszit 1921 Thies Schulze, Münster
15:30–15:50 Abschlussdiskussion