„Tschernobyl ist noch nicht vorbei“

Wie sich Religion und Politik in der Ukraine und Weißrussland seit der Reaktorkatastrophe von 1986 verändert haben

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Dr. Liliya Berezhnaya

Vor 25 Jahren geschah die Atomkatastrophe von Tschernobyl in der Ukraine. Das Unglück hat nach Aussage der Historikerin Dr. Liliya Berezhnaya religiöse Veränderungen im Land hervorgerufen, die politische Folgen hatten. „Viele Menschen nahmen Tschernobyl als göttliche Warnung über das nahe Ende der Welt wahr – und zugleich als Aufruf, sich vom staatlichen Atheismus abzuwenden“, schreibt die Forscherin in einem Beitrag für die Webseite www.religion-und-politik.de des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Zugleich habe die Katastrophe einen tiefgreifenden politischen Wandel in der Ukraine, Weißrussland und der gesamten Sowjetunion bewirkt. Bis heute sei es in manchen Ländern politisch schwierig, über die Folgen von Tschernobyl zu sprechen.

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Anfuehrungszeichen

Über die ökologischen, sozialen, medizinischen und technologischen Folgen der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 wird derzeit viel geschrieben – zum 25. Jahrestag am 26. April, besonders aber im Kontext der aktuellen Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima. Die politischen, gesellschaftlichen und religiösen Veränderungen, die Tschernobyl hervorgerufen hat, werden in der Berichterstattung und öffentlichen Wahrnehmung besonders in Westeuropa oft vernachlässigt. Dabei markierte Tschernobyl für viele Bewohner der Sowjetunion das Ende der Sowjetmacht und den Beginn einer Suche nach moralischen Werten für eine neue Gesellschaft.

Im Zuge dieses Wandels wuchs auch der Einfluss von Religion und Kirche erheblich. So geriet die Darstellung der Mutter Gottes auf einer gespaltenen Glocke in der Kirche des Erzengels Michael in Kiew für viele zum bedeutenden Symbol für Tschernobyl. Diese Kirche – kurz nach der Katastrophe von Tschernobyl errichtet – war das erste Gotteshaus, das nach Jahrzehnten atheistischer politischer Herrschaft in der ukrainischen Hauptstadt neu gebaut wurde. Es sollten viele weitere neue Kirchen folgen. Dies geschah zu Ehren der Todesopfer des Reaktorunglücks. Damit reagierte die Russisch-Orthodoxe Kirche schnell auf das Unglück von Tschernobyl und die neue Sehnsucht nach Religion.

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