Neues Projekt für muslimische und christliche Theologen

Cluster-Wissenschaftler an internationaler Initiative „Theologie Interreligiös“ beteiligt

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Prof. Dr. Mouhanad Khorchide

© upm/Grewer

Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster sind an einem neuen internationalen Projekt zum Austausch der christlichen und islamischen Theologien beteiligt. „Mit der Einführung der muslimischen Lehrerausbildung an Hochschulen wie der Universität Münster entsteht in Deutschland neben den weltanschaulich neutral betriebenen Islamwissenschaften und den christlichen Theologien erstmals eine wissenschaftliche muslimische Theologie“, erläutern die Projektteilnehmer, der islamische Theologe Prof. Dr. Mouhanad Khorchide und der katholische Theologe PD Dr. Johannes Schnocks vom Exzellenzcluster. Das biete die Chance für einen neuen Austausch über die Grundlagen der beteiligten Religionen. „Das Projekt ‚Episteme der Theologie Interreligiös‘ ergreift diese Chance.“

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PD Dr. Johannes Schnocks

© Julia Cawley

Bei der Initiative handelt es sich um ein Projekt des renommierten Orient-Instituts Beirut unter Leitung des Arabisten Prof. Dr. Stefan Leder in Zusammenarbeit mit christlichen und muslimischen Theologen aus verschiedenen Ländern. Die Stiftung Leucorea in Wittenberg und die al-Azhar Universität in Kairo unterstützen das Vorhaben. Ziel ist ein interreligiöser, fachtheologischer Arbeitskreis, der sich mit dem Thema „Episteme der Theologie Interreligiös“ im Zeitraum von etwa zwei Jahren bis 2013 beschäftigt.

Das erste Treffen des Arbeitskreises fand unter dem Titel „Schrift, Tradition und Dogma“ Anfang Dezember in der Lutherstadt Wittenberg statt. „Im Islam wie auch im Christentum stehen die jeweilige Heilige Schrift, die Tradition und das Dogma in einer engen Verbindung“, so Prof. Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Uni Münster. Alttestamentler Schnocks von der Katholisch Theologischen Fakultät ergänzt: „Das erste Projekttreffen widmete sich der Frage nach den spezifischen Arten und Weisen dieser wechselseitigen Bezüge.“ (vvm)

Im Detail erörterten die Wissenschaftler in Wittenberg folgende Themen, zu denen Ergebnisse demnächst online veröffentlicht werden:

  • Das Postulat der jeweiligen Heiligen Schrift als Norm des Dogmas führt zu der Frage, auf welcher Basis dieses Postulat begründet werden kann. Was ist die Grundlage dafür, dass die jeweilige Heilige Schrift als Norm verstanden wird und wie wirkt sich diese Normativität auf die theologische Lehrbildung aus?
  • Heilige Schrift und Tradition stehen in einem vielschichtigen Verhältnis zueinander. In welcher Weise kann dieses Verhältnis beschrieben werden, und wie wirkt es sich auf den Status der Schrift für die Dogmenbildung aus?
  • Neuere Forschungen zum Begriff des Textes lassen an einem Text als stabiler und unveränderlicher Größe zweifeln. Sie betonen stattdessen, dass die Perspektive des Lesers den Text selbst und dessen Verständnis beeinflusst. Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Frage, ob und wie Tradition und Dogma das Verständnis der jeweiligen Heiligen Schrift beeinflussen.

Bis zum Jahr 2013 sind drei weitere Treffen des Projektes „Episteme der Theologie Interreligiös“ geplant:

  • Das zweite Treffen hat den Schwerpunkt „Offenbarung und Religion“ und findet vom 27. bis 29. April 2012 in Kairo, Ägypten, an der al-Azhar Universität statt.
  • Das dritte Treffen hat den Schwerpunkt „Ethik und Recht“ und findet vom  03. bis 05. Nov. 2012 in Münster am Zentrum für Islamische Theologie der WWU Münster statt.
  • Das vierte Treffen hat den Schwerpunkt „Glaubenslehre und Erfahrung“ und findet vom 10. bis 12. Mai 2013 in Beirut, Libanon statt.