Warum sind Spiele eine entwicklungsangemessene Förderung?

Es ist eine durch entwicklungspsychologische Studien gut belegte Tatsache, dass der Übergang vom spielerischen (intuitiven) zum zielgerichteten bewussten Lernen erst zum Ende der Kindergartenzeit stattfindet (vgl. Einsiedler, 1991; Elkonin, 1980; Wygotski, 1980). Damit ist nicht ausgeschlossen, dass auch schon im Kindergartenalter Angebote z. B. aus den Bildungsbereichen Sprache oder Mengen-Muster-Zahlen zu den notwendigen Vorerfahrungen für das schulische Lernen führen. Sollen diese Angebote die Kinder erreichen, müssen sie eben nur in der speziellen Form des "Spiels" erfolgen und zwar so lange, bis die emotionalen, motivationalen und symbolischen Kompetenzen der Kinder ausreichend weit entwickelt sind, dass auch systematische Lernformen eingeführt werden können, die vom Kind (wenn auch noch mit Hilfe) eine bewusste Steuerung der eigenen Lernhandlungen verlangen.

Auch wenn Kinder mit fast jedem Material spielen können, ist nicht gleich jedes Spiel ein Bildungsmittel. Wir bezeichnen ein Spiel dann als Bildungsmittel, wenn seine Spiellogik eine Spielhandlung beim Kind erzeugt, die es eine bereichsspezifische Kompetenz (z. B. den Zusammenhang von Mengen und Zahlen) im konkreten Handeln erfahren lässt. Wir bezeichnen ein Spiel als entwicklungsangemessenes Bildungsmittel, wenn die (Spiel-)handlung in der Zone der nächsten Entwicklung des Kindes liegt, d. h. genau an seinem aktuellen Kompetenzniveau anknüpft und nicht zu schwer ist, so dass das Kind die geforderte Spielhandlung auch verstehen kann und nachvollziehen kann (Elkonin, 1980).

Um also Spiele als Bildungsmittel verwenden zu können, werden solche benötigt, deren Material und/oder deren Spiellogik Drei- bis Sechsjährigen eine Gelegenehit bietet, die in den Entwicklungsmeilensteinen beschriebenen Fähigkeiten bereits als Spielhandlungen mit Freude und Spaß ausführen zu können, noch bevor diese Handlungen als eigenständige Kompetenzen vom Kind verlangt werden, wenn es um das Schreiben- oder Rechnenlernen in der Schule geht. So sollte Spielmaterial zur Entwicklung der mathematischen Basiskompetenzen Kindern ermöglichen, mit Hilfe unterschiedlichster Materialien den Zusammenhang zwischen Zahlen und Mengen zu entdecken. Spielmaterialien zur Entwicklung und Förderung der schriftsprachlichen Basiskompetenzen sollte Kindern ermöglichen, die lautliche Struktur der Sprache zu erkunden.

Elkonin, D. B. (1980). Psychologie des Spiels. Studien zur kritischen Psychologie Bd. 20. Köln: Pahl-Rugenstein.
Einsiedler, W. (1991). Das Spiel der Kinder: Zur Pädagogik und Psychologie des Kinderspiels. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Wygotski, L. S. (1980/1933). Das Spiel und seine Bedeutung in der psychischen Entwicklung des Kindes. In D. Elkonin (Hrsg.), Psychologie des Spiels (S. 430 - 465). Köln: Pahl Rugenstein.

 

Aufbau der Spielekartei

Bei der Erstellung der Förderspielekartei ging es dem BIKO-Team nicht darum, möglichst viele neue Förderaktivitäten zu erfinden, sondern insbesondere darum, den Bezug zwischen Spiel und den Entwicklungsmeilensteinen sichtbar zu machen. Damit soll deutlich werden, welches Förderpotential in einzelnen Spielen steckt, so dass Elementarpädagogen Spiele auch als Bildungsmittel zur Förderung von Kindern gezielt nutzen können.

Der Nutzen einer Spielekarteikarte besteht darin, pädagogischen Fachkräften einen schnellen Überblick zu verschaffen, ob das auf der Karte beschriebene Spiel für das Kompetenzniveau eines ausgewählten Kindes ein passendes Bildungsmittel ist.

Daher zeigt jede Karte, welcher Bildungsbereich durch das Spiel angesprochen wird:

In jedem Bildungsbereich zeigt die Kennzeichnung eines Meilensteins, welches Kompetenzniveau durch das Spiel herausgefordert wird.

Die Spielhandlungen werden auf der Karte mit einem kurzen Text, Bild und einer Materialliste beschrieben. Besondere Hinweise für die Elementarpädagogen auf der Rückseite der Karte verdeutlichen, worauf bei der Durchführung im Gruppenalltag besonders zu achten ist.

Beispielkarte

Um darüber hinaus den Gebrauchswert für den pädagogischen Alltag zu optimieren, wurde bei der Zusammenstellung der Spielideen darauf geachtet, dass sowohl Spiele mit Alltagsmaterialien als auch im Handel käufliche Spiele beschrieben werden oder solche, die gänzlich ohne Material gespielt werden können.