Performative Selves: The Americanization of Post-Soviet Jewish Women Writers

Nach dem Ende der Sowjetunion erreichten jüdische Auswanderungsbestrebungen aus Russland und anderen post-sowjetischen Nachfolgestaaten einen neuen Höhepunkt. Ein Hauptziel der Massenmigration stellten die Vereinigten Staaten und speziell New York City dar. Das vorliegende Projekt ist im Bereich der literaturwissenschaftlichen Amerikastudien angesiedelt und transnational sowie interdisziplinär orientiert. Es analysiert die Implikationen, die sich aus den sowjetischen und post-sowjetischen Migrationswellen für die jüdisch-amerikanische Literatur und Kultur ergeben.
Denn seit der in Russland geborene und in den USA sozialisierte Autor Gary Shteyngart mit seinem Erfolgsroman The Russian Debutante’s Handbook (2002) die jüdisch-amerikanische Literaturlandschaft aufwirbelte, hat eine Reihe großer Verlage mit der Veröffentlichung ähnlich gelagerter, semi-autobiographischer Migrationstexte nachgezogen: Sie bieten einer neuen, gleichsam post-sowjetisch-jüdisch-amerikanisch geprägten Schriftstellergeneration ein Forum zur Aushandlung ihrer diskursiv vielfach gebrochenen Identitäten. Knapp ein Dutzend dieser jungen Autorinnen und Autoren – wie etwa Anya Ulinich, Irina Reyn, Ellen Litman oder Michael Idov – sind bis dato in Erscheinung getreten. In den 1970er Jahren geboren, verhandeln sie mittels neorealistischer, oftmals ironischer Schreibstrategien, was die Zeithistorikerin Annelise Orleck die Migrationserfahrung der „1,5-Generation“ nennt – sie sind nicht mehr daheim in der Sowjetunion und noch nicht in der neuen Welt angekommen; fasziniert vom „American way of life“, derweil gehemmt durch Sprachbarrieren und soziale Ausgrenzung.
Das Projekt ordnet ausgewählte Romane in die Geschichte der US-amerikanischen Migrationsliteratur ein und untersucht die narrative Konstruktion ethnischer Identität. Diese funktioniert über strategische Selbst- und Fremdrepräsentation, wobei Fragen nach race & gender maßgeblich zum Tragen kommen, und steht im transnationalen Kontext der verschiedenen ethno-kulturellen Gesellschaftssysteme, deren Diskurse in der Literatur aufgebrochen, neu definiert oder fortgeschrieben werden.
Fach: Englische Philologie / Amerikanistik
Betreuer*innen: Prof. Dr. Maria Diedrich, Prof. Dr. Alfred Sproede, Prof. Dr. Paul Spickard (UCSB)
