Syille Niemeier, Doktorandin
Syille Niemeier, Doktorandin

Warum/Wann hast du dich für ein Physikstudium entschieden?

Eigentlich kann ich das gar nicht so genau sagen: Anfangs wollte ich immer etwas in Richtung Sprachen machen, aber mein Englischlehrer sagte irgendwann am Anfang der 11. Klasse zu mir "Sprachen werden dir überall begegnen - in jedem Fach und jedem Beruf - mach was dir Spaß macht und setze deine eigenen Schwerpunkte". Ab dann hat sich irgendwie alles von selbst ergeben. Ich habe Physik und Mathe-Lk gewählt und es gab irgendwie nie ein Zweifel daran, dass ich Physik studieren würde.

Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung Physik zu studieren reagiert?

Meine Mitschüler/-innen konnten es natürlich nicht nachvollziehen, bis auf die Physik-Lkler - die auch fast alle ein Physik-Studium begonnen haben. Aber auch meine Familie war sehr überrascht: Kein Wunder, ich hatte ja wie gesagt vorher auch immer vorgehabt etwas in Richtung Sprachen zu machen. Aber dann bekam ich natürlich jede Unterstützung, die ich brauchte. Meine Eltern sind jetzt sehr stolz eine Diplom-Physikerin in der Familie zu haben.

Entspricht das Physik-Studium deinen Vorstellungen?

Ich glaube, so richtige Vorstellungen von einem Physik-Studium hatte ich gar nicht. Ich wusste, dass es anders wird und das es wohl wenige Frauen im Studiengang geben wird. Wenn ich jetzt zurückblicke, dann hat sich das Studium vor allem in der Eigenverantwortung von der Schule unterschieden. Niemand kümmert sich darum, ob man zu den Vorlesungen erscheint und wenn man die Übungszettel nicht macht, dann wird man dafür auch nicht wie bei nicht gemachten Hausaufgaben ermahnt. Und dann ist es natürlich auch deutlich schwieriger als in der Schule.

Würdest du noch einmal mit einem Physikstudium beginnen?

Ich denke schon, aber wahrscheinlich würde ich im Studium versuchen einiges anders zu machen. Hinterher ist man ja immer klüger, aber das strukturierte Lernen, wie ich es fürs Studium benötigte, habe ich in der Schule nicht gelernt und hätte ich mir früher beibringen sollen.
Manchmal denke ich mir, dass ich es mir auch leichter hätte machen können, damit ich mehr Freizeit gehabt hätte. Aber dann wiederum weiß ich, dass ich Herausforderungen liebe und mich wahrscheinlich in einem Ausbildungsberuf gelangweilt hätte.

Empfandest/Empfindest du es als Nachteil, wenige Mitstreiterinnen zu haben?

Manchmal fand ich es schon schade, dass es so wenige Frauen in der Physik gibt. Aber dafür haben eigentlich auch alle schon einmal das Interesse für die Physik gemeinsam, sodass einen immer etwas verbindet. Manche Dinge wären bestimmt anders gelaufen, wenn es gleich viele Studentinnen wie Studenten gegeben hätte - aber wer sagt denn, dass das immer schlecht ist? Die Jungs sind immer sehr nett zu uns gewesen und so war man auf mehrere Arten etwas besonderes.
Und unter den wenigen Physikerinnen habe ich einige meiner besten Freundinnen gefunden!!!

Weißt Du schon, wo Du später arbeiten möchtest?

Nicht genau, aber das ist auch gar nicht schlimm. Am Anfang meines Studiums konnte ich mir nichts anderes vorstellen, als erst einmal das Studium zu absolvieren. Während des Studiums habe ich dann meine Interessen in der Physik weiterentwickelt und mich für zwei Wahlfächer entschieden, die mir super viel Spaß gemacht haben und die ich sogar beide in meiner Diplomarbeit bearbeiten konnte.
Durch Zufall habe ich aber während meines Studiums eine Stelle als Studentische Hilfskraft im Schülerlabor MExLab Physik bekommen und habe trotz meiner vorgefassten Meinung "niemals Lehrerin" werden zu wollen entdeckt, wie viel Freude es mir bereitet meine Begeisterung für Physik weiterzugeben. Daher habe ich auch keine Sekunde gezögert, als ich die Möglichkeit zur Promotion im MExLab Physik erhalten habe. Nun arbeite ich sehr häufig mit Schülerinnen und Schülern und es macht mir viel Spaß.
Genauso wie sich durch Zufall ergeben hat, dass ich im MExLab Physik arbeite, vertraue ich darauf auch nach der Promotion genau das Richtige für mich zu finden: Es sollte auf jeden Fall irgendwo an der Schnittstelle zwischen Physik und Vermittlung von Physik sein. Der Rest wird sich ergeben.

Irgendeinen Tip für Studienanfänger/-innen?

Habt Durchhaltevermögen! Man kann nicht alles von Anfang an und immer sofort verstehen. Wichtig ist sich mit anderen zusammen den Herausforderungen zu stellen. Ohne Lerngruppe ist das Studium kaum zu schaffen. Aber es ist auch wichtig, dass man sich nicht von anderen Kommilitonen und ihren Leistungen blenden und einschüchtern lässt - manche können nämlich auch nur gut verstecken, dass sie es auch nicht wirklich verstehen.
Und vergesst nicht, dass es auch ein Leben neben dem Studium gibt: Hobbies, Sport, Freunde - nur so kann man auch mal abschalten und einen kühlen Kopf bewahren.