Allgemeines Physikalisches Kolloquium - WS 2013/14

Ort: 48149 Münster, Wilhelm-Klemm-Straße 10, IG 1, HS 2
Zeit: Donnerstag, 19.12.2013, 16 Uhr c.t.
Kolloquiums-Kaffe: ab 15:45 Uhr vor dem Hörsaal

leise rieselt der schnee, laut wummert der bass: Weihnachtsfeiern aus physikalischer, akustischer und audiologischer sicht

Prof. Dr. Birger Kollmeier, Universität Oldenburg, Exzellenzcluster "Hearing4all", Projektgruppe Hör-, Sprach- und Audiotechnik des Fraunhofer IDMT, Kompetenzzentrum HörTech und Medizinische Physik

Zur aktuellen Jahreszeit prallen die widersprüchlichen Anforderungen an unser Gehör besonders eklatant aufeinander: Höchste Empfindlichkeit bei leisen Geräuschen, riesiger Dynamikbereich mit großer Robustheit bei großen Lautstärken, und zugleich gutes Sprachverstehen auch in schwieriger akustischer Umgebung. Wie schafft unser Ohr an der Grenze des physikalisch Machbaren hier den Cocktail-Party-Effekt, d.h. die Fähigkeit sich auf Weihnachtsfeiern trotz diverser Ablenkungen auf ein bestimmtes Gespräch zu konzentrieren? Und wieso haben Schwerhörige genau in solchen Situationen die größten Probleme und werden dadurch leicht sozial isoliert? Welche Hilfen bieten Hörgeräte und Cochlea-Implantate, was unterscheidet sie vom MP3-Spieler und wieso haben sie sich in den letzten 10 Jahren so enorm verbessert?

Der Vortrag gibt einen Einblick in die Aktivitäten des Exzellenzclusters „Hören für alle/Hearing4all“, das den Bogen von den biophysikalischen Grundlagen des gestörten Hörvorgangs bis zur klinischen Anwendung und zu Hör-Assistenz-Systemen im täglichen Leben spannt. Dabei konzentriert sich der Vortrag auf die modellbasierte periphere Kompensation der „Verzerrungswirkung“ und die binaurale (zweiohrige) Kompensation des gestörten „Cocktail-Party-Effekts“. Anhand von Feldtests mit tragbaren Prototyp-Hörgeräten werden die neuen Verfahren erprobt, deren Ergebnisse auch akustisch demonstriert werden sollen. Diese Arbeiten zu binauralen Hörgeräten wurden mit dem deutschen Zukunftspreis 2012 ausgezeichnet.

Einladender: Prof. Dr. N.A. Stolwijk
Im Auftrag der Hochschullehrer des Fachbereichs Physik
Prof. Dr. N.A. Stolwijk