Allgemeines Physikalisches Kolloquium - WS 2013/14

Ort: 48149 Münster, Wilhelm-Klemm-Straße 10, IG 1, HS 2
Zeit: Donnerstag, 17.10.2013, 16 Uhr c.t.
Kolloquiums-Kaffe: ab 15:45 Uhr vor dem Hörsaal

Temperatur: Was ist das eigentlich?

Prof. Dr. Peter Hänggi, Institut für Physik, Universität Augsburg

Im Volksmund wird der Begriff der „Temperatur“ mit dem messbaren Wärmegrad eines Stoffes identifiziert. Aber schon da gibt es bekanntlich verschiedene Temperaturskalen: Von Fahrenheit, Réaumur, Celsius, etc., bis zur in Kelvin ausgedrückten „absoluten“ Temperatur. In der Thermodynamik wird die Temperatur als eine systemeigene Zustandsgröße eingeführt, die mit der Änderung der Wärmemenge als Funktion der Entropie (aber welche?), also der Unordnung des Systems, zusammenhängt. Im Rahmen der klassischen statistischen Physik gilt das Äquipartitionsprinzip, nach dem auf jeden energietragenden Freiheitsgrad im Mittel die gleiche thermische Energie entfällt. Damit kann man die Temperatur bequem auch über die Bewegungsenergie von Teilchen definieren.

Etwas komplizierter wird das Ganze im atomaren Bereich, dem Quantenregime: Dort verliert das Äquipartitionsprinzip seine Gültigkeit. Kürzlich wurde sogar behauptet, dass in speziellen Systemen aus kalten Atomen „absolute negative (!) Temperaturen“ unterhalb des absoluten Nullpunkts existieren. Noch komplizierter wird die Angelegenheit, wenn man Einflüsse der Relativitätstheorie beschreiben will. Selbst in Expertenkreisen ist oft nicht klar, was das für die Messung der Temperatur eines schnell bewegten Systems bedeutet. Ist ein bewegter Stab nun heißer oder kälter? Diese Frage beschäftigte schon Planck und Einstein und löste eine bereits über 100 Jahre andauernde Kontroverse aus.

Einladender: Prof. Dr. Stefan Linz
Im Auftrag der Hochschullehrer des Fachbereichs Physik
Prof. Dr. N.A. Stolwijk