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Siegel, Standards und Zertifikate – Lösung für Nachhaltigkeitsprobleme im Kaffeesektor?

ZIN-Mitglied Thomas Dietz untersucht im Rahmen des Forschungsprojekts TRANSSUSTAIN die Wirksamkeit von freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards in der Kaffeebranche. Im Artikel „Fairtrade? Bio? Für viele Kaffeebauern sind die Siegel ein Unglück“ von Marius Hasenheit, der am 13. August 2018 in der FAZ erschien, erläutert der Münsteraner Professor nun einige der Forschungsergebnisse des Projektes.

Der Artikel beleuchtet die Situation von Kaffeefarmen, die aufgrund des niedrigen Weltmarktpreises von Kaffeebohnen zurzeit dazu gezwungen sind, sich stark zu verschulden oder ihre Farmen aufzugeben. Um die Arbeits- und Lohnbedingungen zu verbessern, gründen sich lokale Initiativen und Kooperationen, welche den Kaffee unabhängig vom Weltmarktpreis direkt an die europäische Gastronomie verkaufen. Da dieser Zugang jedoch zumeist nur durch persönlichen Kontakt entstehen kann, stellen lokale Initiativen eine Seltenheit in der Kaffeeindustrie dar. Eine weitere Möglichkeit durch den Kaffeeanbau mehr Geld zu verdienen bietet die Zertifizierung des angebauten Kaffee als unter ökologischen oder sozialen Siegeln.

Thomas Dietz jedoch ist „skeptisch, ob sich Nachhaltigkeit und Lebensmittelversorgung mit Hilfe von Siegeln voranbringen lassen.“ (FAZ, 13.08.2018, Ausgabe 186) Die Untersuchung von zertifizierten und konventionellen Kaffeebauern in Honduras, Kolumbien und Costa Rica habe gezeigt, dass meistens bereits nachhaltig produzierende Bauern zertifiziert würden und die Umstellung konventioneller Kaffeefarmen nicht gefördert wird. Zudem werde zertifizierter Kaffee zwar zu höheren Preisen verkauft, aufgrund der geringeren Nutzung von Pestiziden und ihrer biologischen Alternativen komme es jedoch zu Ernteausfällen. Zudem kritisiert Dietz, dass die Kontrolle durch die Kooperativen wenig effektiv sei und auch Verstöße gegen die Vorgaben des Siegels nicht ausreichend geahndet würden. Er fordert „mehr Regulierung von der Politik, Geld von der Industrie und Druck von der Zivilgesellschaft“ (ebd.), um den Kaffeesektor tatsächlich nachhaltig umzubauen und die Situation der Bauern zu verbessern.

Quelle: Marius Hasenheit (2018): „Fairtrade? Bio? Für viele Kaffeebauern sind die Siegel ein Unglück“, IN: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ausgabe 186, S. 22.