Archiv für den Monat: Mai 2013

Publizieren & Urheberrecht

Gastbeitrag von Heike Seidel, Zweigbibliothek Chemie:

„Im vergangenen Monat wies ich auf die Stellungnahme des Deutschen Bibliotheksverbands zum Gesetzentwurf zur Änderung des Urheberrechts hin. Bemängelt wurde u.a. das Zweitveröffentlichungsrecht für AutorInnen erst ein Jahr nach der Erstveröffentlichung in einem Verlag. Diese Kritik wird von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen geteilt. Ausserdem weist die Allianz in einer gemeinsamen Erklärung vom 30. April 2013 darauf hin, das neue Zweitveröffentlichungsrecht solle nicht für mit öffentlichen Mitteln finanzierte Forschungstätigkeiten gelten. Damit würde Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Hochschulen für einen Teil ihrer Forschung die Zweitveröffentlichung verwehrt.

Obsolet wäre das Recht zur Zweitverwertung, würde alles im Open Acces publiziert. Dies wird aber wohl in absehbarer Zeit nicht der Fall sein, wie im Nature Special „The Future of Publishing“ zu lesen ist. Dort berichtet übrigens auch D. Butler über eine bisher unbekannte Form der Internetkriminalität: Den Identitätsdiebstahl von Zeitschriften. In der Folge überwiesen Autoren Publikationsgebühren vermeintlich an die Zeitschrift, das Geld landete jedoch auf den Konten Unbekannter in Armenien. (Aktuelles berichtete)

Obwohl die Akzeptanz noch zu wünschen übrig lässt, kommen immer wieder neue OA-Journale auf den Markt, so wie jetzt „Sustainable Chemical Processes“ auf der Chemistry Central Plattform. Weiterhin bieten kommerzielle Verlage ihren Autoren an, gegen ein Honorar einzelne Artikel frei zugänglich zu machen. Diese Projekte haben so schöne Namen wie „Open Access Articles“ (Elsevier, wo die zugehörige Webseite „sponsored articles“ heisst), „OnlineOpen“ (Wiley) oder „Open Choice“ (Springer). Alle haben gemeinsam, dass die Autoren zahlen – und die Abonnenten ebenfalls, denn die Zeitschriften selbst werden weiterhin im Abo vertrieben. Zahlen hier wissenschaftliche Einrichtungen nicht gleich dreifach: Die Wissenschaftler als Produzenten der Inhalte zahlen dafür, dass ihre Arbeiten in einer ansonsten nur Subsribenden zugänglichen Zeitschriften open access erscheinen, und ihre Universität zahlt im Zweifelsfall noch kräftig für das Zeitschriftenabo? Jedenfalls wird nicht ersichtlich, dass bei der Preisgestaltung für die Abonnements irgendwo berücksichtigt wird, wie viel eine Einrichtung bereits für die von ihren Wissenschaftlern eingebrachten Publikationen gezahlt hat.

Wer auch immer für die Veröffentlichungen zahlt, beklagt wird eine zunehmende „Schlampigkeit“ der eingereichten Arbeiten. Auf einer Konferenz im Mai 2013 berichtete Dr. Véronique Kiermer von der Nature Publishing Group über einen besorgniserregenden Anstieg von notwendigen Korrekturen zu publizierten Arbeiten. In den meisten Fällen seien nicht die dargestellten Ergebnisse korrekturbedürftig, wohl aber statistische Analysen, bearbeitete Abbildungen und die Beschreibung des experimentellen Aufbaus. Eine Studie aus dem Jahr 2011 habe gezeigt, dass nur etwa ein Drittel der untersuchten Forschungsergebnisse reproduzierbar waren. Nature will dem nun u.a. mit „Checklisten“ bezüglich der häufigsten Probleme entgegenwirken. Hier hilft es sicherlich, wenn diese Aspekte bereits in der Ausbildung von Wissenschaftler/innen Thema sind. Die Chemiker/innen der WWU können im Teilmodul „Computeranwendung und Informationskompetenz“ für diese Fragen zumindest sensibilisiert werden.“

Foto: Greg Klee / Kleedesign

Mehr als 10.000.000 medizinische Artikel

Mit Stand heute morgen gibt es nun mehr als 9.000.000 Volltexte in PubMed. Von den insgesamt 22,8 Mio. Datensätzen sind damit nun 37% als PDF oder HTML zugreifbar. 4 Mio sind (als Open Access) frei zugänglich, die restlichen 5 Mio. PubMed-Artikel hat die ZB Med für die Universität Münster lizenziert.

Achtung! Insgesamt stehen über die ZB Med mehr als die obigen 5 Mio. Artikel zur Verfügung. Sie finden aber nicht alle von uns lizenzierten Artikel in PubMed, da lediglich Volltexte von speziellen Verlagen dort angezeigt werden. Die restlichen Volltexte finden Sie nur über die Homepages der einzelnen Zeitschriften über die Zeitschriftensuche der EZB. Wenn man davon ausgeht, dass diese ca. 10-20% der über PubMed verzeichneten Volltexte ausmachen, stehen Ihnen nun mehr als 10 Mio. Zeitschriftenartikel im Volltext zur Verfügung.

Aufgepasst! Sham journals scam authors

Decan Butler wies kürzlich in Nature unter dem Titel Sham journals scam authors auf ein neues Betrugsmodell bei Open Access hin. Was war passiert?

Vermutlich iranische oder armenische Betrüger hatten Webseiten renommierter Wissenschaftszeitschriften gefakt, darunter Archives des Sciences (echte Webseite | Fake), Wulfenia (echte Webseite | Fake) und Bradleya. Die Schwindler kopierten dabei die Webseiten entweder bis ins Detail oder setzen eine neue, professionell ausschauende auf. Laut Nature waren die gefakten Seiten so gut gemacht, dass sie selbst Thomson Reuters hinters Licht führten, das die falschen Seiten daraufhin in seine Verzeichnisse für Zeitschriften und Impact Faktoren aufnahm.

Die Täuschung ging soweit, dass das Editorial Board um hochrangige Wissenschaftler ergänzt und aufgebläht wurde – eine Praxis, die auch von Bentham und anderen Verlagen bekannt ist.

Die Betrugsmache war Open Access, d.h. der Gewinn wurde über die Article Publication Charges erzielt: Die Fake-Journale verlangen mehr als 500 US-Dollar pro eingereichtem Manuskript. Der Betrag soll auf zwei Banken im armenischen Eriwan überwiesen werden.

UpToDate nun mit Fachgebiet Dermatologie

Die evidenzbasierte Informationsressource UpToDate wurde um das Fachgebiet Dermatologie erweitert. Das Angebot von UpToDate deckt nun insgesamt 21 Fachgebiete ab. Auf UpToDate kann innerhalb des Hochschulnetzes zugegriffen werden.

Die Erweiterung um das Fachgebiet Dermatologie ist das Ergebnis eines mehr als dreijährigen Kooperationsprojekts unter der Leitung von Dr. Jeffrey Callen, Editor-in-Chief von UpToDate im Bereich Dermatologie. Callen leitete ein Team führender Dermatologen zur Erweiterung und Zusammenstellung dermatologischer Inhalte aus allen wichtigen Gebieten einschließlich Allgemeinmedizin, Pädiatrie und Dermatochirurgie.

Die dermatologiespezifischen Inhalte von UpToDate eignen sich für Recherchen zu seltenen Erkrankungen und Behandlungen, pädiatrischen Fragestellungen und medikamentenbedingten Reaktionen. Auch für Ärzte anderer Fachgebiete (wie z. B. Rheumatologen oder Allergie- und Immunologiespezialisten) stellen die Dermatologie-Inhalte von UpToDate eine sehr gute Informationsquelle dar.

Wie alle UpToDate-Inhalte enthält das Fachgebiet Dermatologie von Experten geprüfte, evidenzbasierte Empfehlungen entsprechend den aktuellsten medizinischen Entwicklungen. Außerdem beinhaltet es praktische Informationen aus über 450 medizinischen Fachpublikationen wie zum Beispiel dem Journal of the American Academy of Dermatology, den Archives of Dermatology, dem British Journal of Dermatology und dem New England Journal of Medicine.


UpToDate® ist eine evidenzbasierte, von Ärzten erstellte Ressource zur Unterstützung der klinischen Entscheidungsfindung. Die mehr als 5.100 für UpToDate tätigen weltweit anerkannten Autoren (Ärzte), Redakteure und Fachrezensenten fassen die aktuellsten medizinischen Informationen zu (meist) evidenzbasierten Empfehlungen zusammen. Über 700.000 Kliniker in 158 Ländern verlassen sich auf UpToDate.

UpToDate ist Teil von Wolters Kluwer Health, einem weltweit führenden Anbieter von Informationen, Business-Intelligence- und Point-of-Care-Lösungen für die Gesundheitsbranche. Wolters Kluwer Health gehört zu Wolters Kluwer, einem marktführenden, weltweit tätigen Informationsdienstleister mit einem Umsatz von 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2012.

[aus einem Pressebericht von UpToDate]

Verbrannte Asche: Sigmund Freud in der ZB Med


Aug in Aug mit Sigmund Freud

Am Montag, dem 6. Mai, wurde die Ausstellung „Verbrannte Asche“ eröffnet. Anlässlich des 80. Jahrestages der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten zeigen ULB und AStA bis zum 31.5. gemeinsam ausgewählte Werke der damals als „undeutsch“ erachteten Autoren. Im Foyer am Krummen Timpen werden der Autor Erich Maria Remarque thematisiert sowie zentrale Informationen zu finden sein. In der Germanistik, der ZBSoz, der ZBMed, der Physik, der Kommunikationswissenschaft und der Anglistik werden weitere Bücher aus der Zeit vor 1933 und nach 1945 gezeigt. Ab Montag. 6. Mai, sind alle Informationen auch unter www.verbrannte-asche.de zu finden.

In der Zweigbibliothek Medizin wird der Autor Sigmund Freud thematisiert – offensichtlich mit großém Erfolg: Immer wieder sieht man Benutzer, die interessiert in den diversen Büchern und Schriften aus den Beständen der Bibliothek blättern.

Die aufwändige Arbeit zur Ermittlung des ursprünglichen Eigentümers eines Buches wird in folgendem Bericht beschrieben: „Die Biographie eines Buches„.

Foto: ULB Münster

Neue Datenbank: Coremine

Die Datenbank Coremine durchsucht unter dem Motto „Explore Connections, Build your Biomedical Mindmap“ diverse Quellen aus den Bereichen Medizin und Biologie (z.B. PubMed) unter Einbezug von kontrolliertem Vokabular mittels Data-Mining. Die Beziehungen der Begriffe sowie die Treffermengen werden in einer MindMap visualisiert, über die die Suche weiter verfeinert werden kann.

Neue Datenbank: Forschungsprojekte Pflege

Die interaktive Datenbank Forschungsprojekte des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) dient der Recherche von Forschungsprojekten zum Thema Pflege und Versorgung hilfe- und pflegebedürftiger Menschen in Deutschland. Neben dem Ziel, Wissen im Bereich Pflege zu bündeln und effizient nutzbar zu machen, soll ein Beitrag geleistet werden, um Forschungslücken zu identifizieren und neue Themenfelder im Bereich der Pflege aufzudecken. Zugleich soll die Datenbank als Plattform zum Erfahrungs- und Ideenaustausch innerhalb von Forschung und Praxis genutzt und die Vernetzung beteiligter Akteure gefördert werden.
Die Datenbank beinhaltet wissenschaftlich begleitete und evidenzbasierte Projekte und Studien im Bereich der Pflege und Versorgung hilfebedürftiger, pflegebedürftiger sowie behinderter Menschen in unterschiedlichen Versorgungs- und Pflegesituationen. Schwerpunkte bilden dabei folgende Themenbereiche:Prävention und Gesundheitsförderung, Pflege und Versorgung im Alter, Entwicklung neuer Pflegekonzepte und -strategien, Pflegeberatung, Patienteninformation und -edukation, Nutzerpräferenzen in der Pflege und Versorgung, Entwicklung, Erprobung und Evaluation von Pflegemethoden, Selbstmanagement, Empowerment und Partizipation, Pflegerische Bildungsforschung, Methoden und Konzepte der pflegerischen Qualitätssicherung und des pflegerischen Qualitätsmanagements.

Aufgenommen werden laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte innerhalb Deutschlands, die ab dem Jahr 2000 durchgeführt wurden. Die Datenbank kann durch Eingabe eigener Forschungsprojekte erweitert werden. Jeder Eintrag wird durch das ZQP redaktionell geprüft und freigegeben.

Gratis in der Campus App: Duale Reihe Innere Medizin

Die Campus-App vom Thieme-Verlag für den iPad wurde heute aktualisiert. Es erfordert iOS 5.0.1 oder neuer. Zwei Neuerungen sind zu verzeichnen: Zum einen wurde die App für das ipad Mini, den neuen Hit am Tablet-Himmel, optimiert. Zum anderen erhält man in der App die Duale Reihe Medizin gratis – nur für kurze Zeit.

Alle gedruckten (und Campus-kompatiblen) Thiemebücher verfügen nun über einen Rubbelcode. Damit kann man sich dann das entsprechende E-Book kostenlos in die App laden. Im Buchhandel also immer auf den Campus Sticker achten. Wenn man sich ein Buch in der Campus App kauft, gibt es allerdings kein gedrucktes Buch dazu – das war einmal.

Aktuell sind 7 Duale Reihen und 9 Kurzlehrbücher für die Campus App erhältlich.

Bitte beachten!

An der Universität Münster stehen Ihnen 32 Thieme-Lehrbücher über eine Jahreslizenz der ZB Med kostenfrei zur Verfügung. Diese können ebenfalls auf dem iPad genutzt werden, wenn man sich online und im Hochschulnetz befindet. Dazu ist keine App nötig, die Anzeige reagiert aber leider etwas zäh.

Ausstellung „Verbrannte Asche“

Am 6. Mai eröffnet die Universitätsbibliothek (ULB) die Ausstellung zur Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten, die gemeinsam mit dem Asta der WWU konzipiert und realisiert wurde.

6. Mai ab 18:30 Uhr im Hörsaal JO 1, Johannisstr. 4 (gleich hinter der Petrikirche).

Der Historiker Prof. Thamer wird einen Festvortrag halten zum Thema
Bücherverbrennung im Münsterland. Im Anschluss daran wird im Foyer der ULB ein Teil der Ausstellung zu sehen sein; weitere Teile werden in der Zweigbibliothek Sozialwissenschaften, der Zweigbibliothek Medizin und einigen Institutsbibliotheken aufgebaut sein.

Der Asta kündigt die Eröffnung der Ausstellung „Verbrannte Asche“ in der ULB und einigen Instituts- und Zweigbibliotheken mit den folgenden Worten an:

Auch in Münster verbrannten Studierende der Uni am 10. Mai 1933 öffentlich Bücher, welche sie zuvor an einem sog. Schandpfahl auf dem Domplatz angeprangert hatten. Diesem von Intoleranz geprägten Verbrechen an der Menschlichkeit, widmet sich nun die Ausstellung „Verbrannte Asche“, welche vom AStA in Kooperation mit der ULB organisiert wurde. Sie beleuchtet die historischen Ereignisse und benennt die Täter. Vor allem stehen aber die Autoren und Autorinnen, deren Bücher verbrannt wurden im Mittelpunkt. An sie wird erinnert und ihre Werke werden gewürdigt.

Einladung/Foto: Asta, Brigitte Nussbaum/ULB