Vehicle-to-Grid: die Schlüsseltechnologie für die Energie- und Mobilitätswende?
Die innovative Vehicle-to-Grid-Technologie ermöglicht es Elektroautos nicht nur, Strom aus dem Netz zu beziehen, sondern auch, die in den Batterien gespeicherte Energie – etwa bei Spitzenlast – in das Stromnetz zurückzuspeisen. Auf diese Weise können E-Autos eine effiziente Lösung sein, um Energie aus regenerativen Quellen kostengünstig zu speichern. Doch welche regulatorischen Hürden erschweren es, die Technik zu verbreiten? Und welche Infrastruktur und technischen Standards sind für einen flächendeckenden Einsatz erforderlich? Diesen Fragen gingen Dr. Christopher Hecht vom Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (RWTH Aachen) und Dr. Anica Mertins von der NOW GmbH (Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur) in der MEET Akademie Online am 20. November 2025 nach.
Stabilität fürs Stromnetz: E-Autos als dezentrale Speicher
Techniken wie „Vehicle-to-Home“ (V2H) oder „Vehicle-to-Grid“ (V2G) stabilisieren das Stromnetz und erhöhen den Autarkiegrad privater Haushalte, insbesondere V2G-Anwendungen waren aber bisher aus finanzieller Sicht nicht attraktiv. „Mit der aktuellen Entscheidung des Deutschen Bundestags, die sogenannte doppelte Netzentgeltpflicht zu kippen, wird bidirektionales Laden ab 2026 in Deutschland erstmals wirtschaftlich interessant“, erläuterte Hecht die neuesten Entwicklungen. Mit der Gesetzesreform fällt eine zentrale Hürde: Haushalte zahlen für Strom, welcher wieder eingespeist wird, keine Netzentgelte mehr und können damit das System während einer Spitzenlast stabilisieren. Zudem wird auch die doppelte Besteuerung, zunächst jedoch nur bei V2H, ab Januar 2026 entfallen. „Ähnliche steuerliche Reformen sollen ebenfalls für V2G durch die Bundesregierung geprüft werden“, prognostizierte Mertins in ihrem Vortrag.

Darüber hinaus sollen bis Ende des Jahres 20 % der Pflichteinbaufälle mit Smart Metern ausgestattet sein, die eine wesentliche technische Voraussetzung für das bidirektionale Laden sind. „Schritte wie diese ebnen den Weg für eine breite Markteinführung. Der politische Wille, möglichst vielen Anwender*innen bidirektionales Laden unkompliziert zu ermöglichen, ist derzeit groß,“ erläuterte Mertins. Damit die Technik jedoch noch verbraucherfreundlicher wird und sich am Markt etabliert, müssen die technischen Voraussetzungen in E-Autos und Ladestationen weiter standarisiert und notwendige Schnittstellen geschaffen werden, waren sich beide Referierenden einig.
Nächste MEET Akademie Frühjahr 2026
Im Frühjahr 2026 findet die 25. MEET Akademie Online statt. Es wird wieder ein spannendes Thema geben. Ausgerichtet wird die kostenfreie MEET Akademie vom MEET Batterieforschungszentrum der Universität Münster.
